• 13.11.2005 14:37

  • von Fabian Hust

Liuzzi und Klien hadern mit dem Rotationssystem

Weder Liuzzi noch Klien sind mit dem Rotationsprinzip zufrieden, das Red Bull Racing letzte Saison angewandt hat

(Motorsport-Total.com) - Wie gut ist Vitantonio Liuzzi als Formel-1-Pilot wirklich? Es gibt wohl keinen Experten, der für eine verlässliche Auskunft seine Hand ins Feuer legen würde. Mit vielen Vorschusslorbeeren war der Ex-Kart-Weltmeister in die Formel 1 gekommen, doch der ehemalige Formel-3000-Champion durfte nur vier Grands Prix fahren - aus der ursprünglich geplanten Fifty-Fifty-Teilung der Saison mit Christian Klien wurde nichts.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzz und Christian Klien

Zu Saisonbeginn war die Welt noch für Klien und Liuzzi in Ordnung...

"Ich konnte in diesem Jahr nur 60 Prozent von dem zeigen, was möglich gewesen wäre, wenn die Dinge anders gelaufen wären", so der Italiener gegenüber 'GrandPrix.com'. "Man kann in vier Rennen und im Training am Freitag nicht alles zeigen. Man muss jenem Programm folgen, das für das Team am besten ist, die Reifen aussuchen und so weiter. Du kannst nicht zeigen, was du in Bezug auf die absolute Rundenzeit leisten kannst und niemand weiß, was du wirklich getan hast. Keiner kann die Karriere eines Fahrers anhand von vier Rennen beurteilen."#w1#

Auch Klien ist rückblickend nicht ganz zufrieden

Christian Klien und Vitantonio Liuzzi

...doch schlussendlich spielte das Team Klien den Ball zu... Zoom

Selbst Christian Klien, der ja schlussendlich viel mehr Rennen bestreiten konnte, war mit dem rotierenden System, das das Team zu Saisonbeginn angewandt hat, nicht zufrieden: "Mein größtes Problem war in diesem Jahr mein Teamkollege. Wir mussten das Auto und die Tests bis zur Saisonmitte teilen. Du warst dir nie sicher, ob du das nächste Rennen bestreiten kannst und das gestaltete es sehr schwierig, sich mental vorzubereiten. Das war auch für ihn so, vielleicht war es für ihn das größere Problem, denn ich war derjenige, der die meiste Zeit über fahren durfte."

Kommendes Jahr muss sich Liuzzi wohl mit einem Platz bei Squadra Toro Rosso zufrieden geben, während Klien als erfahrender Fahrer für Red Bull Racing an den Start gehen dürfte: "Ich fuhr nicht ausreichend Rennen", verteidigt sich der Italiener. "Man braucht im Auto Erfahrung. Diese kann man sich nicht kaufen. Ich bin mit den ersten vier Rennen, die ich fuhr, sehr zufrieden, aber ich denke, dass da in Zukunft noch viel mehr kommen wird."

Doch der 24-Jährige wird seinen Kopf nicht in den Sand stecken, denn auch andere Fahrer wie Kimi Räikkönen und Fernando Alonso hätten in der ersten Saison keinen exzellenten Eindruck hinterlassen, meint der Rennfahrer aus Locorotondo: "Man muss im richtigen Moment im richtigen Auto sitzen."

Klien sieht sein Potenzial nicht maximal ausgeschöpft

Christian Klien und Vitantonio Liuzzi

...aber Liuzzi versuchte trotzdem einen kühlen Kopf zu bewahren... Zoom

Auch Christian Klien schätzt, dass er in der abgelaufenen Saison nicht das Maximum hat zeigen können, vielleicht 80 Prozent, weil er die Rennen und die Tests zu Saisonbeginn mit seinem Teamkollegen teilen musste: "Und wenn es dann darum ging, gegen David Coulthard zu fahren, war das wirklich hart für mich. Als ich dann in der zweiten Saisonhälfte zurückkehrte, so fuhr ich die meisten Rennen und ich denke, dass ich vielleicht mit 90 bis 95 Prozent des Optimums gearbeitet habe."

Seine Theorie untermauert der Österreicher mit seinen tatsächlich starken Qualifyings in Sao Paulo, Suzuka und Shanghai: "Je mehr Erfahrung du hast, desto bessere Arbeit kannst du leisten." Schwierig sei es hingegen gewesen, das Auto in Imola an Liuzzi zu übergeben: "Es war sehr schwierig, einen Schritt zurück zu machen und in den folgenden vier Rennen zuzuschauen."

Liuzzi über die Entscheidung seines Teams enttäuscht

Vitantonio Liuzzi und Christian Klien

...auch wenn er nicht zeigen konnte, wie gut er Formel-1-Auto fahren kann... Zoom

Liuzzi hatte hingegen bis zu Schluss gehofft, dass das Team sein Versprechen von vor dem Saisonstart einlösen wird und er zum Schluss der Saison noch einmal zu Einsatz kommen wird, doch das Team entschied sich anders, was für ihn "die größte Enttäuschung" der Saison war. "Aus Marketinggründen oder warum auch immer haben sie es vorgezogen, Christian fahren zu lassen. Und dann dachten sie, dass es in Bezug auf die WM-Wertung besser ist, so weiterzumachen."

Klien und Liuzzi hoffen auf einen Platz bei Red Bull Racing

Vitantonio Liuzzi und Christian Klien

...und man sich im Team für alles nur nicht für ihn interessierte... Zoom

Noch ist nicht offiziell bekannt, welcher der beiden Fahrer bei Red Bull Racing fahren darf und wer sich mit dem Platz bei Squadra Toro Rosso begnügen muss. Klien räumt sich "ziemlich gute Chancen" ein, schließlich habe sich das Team auch entschieden, ihn den Großteil der Saison über einzusetzen.

Doch Liuzzi gibt die Hoffnung nicht auf: "Alle reden davon, dass ich bei Minardi bin und wie gut es wäre, einen Italiener in einem italienischen Team zu haben, aber es ist noch nicht entschieden. Sie müssen schauen, was das Beste für das Team und das Beste für meine Karriere ist. Ich hoffe immer noch auf ein Cockpit bei Red Bull Racing und ich denke, dass wir Punkte und Podiumsplatzierungen einfahren können."