Lotus: Folgt auf die Monaco-Pleite der Sieg in Kanada?

Nach der dürftigen Vorstellung in Monaco will Lotus in Kanada zurückschlagen - Der Kurs sollte dem E20 liegen, Kimi Räikkönen liebäugelt mit dem Sieg

(Motorsport-Total.com) - Lotus musste beim Grand Prix von Monaco einen Rückschlag hinnehmen. Die Truppe aus Enstone erwies sich diese Saison als enorm konstant, obwohl man nach wie vor dem ersten Saisonsieg hinterherläuft, doch im Fürstentum konnte Kimi Räikkönen als Neunter gerade einmal zwei WM-Punkte ergattern, während sein Teamkollege Romain Grosjean Opfer einer Startkollision wurde und somit ein weiteres Mal früh aus dem Rennen gerissen wurde. Dabei war der Franzose in Monaco das heißeste Lotus-Eisen, da er sich im Qualifying auf Startplatz vier gesetzt hatte.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Fans und Experten sind einer Meinung: Lotus ist reif für den ersten Sieg

Nun steht der Grand Prix von Kanada in Montreal auf dem Programm. Lotus strotzt jedenfalls vor Optimismus - Räikkönen glaubt, dass der Circuit Gilles Villeneuve dem E20 entgegenkommen könnte. Grundsätzlich gilt bei Lotus immer: je höher die Temperaturen, desto besser funktioniert der Bolide.

"Wir waren auf den meisten Strecken konkurrenzfähig und rechnen damit auch in Kanada", glaubt Räikkönen an ein starkes Wochenende. "Eine Einschätzung ist nach dem ersten Tag aber immer einfacher." Der Finne hat gute Erinnerungen an den Traditionskurs, der seit Anfang der 1980er-Jahre im Kalender ist: "Ich habe den Grand Prix von Kanada immer gemocht und dort 2005 gewonnen, daher habe ich gute Erinnerungen an Montreal. Die Stadt ist einer der besten Orte, die wir im Kalender besuchen. Ich genieße das Stop-and-Go-Layout des Kurses und die Herausforderung der Strecke."

Lotus liegt das Räubern über die Randsteine

Obwohl die Mauern, die sich wie in Monaco direkt neben der Piste befinden, kaum Spielraum für Fehler lassen, erkennt der Lotus-Pilot klare Unterschiede: "Es handelt sich um einen Straßenkurs, aber es gibt immer noch Plätze, wo man überholen kann, daher muss man nicht seinen gesamten Fokus auf das Qualifying legen wie man es in Monaco tut. Um in Kanada gut abzuschneiden, muss das Auto beim Bremsen stark sein, denn dieser Kurs ist sehr hart für die Bremsen."

"Zudem nutzt man die Randsteine, und unser Auto war in diesem Bereich bisher sehr gut. Auf diesem Kurs gibt es unterschiedliche Streckenbeläge, und es kann sogar vorkommen, dass sich der Belag im Laufe des Rennwochenendes verändert. Das ist interessant, da es zu unterschiedliche Gripniveaus kommt - eine weitere Herausforderung."

Räikkönen hat Sieg im Visier

Dazu kommt die hohe Wahrscheinlichkeit eines Safety-Car-Einsatzes, die das Rennen noch unberechenbarer macht. "Es gab wahrscheinlich keinen einzigen Kanada-Grand-Prix ohne Safety-Car", vermutet Räikkönen. "Wahrscheinlich wird das wieder passieren. Ein Safety-Car erschwert die Strategie, da man nie voraussagen kann, wann es kommen könnte. Wenn das Safety-Car zum Einsatz kommt, dann muss man hoffen, dass es zum richtigen Zeitpunkt passiert."

"Ich habe bereits mit anderen Teams Rennen gewonnen, und ich habe ein gutes Gefühl, dass Lotus zu starken Ergebnissen fähig ist." Kimi Räikkönen

Sollte das Timing also stimmen, dann könnte es endlich zum ersten heißersehnten Saisonsieg für die Lotus-Truppe kommen. Der Routinier aus Finnland hält dies nicht für abwegig: "Wir waren bisher überall schnell und wir waren auf dem Podest. Es ist schwierig, alles überall zum richtigen Zeitpunkt perfekt hinzukriegen, was aber nötig ist, um einen Grand Prix zu gewinnen. Ich habe bereits mit anderen Teams Rennen gewonnen, und ich habe ein gutes Gefühl, dass Lotus zu starken Ergebnissen fähig ist. Unsere Zeit wird kommen."

