• 27.11.2006 18:11

  • von Fabian Hust

Lewis Hamilton und der Hype um seine Hautfarbe

In den Augen von Formel-1-Neuling Lewis Hamilton und Teamchef Ron Dennis spielt Hamiltons Hautfarbe keine Rolle - oder doch?

(Motorsport-Total.com) - Mit Lewis Hamilton hat das McLaren-Mercedes-Team zumindest aus Marketing-Sicht einen Coup gelandet. Ob der junge Brite auch den Anforderungen auf der Strecke gewachsen sein wird, bleibt vorerst abzuwarten, auch wenn ihm die meisten Experten eine rosige Zukunft vorhersagen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton: Noch kein Rennen gefahren, aber schon in den Schlagzeilen

Seit Ende September weiß der 21-Jährige, dass er in der kommenden Formel-1-Saison an der Seite von Weltmeister Fernando Alonso ins Rennen gehen wird, die Öffentlichkeit erfuhr es erst am vergangenen Freitag.#w1#

Hamilton hofft, dass er wie Tiger Woods im Golfsport jede Menge neuer Fans in die Formel 1 locken kann, ist er doch der erste dunkelhäutige Pilot in der "Königsklasse des Motorsports". Narain Karthikeyan zeigte, wie sehr man die heimischen Massen begeistern kann, wenn man als erster Landsmann in die Formel 1 einsteigt. Der Inder ging in der Saison 2005 für das Jordan-Team an den Start.

"Daran denke ich wirklich nur, wenn mich die Leute darauf ansprechen", erklärte Hamilton von Journalisten auf seine afro-karibische Herkunft angesprochen. "Ich fühle mich wie jeder andere Fahrer dort draußen, für mich ist es ein Traum, in die Formel 1 einzusteigen."

Dennoch möchte der junge Rennfahrer etwas bewirken: "Ich hoffe, dass ich einen gewissen Einfluss haben kann, dass ich andere ethnische Gruppen dazu ermutigen kann, in den Sport involviert zu werden. Er ist nicht nur für eine Gruppe von Menschen da, er kann für alle da sein."

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton eilte schon als Formel-3-Fahrer von Sieg zu Sieg Zoom

Schon als Hamilton die Junior-Formel-Serien dominierte, tauchte in den Medien erstmals die Verbindung zum erfolgreichen dunkelhäutigen Profi-Golfer auf. Der Nachfahre von Emigranten aus Grenada wurde von nun an als "Tiger Woods des Motorsports" betitelt.

"Wir sind uns absolut bewusst, dass die Farbe von Lewis als Schlagzeile dienen oder sicherlich Inhalt des ersten Satzes einer Geschichte sein wird, die heute oder in der Zukunft veröffentlicht werden wird", so Teamchef Ron Dennis. "Aber für uns ist das unerheblich. Er ist nun schon seit neun Jahren Mitglied der McLaren-Mercedes-Familie. Die Hautfarbe hat sicherlich nicht für oder gegen ihn gesprochen."

Dass ihn die Medien bereits lange Zeit vor seinem Einstieg in die Formel 1 zum "Tiger Woods des Motorsports" ernannten, empfindet Dennis als Kompliment für seinen jungen Fahrer, der in der abgelaufenen Saison den Titel in der GP2 einfuhr. "Aber das ist im Hinblick auf unsere Ziele nicht relevant. Er ist in unserem Team, weil er sich diese Chance verdient hat, nicht weil mit seiner Hautfarbe etwas Positives oder Negatives verbunden ist. "

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton feilt der zeit ausgiebig an seiner Fitness Zoom

Damit der Rennfahrer diese Chance auch nutzen kann, hält er sich derzeit vier Stunden am Tag im Trainings-Center bei McLaren auf, zudem wird er auch psychologisch betreut, um dem enormen mentalen Druck gewachsen zu sein. Hierbei hilft ihm ein Trainer des finnischen Olympia-Teams.

"Ich habe keine Angst, Fehler zu machen, ich weiß, wie hart die Herausforderung ist", gibt sich Hamilton gelassen. "Was ich aber tun kann ist, sicherzustellen, dass ich mich rundum auf die ersten Rennen vorbereitet habe. Aber man muss Fehler machen, um zu lernen, und um ein besserer Fahrer zu werden."

Lernen ist ein gutes Stichwort, Teamchef Ron Dennis ist diesbezüglich von seinem neuen Fahrer sehr angetan: "Er hat den Willen, Ratschläge anzunehmen. Er ist ein junger Mann, der absolute Fitness zeigt. Bei den absolvierten Tests hat er sich schon als besser erwiesen als andere Fahrer, die wir gehabt haben."

Lewis Hamilton

Hamilton bekommt mit Alonso eine schwer zu knackende Nuss als Teamkollege Zoom

Auch die Tatsache, dass er mit Alonso einen zweimaligen Weltmeister an der Seite haben wird, bereitet ihm keine Sorgen: "Es ist positiv, einen solch starken Teamkollegen zu haben. Darüber mache ich mir keine Sorgen. Er tut das, was er tut, nämlich wirklich gut fahren. Und ich gebe mein Bestes und versuche, vielleicht mit ihm mitzuhalten."

Bisher hat Hamilton mit Alonso noch nicht über seine Verpflichtung gesprochen, allerdings hat sich der Renault-Star am Rande des Großen Preises der Türkei bei seinem zukünftigen Teamkollegen sogar selbst vorgestellt, was dieser als "schöne Überraschung" bezeichnet: "Ich aß mit meinem Vater zu Abend und Fernando war gerade dabei, das Restaurant zu verlassen, kam zu mir rüber und stellte sich selbst vor. Aber wir haben nicht allzu viel geredet."

Er selbst hat sich für das kommende Jahr keine Ziele gesetzt, außer die bestmögliche Leistung zu zeigen und von Alonso so viel wie möglich zu lernen. Als "Schlüsselfaktor" sieht Hamilton dabei die Tatsache an, dass er dank der Änderung im Reglement am Freitag vor Ort an der Rennstrecke ausgiebig testen kann, weil die Teams mehr Reifen nutzen können und den Motor vor dem Training am Samstag noch einmal austauschen dürfen.

Lewis Hamilton

Fehler gehören dazu, denn aus ihnen lernt man, findet Hamilton Zoom

Mit seinem Formel-1-Debüt wird sich Hamilton einen lang gehegten Traum erfüllen können. Im Alter von sechs Jahren verfolgte er Ayrton Sennas Rennen im McLaren: "Da wusste ich bereits, dass ich dies eines Tages tun möchte. Ich weiß, dass auf mich ein sehr großer Druck lasten wird, aber den meisten Druck werde ich mehr selbst machen."

In Großbritannien freut man sich bereits auf das neue Duell Jenson Button gegen Lewis Hamilton. Bisher war Button der Liebling der Engländer, doch nun könnte ihm Hamilton diesen Status streitig machen: "Es wird von Beginn an zwischen Button und Hamilton eine Rivalität gegeben", zeigt sich Ex-Formel-1-Weltmeister Damon Hill gegenüber der 'Daily Mail' überzeugt.

Jenson Button, der in der vergangenen Saison endlich den lang ersehnten ersten Sieg einfahren konnte, ist sich dieser Situation bewusst: "Wir sind hier um zu arbeiten, und wir sind hier, um uns gegenseitig zu schlagen. Wir sind nicht hier, um Freunde zu werden." So sympathisch wie Hamilton auch ist - das wird ebenfalls nicht sein primäres Ziel sein.