• 28.04.2011 12:53

  • von Peter Szczecinski

Lollipop-Mann über sein Debüt: "Es war schrecklich"

Darren Nicholls, Red Bulls Lollipop-Mann, erinnert sich an seine Anfänge in der Boxencrew und spricht über Versagensängste von damals

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2011 ist ein Jahr der Premieren: Indien trägt zum ersten Mal einen Grand Prix aus, Red Bull verteidigt zum ersten Mal beide WM-Titel und zum ersten Mal gibt es den verstellbaren Heckflügel. Ein weitere Veränderung zu den vorangegangenen Jahren sind die vielen Boxenstopps, die den Rennverlauf entscheidend prägen. Red Bulls Lollipop-Mann Darren Nicholls blickt auf sein erstes Mal mit dem Stop&Go-Schild zurück.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Seit 2000 ist Darren Nicholls der Lollipop-Mann im Team aus Milton Keynes

"Meinen ersten Boxenstopp als Lollipop-Mann hatte ich im Jahr 2000, als ich Chefmechaniker des Rennteams von Jaguar war. Es muss beim Saisonstart in Australien gewesen sein, was nicht besonders toll war, weil es eine der kleinsten Boxengassen im Rennkalender ist", erinnert sich Nicholls an sein erstes Formel-1-Wochenende. "Dort gibt es nicht viel Platz und es wird sehr hektisch, denn viele Kamerateams springen um einen herum."

Bei seinem Renndebüt fühlte er sich gar nicht wohl in seiner Haut. Viele Gedanken gingen ihm damals durch den Kopf und Versagensängste schlichen sich ein. "Nachhaltig in Erinnerung blieb die Angst. Es war schrecklich, und zwar nicht nur aus Sorge um mich, sondern weil ich für die Sicherheit der gesamten Crew verantwortlich war und entscheidenden Einfluss auf das Rennergebnis hatte", erklärt Nicholls seine damalige Gefühlslage. "Es war einer jener Momente, in denen du nur denkst: 'Bringe ja keinen ins Krankenhaus' und 'mache deine Arbeit so gut wie möglich'."

Für Nicholls war das erste Mal als Lollipop-Mann kein schönes Erlebnis. "Der erste Einsatz in der Boxengasse ist keine schöne Erfahrung. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, ob wir zuerst Eddie Irvine oder Johnny Herbert abgefertigt haben. In meinem Gedächtnis blieb aber, dass wir uns lange auf den ersten Boxenstopp vorbereitet haben. In diesen Momenten gehen dir viele Sachen durch den Kopf und du spielst alle möglichen Szenarien durch", lässt Nicholls seinen ersten Arbeitstag in der Boxencrew nochmals Revue passieren.

"Ich erinnere mich, wie ich danach in die Garage zurückging und alles nur sehr vage wahrgenommen habe. Die sieben oder acht Sekunden, die man damals mit dem Nachtanken benötigte, waren wie im Flug vergangen. Du denkst dann nur: 'War das alles?' und läufst zurück", beschreibt Red Bulls Lolipop-Mann seine Gefühlswelt nach dem ersten Boxenstopp seiner Formel-1-Karriere.

In eine vergleichbare Situation kam Nicholls im vergangenen Jahr in Ungarn, als er bei Mark Webbers Sieg mit auf das Podium durfte. "Es war eine ziemlich ähnliche Erfahrung. Du weißt, dass du dort oben bist, aber stehst irgendwie neben dir", erläutert der Red-Bull-Mechaniker im Hinblick auf die Siegerehrung am Hungaroring. "Man sieht, wie die Jungs unten feiern, aber du kannst es nicht wirklich wahrnehmen - genau wie damals."