Grosjean ging Monaco-Pleite nahe

Während Räikkönen zuletzt immerhin punktete, musste Teamkollege Romain Grosjean den dritten Ausfall in der Anfangsphase im erst sechsten Rennen hinnehmen. "Das Rennen war für mich sehr kurz", bestätigt er. "Ich hatte nicht den besten Start, neben der Ideallinie staut sich in Monaco das Feld, was manchmal dazu führt, dass einfach nicht genug Platz da ist. So war es zumindest in meinem Fall, und mein Rennen war damit vorbei."

Der Franzose fiel nach der Enttäuschung von Monaco in ein kleines Loch, wie er offen zugibt: "Es war frustrierend. Ich habe wirklich ein paar Tage gebraucht, um meine Enttäuschung nach Monaco zu verarbeiten. Ich war so rasch aus dem Rennen, und es war mein Heimrennen, wo ich mich vor meinen Fans wirklich gut schlagen wollte. Wir hatten das Auto, um ein starkes Ergebnis einzufahren - das weiß jeder. Aber so ist der Motorsport manchmal." Grosjean wünscht sich nun nichts mehr "als ein ordentliches Rennen. Hoffen wir mal, dass das in Kanada der Fall sein wird und wir dort zeigen können, wozu wir imstande sind."

Neuland für Grosjean

Die Strecke auf der Ile de Notre Dame bedeutet für ihn Neuland: "Es wird mein erstes Mal in Kanada sein und daher eine weitere neue Erfahrung in diesem Jahr. Das bedeutet natürlich auch, dass ich zum ersten Mal auf dem Circuit Gilles Villeneuve fahren werde. Darauf freue ich mich, denn viele Fahrer haben gesagt, dass sie die Strecke mögen. Es handelt sich auch um eine Strecke, die keine Fehler verzeiht - das haben wir über die Jahre bei der Wall of Champions gesehen. Obwohl ich kein Formel-1-Weltmeister bin, werde ich dieser Stelle besonderen Respekt zukommen lassen."

"Ich habe wirklich ein paar Tage gebraucht, um meine Enttäuschung nach Monaco zu verarbeiten." Romain Grosjean

Dennoch gilt Grosjean als Pilot, der sich sehr rasch auf neue Strecken einschießen kann. "In den vergangenen Jahren scheine ich neue Strecken immer gelernt zu haben, also schätze ich, dass meine Herangehensweise nicht so schlecht ist", sagt er selbstbewusst. "Diese Saison ist aber auch sehr hilfreich, dass der E20 sehr gutmütig ist und wir ein sehr gutes Basissetup haben, das wir verfeinern können, wodurch wir unser Tempo steigern, anstatt ein schlecht balanciertes Chassis oder ein schwieriges Handling beim Auto kompensieren zu müssen."

Auch die Arbeit mit den Ingenieuren hilft ihm beim Erlernen neuer Strecken: "Ich arbeitete sehr eng mit dem Team und mit den Ingenieuren, um all die Anforderungen eines neuen Kurses zu verstehen - außerdem gibt es bei jeder Strecke Aspekte, die man von einer anderen Strecke kennt. Am Ende muss man einfach auf die Strecke gehen und schnell fahren."

Grosjeans Kampf gegen den Jetlag

Dass er dabei den Mauern sehr nahe kommen wird, stört ihn nicht: "Normalerweise mag ich Stadtkurse - ich war in Monaco gut in Schuss. Ich genieße den Nervenkitzel, den Mauern nahe zu kommen. Es gibt wirklich lange Geraden und einige harte Bremspunkte. Auch der Streckenbelag kann für Herausforderungen sorgen, wie wir schon in anderen Saisons gesehen haben - es wird also interessant, wie sich das Gripninveau für mich anfühlen wird. Am Ende kann auch das Wetter in Montreal ziemlich wechselhaft sein, wie wir im Vorjahr gesehen haben. Ich bin sicher, dass es ein herausfordernder und aufregender Grand Prix sein wird."

Davor muss er sich aber noch an die Zeitumstellung gewöhnen, denn Kanada liegt in einer anderen Zeitzone. Sein Plan: "Ich reise am Montag an, um den Jetlag zu bekämpfen. Manchmal ist diese Herausforderung an sich und einen guten Schlaf zu bekommen, so schwer wie das richtige Setup für das Auto zu finden. Ich freue mich darauf, Montreal zu erkunden, die Strecke zu lernen - und hoffentlich kann ich zur richtigen Zeit auch gut schlafen."