• 02.07.2012 09:59

  • von Armin Gastl

Leute mit Biz: Jason Franz

Kleider machen Leute: Jason Franz brachte die Global Sports IP GmbH aus München in die Formel 1 und rüstet das Sauber-Team mit Merchandise aus

(Motorsport-Total.com) - "Die Formel 1 ist alle zwei Wochen für zwei Stunden Sport, aber dazwischen knallhartes Business", hat der große Frank Williams einmal gesagt. Für 'Motorsport-Total.com' Grund genug, eine Artikelserie ins Leben zu rufen, die sich mit dem Businessaspekt des Motorsports beschäftigt. In unregelmäßigen Abständen stellen wir eine Persönlichkeit vor, die sich im Motorsport-Business durchgesetzt hat und mit Biss an ihre Sache herangeht - "Leute mit Biz" eben. Heute in der 28. Edition: Jason Franz, Geschäftsführer der Global Sports IP GmbH.

Titel-Bild zur News: Jason Franz

Jason Franz hat sich mit seiner Global Sports IP GmbH selbstständig gemacht

Einige Leser mögen sich nun vielleicht fragen: Und was verbirgt sich eigentlich hinter dieser Firmenbezeichnung? Die Antwort: Ein noch sehr junges, aber dafür bereits etabliertes Unternehmen, das Gründer und Geschäftsführer Franz erst vor drei Jahren an den Start gebracht hat. Mit großem Erfolg, denn heute zählt unter anderem der Sauber-Rennstall aus der Formel 1 zu seinen Kunden.

Bliebe noch eine weitere Frage zu klären: Was sind die Produkte, mit denen die Global Sports IP GmbH den Markt versorgt? Oder anders formuliert: Womit ziehen Franz und sein Team ihre Kunden an? Ganz einfach: Mit Merchandising-Kleidung und -Accessoires, die das junge Unternehmen selbst entwirft, herstellt, versendet und vermarktet. Und das 24 Stunden am Tag und rund um den Globus.

Immer mittendrin: Jason Franz. Der Bayer, Jahrgang 1969, schätzt den direkten Kontakt zu Kunden und Geschäftspartnern - und auch die Nähe zum Motorsport. "Es gibt gewissermaßen keine Strecke, an der ich noch nicht war", sagt Franz und lächelt, ehe er hinzufügt: "Meine Welt ist aber nicht nur das Fahrerlager, obwohl ich weiß, dass du ein Merchandise-Geschäft mit einem Sponsor am besten an der Strecke machst."

Die Vor-Ort-Präsenz ist entscheidend

Inzwischen ist Franz allerdings nicht mehr bei jedem Formel-1-Grand-Prix vor Ort, auch wenn seine Leidenschaft für den Rennsport anderes vermuten lässt. "Wenn du im Schnitt an 16 Wochenenden pro Jahr nicht zuhause bist, muss da mehr dahinter stecken", meint er. Und dieses "mehr" sucht sich der 43-Jährige an der Strecke bewusst: "Ich nehme alles mit, sonst würde ich das nicht machen."

Sergio Perez, Kamui Kobayashi

Die Sauber-Fahrer Sergio Perez und Kamui Kobayashi im Global-Sports-Outfit Zoom

Dabei handelt es sich aber nicht um Devotionalien oder sonstige Andenken, sondern um Eindrücke, Impressionen, Ideen und Ansätze. "Ich kenne die meisten Händler vor Ort und weiß, wo am jeweiligen Kurs welche Verkaufsstände aufgebaut sind. Ich mische mich auch bewusst unter die Fans, um ihr Kaufverhalten zu studieren. Und natürlich schaue ich mir dann am Sonntag auch das Rennen an."

Denn das ist, wofür sich Franz schon seit frühester Kindheit begeistert. "Rennsport finde ich wirklich unheimlich faszinierend", sagt der deutsche Geschäftsmann und merkt an: "Ich bin grundsätzlich Automobil-affin. Eigentlich bin ich sogar Auto-verrückt. Ich habe einen Kunden, der hat 30 Autos. Das hätte ich auch gern." Und wieder ist da dieses Lächeln, das dir sagt: Dieser Mann liebt, was er tut.

Ein gewisses Faible für Kleidung

Aber was tut er denn nun eigentlich? Seine zweite große Leidenschaft ausleben: Kleidung. "Das ist ein Glück für meine Frau, denn ich gehe gern mit ihr zum Einkaufen", sagt Franz und meint diese Aussage durchaus ernst. "Viele Männer hassen es, aber ich habe damit kein Problem. Es interessiert mich einfach, wie Ware angeboten wird und weshalb einzelne Marken erfolgreich sind oder nicht."

