• 14.04.2007 22:59

  • von Fabian Hust

Lewis Hamilton: Der "Tiger" mit Biss

McLaren-Mercedes-Rookie Lewis Hamilton wird von vielen schon nach zwei Rennen als der neue Superstar der Formel 1 gefeiert

(Motorsport-Total.com) - Für Lewis Hamilton verlief das Formel-1-Debüt besser, als er sich das im Vorfeld erwartet hatte. Von Anfang an konnte er mit Teamkollege Fernando Alonso mithalten, stahl dem Weltmeister beim Saisonauftakt in Melbourne sogar die Schau. Nach einem dritten Platz in Australien folgte ein zweiter Rang in Sepang und erneut Rang zwei in der Qualifikation in Bahrain - zwei Plätze vor dem Spanier.

Titel-Bild zur News: Anthony und Lewis Hamilton

Lewis Hamilton mit seinem Vater Anthony: Ein erfolgreiches Duo

In Großbritannien spricht man nur noch vom "Tiger" - in Anlehnung an den ebenfalls dunkelhäutigen Golf-Sport-Dominator Tiger Woods. Der 22-Jährige hat die Formel 1 im Sturm erobert, denn mit seiner lockeren und offenen Art kommt er sympathisch rüber - von Arroganz keine Spur.#w1#

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton kommt bei den Leuten sympathisch rüber Zoom

"Von sowas nehme ich gar nicht allzu viel Notiz", meint der Brite auf seinen neuen "Spitznamen" angesprochen. "Ich bin nicht Tiger Woods, ich bin Lewis Hamilton, ich bin völlig anders. Ich denke, dass er ein sensationeller Athlet ist und es ist eine Ehre, mit jemandem wie ihn verglichen zu werden. Ich hoffe, dass ich einen ähnlichen Einfluss auf die Formel 1 haben kann wie er ihn im Golf hat."

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone erlebte viele große Stars des Sports - ob Alain Prost, Niki Lauda, Ayrton Senna oder Michael Schumacher. Der Brite ist sich sicher, dass sein Landsmann einer der ganz Großen werden wird: "Er hat alles, was man dazu braucht. Er leistet tolle Arbeit. Er hat bisher definitiv viel besser abgeschnitten, als man das erwartet hat."

Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone sucht für seinen Zirkus immer außergewöhnliche Charaktere Zoom

Ecclestone hat sich einst einen erfolgreichen Deutschen in der Formel 1 gewünscht - und hat ihn mit Michael Schumacher gefunden. Unerfüllt blieb bisher der Wunsch nach einer Frau im Formel-1-Boliden und nach einem dunkelhäutigen Rennfahrer.

Dieser Wunsch wurde ihm nun erfüllt: "Er ist gut für die Formel 1", meint der 76-Jährige im 'Telegraph'. "Er braucht das Lob aber nicht, weil er farbig ist. Er ist einfach verdammt gut. Zudem ist er jung, gut aussehend und spricht mit den Leuten. Er verkauft den Sport 100-prozentig perfekt."

Für den Formel-1-Zappano war der Rücktritt von Michael Schumacher wohl ein größerer Verlust als für Ferrari. Kein Wunder also, dass er froh ist, mit Lewis Hamilton schon einen potenziellen neuen Superstar zu haben, der einen neuen Boom auslösen und so viel Geld in die Kassen spülen könnte.

Martin Whitmarsh und Lewis Hamilton

Martin Whitmarsh und Lewis Hamilton: Verdientes Lob Zoom

In den Augen von McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh ist der Wirbel um seinen neuen Fahrer "gerechtfertigt": "Es gibt zurecht jede Menge Anerkennung für das, was Lewis erreicht hat."

David Coulthard befand sich einst in einer ähnlichen Situation: "Ich kann mich daran erinnern, als ich in der Formel 1 anfing. Natürlich war ich ein paar Jahre älter als Lewis, aber es war nach dem Tod von Ayrton Senna und ich stand natürlich deshalb im Mittelpunkt des Interesses", so der Schotte gegenüber 'PA Sport'. "Ich saß sofort in einem guten Auto und kam auf dem Podium ins Ziel und ich weiß, wie es ist, in dieser Situation zu sein."

David Coulthard

Coulthard hatte einen tollen Einstand - Weltmeister wurde er aber bisher nicht Zoom

"Die Wahrheit ist, dass es keinerlei Druck gibt, denn er tut einfach das, was er schon immer getan hat, und McLaren wird großartige Arbeit leisten, um ihn von zusätzlichen Forderungen zu schützen", so der Schotte weiter. "Der Druck wird kommen, wenn er Erfahrung gesammelt hat und man erwartet, dass er wie Fernando Alonso gewinnen wird. Im Moment erwartet man das von ihm nicht."

Coulthard betont, dass man Hamilton nicht schon nach zwei Rennen beurteilen kann: "Die Realität ist, dass nicht seine ganze Karriere so großartig verlaufen wird. Es wird auch viele Enttäuschungen geben. Ich denke aber, dass er sehr gut in der Lage ist, mit ihnen umzugehen und ich wünsche ihm viel Glück."

Nicolas Hamilton

Nicolas Hamilton ist trotz seiner Behinderung so oft wie möglich dabei Zoom

In Sakhir schaut Hamiltons Familie ihrem alten und neuen Star zu. Mit dabei sind Vater Anthony, Lewis' Bruder Nicolas und Stiefmutter Linda. Sein jüngerer Bruder Nicolas - der an zerebraler Kinderlähmung leidet - ist wohl der größte Fan des jungen Rennfahrers.

"Es war wohl 1995, als es Ernst wurde", erinnert sich Vater Anthony im 'Guardian' an jenen Tag, als sich Lewis Hamilton bei McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis vorstellte. Bis dahin war man nur "Vater und Sohn auf der Kartstrecke".

Hamilton Senior kümmerte sich ferner darum, dass sein Sohn auf sich selbst schaut und nicht abhebt, nicht zu viele Parties feiert und zu oft spät abends weggeht: "Um ehrlich zu sein, ich denke, dass dies in unserer Bezuehung eine große, große Rolle gespielt hat, als sich Lewis die Karriereleiter nach oben arbeitete."

Lewis Hamilton

Lewis mit Vater Anthony: Wichtige Tugenden auf den Weg gegeben Zoom

Die Ehrlichkeit war für den Vater schon immer eine wichtige Tugend, genauso wie die Tatsache, dass sein Sohn die Schule nicht schleifen lässt. Im Gegenzug versprach er, seine volle Energie in die Suche nach Sponsoren zu investieren. Ein Deal, der seinem Sohn heute gut zu Gesicht steht: "Ron (Dennis, Teamchef; Anm. d. Red.) ermutigte ihn auch immer, die Schule Ernst zu nehmen. Er hatte zudem einen Privatlehrer, der ihm half."

Am Sonntag kann Lewis Hamilton in der Formel 1 Geschichte schreiben. Kommt er im Rennen auf das Podium, wäre er der erste Pilot in über 57 Jahren Formel-1-Geschichte, dem es gelingt, in den ersten drei Rennen der Formel-1-Karriere auf das Podium zu fahren. Es gibt noch viele Kapitel Formel-1-Geschichte, die geschrieben werden können. Michael Schumacher hat ein paar Seiten frei gelassen.