Lockerer Heckflügel bei Ocon: McLaren hat noch Redebedarf
McLaren möchte noch einmal darüber diskutieren, ob man gefährliche Situationen wie den losen Heckflügel bei Esteban Ocon wirklich den Teams überlassen sollte
(Motorsport-Total.com) - McLaren-Teamchef Andrea Stella möchte gerne noch einmal darüber diskutieren, ob man den Teams wirklich freie Hand lassen sollte, ob sie beschädigte Autos weiter im Rennen lassen oder nicht. Anlass ist die Situation beim Formel-1-Rennen in Kanada am vergangenen Wochenende, als Lando Norris in der Schlussphase hinter Esteban Ocon herfuhr.

© Motorsport Images
Der Heckflügel von Esteban Ocon stand in Kanada im Fokus Zoom
Der Franzose hatte an seinem Alpine einen deutlich wackelnden Frontflügel, was Norris dazu veranlasste, sich auf der Gerade immer zu ducken, weil er Angst hatte, dass er den losen Flügel abbekommt. "Das war schon extrem", sagt Stella.
Alpine holte Ocon nicht an die Box, weil das Team laut Teamchef Otmar Szafnauer sicher war, dass der Heckflügel nicht abfallen kann. Stella sagt jedoch, dass McLaren sein Auto im gleichen Fall wohl an die Box geholt hätte.
"Du musst die Konstruktion deines Autos kennen. Du musst einschätzen, was nicht in Ordnung ist. Dann musst du dich fragen: Hätte ich mein Auto und meine Komponenten in diesem Zustand ausgefahren? Die Antwort lautet höchstwahrscheinlich: Nein, das hätten wir nicht", sagt er.
Teams dürfen selbst entscheiden
Im Vorjahr hätte die FIA das Auto mit ziemlicher Sicherheit mit der sogenannten Spiegelei-Flagge an die Box gezwungen, doch nach einem Vorfall rund um Alpine in Austin, bei dem das Haas-Team erfolglos Protest eingelegt hatte, wurde festgelegt, den Teams die Entscheidung zu überlassen, weil sie wissen, ob das Auto sicher ist oder nicht.
Das sieht Stella aber als Problem, weil dadurch "ein Gefühl der Verantwortung" entstehe, "das jedes Team anders interpretieren kann".
Er hofft stattdessen, dass die FIA-Beauftragten oder die Rennleitung eingreifen, wenn sie der Meinung sind, dass ein Auto potenziell eine Gefahr darstellen könnte. "Wir werden sicherlich die Frage stellen, was sie sich dabei gedacht haben, wie sicher die Situation war", kündigt Stella an.
Im konkreten Fall wird aber nichts weiter passieren, da das Auto von Ocon die Untersuchungen nach dem Rennen bestanden hat.
Stella sieht Interessenskonflikt
Dennoch würde Stella gerne beim nächsten Treffen der Sportlichen Beratungsgruppe der Formel 1 noch einmal darüber reden, ob sicherheitsrelevante Angelegenheiten wie diese wirklich immer in den Händen der Teams liegen sollten.
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"Das ist ein heikles Thema, denn wenn Teams an einem Wettbewerb teilnehmen, stehen sie in einem Interessenkonflikt, was die Sicherheit aller Beteiligten und die Maximierung des Ergebnisses angeht", sagt er. "Diese Debatte verdient mehr Zeit, und ich bin sicher, dass sie beim nächsten Treffen der Sportlichen Beratungsgruppe erneut zur Sprache kommen wird."
"Lando hat ein paar Mal gesagt, dass es nicht schön ist, wenn man einem Auto mit einem wackelnden Heckflügel folgt, der einen treffen kann, aber es passiert irgendwie nichts."


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