Kein Undercut mehr: Wird das ein Faktor beim Heizdecken-Voting?

Wenn die Teams über die Heizdecken für 2024 entscheiden, wird nicht nur die Sicherheit eine Rolle spielen, sondern auch der Einfluss auf das Racing, glaubt Pirelli

(Motorsport-Total.com) - Wenn die Formel-1-Teams im kommenden Monat darüber entscheiden, ob die Heizdecken für die Reifen 2024 abgeschafft werden, spielt neben der Sicherheit auch der Einfluss auf das Racing eine große Rolle, glaubt man bei Reifenhersteller Pirelli.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Manager Mario Isola

Mario Isola steht mit Pirelli vor wichtigen Wochen der Entscheidung Zoom

Die Italiener haben in dieser Saison bereits einen Regenreifen eingeführt, der ohne Heizdecken funktionieren soll, ein entsprechender Intermediate wurde kürzlich aber abgelehnt. Bald steht aber die wichtigste Entscheidung an: Ob die Formel 1 in der kommenden Saison auch bei den Slicks auf die Heizdecken verzichtet wird.

Darauf hat Pirelli schon eine Weile hingearbeitet und auch die Temperaturen der Reifenwärmer schrittweise gesenkt. Das letzte Wort haben nach einigen Tests aber die Teams.

Bislang drehte sich die Frage vor allem um die Sicherheit, weil viele Fahrer hinterfragen, ob das Risiko von mehr Unfällen auf kalten Reifen es wert ist, um ein bisschen Geld bei den Heizdecken zu sparen. Pirelli selbst ist zuversichtlich, dass sein Produkt sicher ist, doch Mario Isola sieht noch einige andere Faktoren in der Diskussion.

"Für uns steht die Sicherheit an erster Stelle und wir werden keinen Reifen anbieten, der nicht sicher ist", betont der Pirelli-Manager. "Aber die Show ist wichtig, und wir müssen bei dieser Analyse auch verstehen, welche Auswirkungen es hier gibt, nicht nur im Warm-up, sondern auch in Bezug auf den Grad des Abbaus, den Spitzenwert der Haftung und diese Art von Elementen."

"Wir müssen zusammen mit der FIA und der Formel 1 einige Rennen und Rennsituationen simulieren, um zu sehen, welche Strategien es gibt und so weiter. Es kann sein, dass wir feststellen, dass jeder aus vielen Gründen zu einem Ein-Stopp-Rennen gedrängt wird."

Kein Undercut mehr

Eine bekannte Charakteristik aus der Formel 1 ist die Macht des Undercuts. Wer früher in die Box fährt, kann gegenüber einem Konkurrenten einen Vorteil haben und ihn so überholen, weil das Auto auf frischen Reifen schneller ist.


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Aber: Das könnte sich mit kalten Reifen ändern, weswegen die Fahrer etwas konservativer mit Boxenstopps umgehen könnten. "Ich weiß, dass die Fahrer nicht glücklich sind, weil dies eine große Veränderung ist und sie ihre Vorgehensweise ändern müssen", sagt Isola.

"Wir wissen, dass der Undercut nicht mehr funktioniert, also wird es eine andere Situation sein. Deshalb beobachten wir bei unseren Entwicklungstests zum Beispiel auch die Out-Lap-Sektoren, Sektor für Sektor, um zu verstehen, was es gleich zu Beginn des Runs für einen Unterschied in Form von Sekunden pro Runde oder Sekunden pro Sektor gibt."

Gleiche Charakteristik unmöglich

Laut Isola sei es unrealistisch, einen Reifen zu erwarten, der genauso funktioniert wie der aktuelle. "Das ist unmöglich", winkt er ab. "Aber es ist nicht nur für uns unmöglich, es ist für jeden unmöglich, denn wenn man mit einem kalten Reifen auf die Strecke geht, kann man nicht den gleichen Grip haben, den man jetzt mit 70 Grad Reifentemperatur hat."


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"In Bahrain braucht man vielleicht nur eine Kurve, weil der Asphalt sehr aggressiv ist, die Temperatur hoch und das Layout hilft, Energie in den Reifen zu stecken. Aber in Monaco wird es mehr brauchen. In Spielberg wird es mehr brauchen. Es ist also ein anderer Ansatz", so der Italiener.

Die Teams werden nach einem letzten Test in Silverstone nach dem Großbritannien-Grand-Prix über das Verbot der Heizdecken abstimmen. Allerdings ist schon jetzt davon auszugehen, dass die Teams gegen eine Abschaffung stimmen werden.