Liuzzi: "Es gibt überhaupt keinen Konflikt"
Vitantonio Liuzzi ist zwar nach wie vor der Meinung, dass ihm Gerhard Berger nicht gerade geholfen hat, wütend ist er deswegen aber nicht
(Motorsport-Total.com) - Vor der Einführung der GP2, deren erste drei Champions - Nico Rosberg, Lewis Hamilton und Timo Glock - heute allesamt als große Formel-1-Talente gelten, gewann Vitantonio Liuzzi in überlegener Manier die damalige Formel-3000-Meisterschaft. Dreieinhalb Jahre nach diesem Triumph ist der ehemalige Kart-Weltmeister aber nur noch Testfahrer bei Force India.

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Vitantonio Liuzzi hat mit seiner Zeit bei Toro Rosso endgültig abgeschlossen
In einem Interview hatte er sich unlängst darüber beschwert, dass ihm innerhalb der Red-Bull-Organisation die Herren Gerhard Berger und Adrian Newey nie eine faire Chance gegeben haben, die beiden dafür auch entsprechend kritisiert. Bei den Testfahrten in Jerez in dieser Woche blieb der Italiener zwar grundsätzlich bei seinen Aussagen in der italienischen Presse, aber er relativierte das angeblich schlechte Verhältnis zu Berger und Newey.#w1#
Verhältnis zu Berger wurde besser
"Am Jahresende", sagte er über Toro-Rosso-Teilhaber Berger, "war unser Verhältnis sogar ziemlich gut. Am Saisonbeginn war es aber ehrlich gesagt schwierig - da hat es schon Spannungen gegeben. Danach bauten wir aber ein sehr gutes Verhältnis bis zum Ende der Saison zueinander auf. Die Resultate haben das ja auch gezeigt." Zu jenem Zeitpunkt waren aber längst Sebastian Vettel und Sébastien Bourdais für 2008 bestätigt.
Natürlich ärgert es Liuzzi, dass er vor die Tür gesetzt wurde, andererseits trauert er der Vergangenheit aber nicht mehr nach: "Gerhard hatte schon immer im Kopf, dass er Sébastien Bourdais für 2008 haben möchte. Die Tatsache, dass dann Sebastian Vettel zur Saisonhälfte eingestiegen ist, hat mir nicht gerade geholfen. Aber Berger hatte das Gefühl, das sei die bessere Entscheidung - schade nur, dass ich Red Bull verlassen musste. Aber ich bin deswegen nicht wütend."
"Gerhard und Franz (Tost, Teamchef; Anm. d. Red.) waren bestimmt nie große Fans von mir und wollten für die Zukunft andere Möglichkeiten ausloten. Aber ich bereue keine Sekunde meiner zwei Jahre bei Toro Rosso", gab der 26-Jährige zu Protokoll. Das Verhältnis zu den beiden sei nun wieder intakt: "Es gibt überhaupt keinen Konflikt. Es gehört zum Formel-1-Business, dass man zur einen Tür rein- und zur anderen wieder rausgeht."
Wegen Vettel war kein Platz mehr
Heute weiß Liuzzi, dass sein Abschied von Toro Rosso mit Vettels Ankunft beim Ungarn-Grand-Prix schon besiegelt war, denn damit war klar, dass Vettel für 2008 an Bord kommen würde - und die Option Bourdais hatten Berger und Tost zumindest geistig schon lange davor gezogen. Dabei hatte Liuzzi gegen Vettel durchaus gut ausgesehen und zuvor auch den Amerikaner Scott Speed sicher im Griff gehabt.
"Scott und ich begannen gemeinsam als Rookies", erinnerte sich Liuzzi im Force-India-Motorhome. "Es war daher schwierig, unseren tatsächlichen Speed einzuschätzen. Daher war es gar nicht schlecht, als Sebastian zu uns kam, denn er wurde sehr hoch eingeschätzt und die Leute konnten sich ein besseres Bild machen. Mir hat er nicht geschadet. Die Leute realisierten im Gegenteil, dass auch ich viel Potenzial habe."
Vergebliches Warten auf Red Bull Racing

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Diese Herren sollen Liuzzi blockiert haben: Adrian Newey und Gerhard Berger Zoom
Vielmehr ärgert den Italo-Playboy im Nachhinein, dass er trotz seiner guten Beziehung zu Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz nie die Chance bekam, sich als permanenter Stammfahrer im A-Team des Energydrink-Herstellers zu etablieren. Gerade im ersten und zweiten Jahr nach der Jaguar-Übernahme stand dies mehrfach zur Diskussion, aber nicht zuletzt dank des österreichischen Passes erhielt Christian Klien damals den Vorzug.
"Den Plan, dass ich zu Red Bull Racing gehe, hat es ein paar Mal gegeben, aber ich denke, ich habe einige Leute im Team einfach nicht von mir überzeugt. Adrian war einer davon", spielte Liuzzi auf Stardesigner Newey an, den er genau wie Berger kritisiert hatte. "Es ist nicht so, dass er mich blockiert hätte, aber er war nicht von mir überzeugt. Das ist alles. So etwas gehört dazu - und noch einmal: Ich bin deswegen nicht verärgert."

