Lewis Hamilton: Der erste Farbige in der Formel 1?

Formel-3-Champion Lewis Hamilton wurde schon als Zwölfjähriger bei Ron Dennis vorstellig und steht nun vor dem Sprung in die Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Vor ziemlich genau acht Jahren hat sich am Rande einer Preisverleihung ein junger Mann bei McLaren-Teamchef Ron Dennis vorgestellt: "Guten Tag! Mein Name ist Lewis Hamilton. Ich möchte eines Tages für Ihren Formel-1-Rennstall fahren." Der Knirps trug einen schwarzen Anzug, wirkte fest entschlossen - und war gerade mal zwölf Jahre alt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Spätestens ab 2007 soll Lewis Hamilton regelmäßig für McLaren-Mercedes testen

"Er kam auf mich zu", erinnerte sich Dennis kürzlich am Rande der Bekanntgabe des 'Vodafone'-Deals, als er auf den Nachwuchspiloten angesprochen wurde, "war aber noch so klein, dass er zu allen aufschauen musste. Man hätte fast auf ihn draufsteigen können. Ich habe zu ihm gesagt: 'Wenn du die diesjährige Kartmeisterschaft gewinnst, dann komm wieder.' Ein Jahr später stand er vor mir: 'Ich habe die Meisterschaft gewonnen.'"#w1#

Hamilton gewann 2005 15 von 20 Formel-3-Rennen

Heute ist Hamilton 20 Jahre alt und als Seriensieger in der Formel-3-Euroserie ein ernsthafter Anwärter auf einen Platz in der Formel 1. Zwar wird er in der Königsklasse 2006 noch kein Cockpit finden, doch 2007 könnte es dank der Unterstützung der "Silberpfeile" bereits soweit sein - und irgendwann soll er dann auch selbst einmal für McLaren fahren. Seine Karriere wird jedenfalls genau geplant und behutsam aufgebaut.

Lewis Hamilton

Auch in der Formel 3 ging Lewis Hamilton 2005 in einem "Silberpfeil" an den Start Zoom

McLaren nahm Hamilton schon als kleinen Jungen unter Vertrag, weil es auf Dennis eine starke Faszination ausübte, einen Superstar der Zukunft quasi zu züchten. Aber: "Es waren seine ganze Persönlichkeit, seine offensichtliche Leidenschaft und seine Einsatzbereitschaft, die mich dazu bewogen haben, diesem Jungen eine Chance zu geben. Er hatte die Grundzutaten bereits. Es ist nicht so, dass wir ihn geschaffen hätten", so der 58-Jährige.

"Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er seinen ersten Grand Prix in einem McLaren bestreiten wird - und das weiß er auch. Gleichzeitig ist ihm aber klar, dass wir ihn immer unterstützen werden", fügte Dennis an. "Seine schwarze Hautfarbe spielt dabei keine Rolle. Ich habe immer zu ihm gesagt: 'An dem Tag, an dem du das auszunutzen versuchst, bekommst du ein Problem mit mir.' Er muss seine Karriere auf seine Fähigkeiten als Rennfahrer aufbauen."

Erster farbiger Rennfahrer in der Formel 1?

Dennoch spielt Hamiltons Aussehen natürlich eine gewisse Rolle in seiner Sonderstellung unter allen viel versprechenden Nachwuchspiloten, denn in der Geschichte der Formel 1 gab es noch nie einen farbigen Teilnehmer. Insofern hatte es der 20-jährige Brite, dessen Großeltern väterlicherseits aus Trinidad abstammen, bei der Sponsorensuche manchmal leichter als seine Konkurrenten in den unteren Formelklassen.

McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh ist jedenfalls von Hamilton überzeugt: "Wir glauben, dass er einmal für uns fahren wird. Man muss davon ausgehen, dass er ein besonderer Fahrer ist, denn die Formel-3-Euroserie ist vielleicht die härteste Kategorie außerhalb der Formel 1, aber er hat sie in einem unerwarteten Ausmaß dominiert. Lewis hat das nötige Naturtalent, um sich in der Formel 1 durchsetzen zu können", so der Brite.

Hamilton will seine Hautfarbe nicht gezielt ausnutzen

"Meine Hautfarbe ist insofern ein Vorteil, als die Leute darüber sprechen." Lewis Hamilton

"Meine Hautfarbe", sagte Hamilton bereits vor einiger Zeit der 'Times', "ist insofern ein Vorteil, als die Leute darüber sprechen. Deshalb bin ich aber nicht in dieser Position. Es freut mich, wenn andere schwarze Kinder sehen, was ich zustande bringe, und mir nacheifern, aber das motiviert mich nicht. Ich tue das für mich, weil ich in der Formel 1 gewinnen will - und weil ich glaube, dass ich dafür gut genug bin."

Nächstes Jahr soll der McLaren-Youngster aber zunächst in der GP2-Serie an den Start gehen und dort den Titel holen. Dass dies kein schlechtes Pflaster ist, beweisen die Formel-1-Aufsteiger des Jahrgangs 2005 der noch relativ jungen Kategorie: Nico Rosberg (Williams), Scott Speed (Scuderia Toro Rosso) und Heikki Kovalainen (Renault-Testfahrer). Vielleicht darf Hamilton seinen Namen bald ebenfalls in diese Liste eintragen...