Hans-Joachim Stuck

Hans-Joachim Stuck und seine Söhne tragen Global-Sports-Teamware Zoom

"Ich halte die Augen offen. Du musst dir Dinge genau anschauen und manchmal auch in die Birne beißen, um zu wissen, wie die Birne schmeckt." Diesem Motto gemäß wagte Franz vor drei Jahren auch den Schritt in die Selbstständigkeit, nachdem er über einige Jahre hinweg zahlreiche wichtige Erfahrungen gemacht hatte. Angefangen hatte für ihn alles in einer Münchner Werbeagentur.

Dort arbeitete Franz an der Konzeption und Umsetzung von Kommunikation im Handelsmarketing und beschäftigte sich unter anderem mit Großkunden wie BMW oder Siemens, aber auch mit lokalen Firmen im kleineren Maßstab. Schon damals war Franz' Schwerpunkt jedoch die Automobil-Branche. Dieser hielt er auch bei seinem nächsten Arbeitgeber, Merchandising München, weiterhin die Treue.

Der Schritt in die Selbstständigkeit

Bei der Tochterfirma der ProSieben-Sat.1-Media-AG war Franz ab 2000 zunächst in der Lizenz-Marken-Entwicklung tätig. Dass dieses Unternehmen den Formel-1-Einstieg von BMW mitbetreute, konnte dem Bayer nur recht sein. Im Zuge dessen entwickelte Franz nämlich ein erweitertes Geschäftsfeld und rief eine neue Abteilung ins Leben: Einen Vertrieb, wie es ihn dort bis dato nicht gegeben hatte.

Kamui Kobayashi, Sergio Perez

Jason Franz schätzt die Atmosphäre bei einem Formel-1-Grand-Prix Zoom

"Ich stellte einen Businessplan auf und organisierte den Vertrieb in über 60 Ländern, an die Rennstrecken und an die Sponsoren", erklärt Franz, merkt allerdings an: "Ich war ein Exot, denn ProSieben-Sat.1 hatte ja nicht einmal die Formel-1-Rechte. Es gab quasi keine Synergien im Konzern. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich mir sagte: 'Ich muss es selbst in die Hand nehmen.'"

Franz verließ das gemachte Nest bei der ProSieben-Sat.1-Media-AG und spezialisierte sich mit seinem eigenen Unternehmen auf "Sport Couture", wie er es nennt. "Es handelt sich um Leisure-Ware mit einem Fan-orientierten Ansatz. In der Branche wollen viele das Rad neu erfinden. Ich nicht. Ich nehme lieber Trends auf, statt krampfhaft etwas zu erfinden was keiner versteht!" Und damit greift er Marketing-Abteilungen unter die Arme.

Ein glaubwürdiges Produkt schaffen

In einem Preissegment "über Adidas oder Nike, aber unterhalb von Hilfiger oder Lacoste" komme es zunächst darauf an, ein Produkt zu schaffen, dass der Verbraucher in seiner "Grundexistenz" bereits kenne. "Ich nehme die Marke auf und transferiere sie in eine dem Verbraucher bekannte Produktwelt", erläutert Franz und nennt ein einfaches Beispiel: "Das T-Shirt muss so perfekt sein wie das Auto."

Sergio Perez, Kamui Kobayashi

Merchandising: Die Teamkleidung von Sauber können sich auch Fans kaufen Zoom

Oder auf den Motorsport übertragen: Von einem Formel-1-Fanartikel erwarten die Käufer das Gleiche wie vom dazugehörigen Rennstall. Zu einem vernünftigen Preis. Und das ist oft der Haken. "Diesen Spagat musst du schaffen, indem du dein Produkt prüfst. Übertreiben darfst du es aber nicht, sonst kostet dein T-Shirt 80 Euro", sagt Franz und fügt hinzu: "Jede Marke hat ein bestimmtes Niveau."

"Es muss einfach glaubwürdig sein." Und um diese Glaubwürdigkeit zu erzielen, helfe es ihm enorm, sowohl die Markenwelt als auch die Produktwelt zu kennen. "Ich weiß, was ein Händler braucht und wie sich das Gesamtkonstrukt darstellen muss, damit du Produkte erfolgreich verkaufen kannst", meint Franz. Damit fährt der 43-Jährige gut. Schon seit der Firmengründung vor drei Jahren.

Produziert wird ausschließlich in Asien

Aber nicht nur im Motorsport, wie er betont. "Ich übernehme auch Vertriebsaufgaben für einige Fußballvereine. Beispielsweise für den japanischen Markt, weil ich dafür einfach die Kontakte habe. Dieses Geschäftsvertrauen besteht seit Jahren. Und Vertrauen ist sehr wichtig", sagt Franz. Auch innerhalb des Unternehmens, denn produziert wird ausschließlich mit Kooperationen in China.

Ein Lager in Deutschland gibt es nicht. Alle Produkte werden direkt aus China oder Hongkong verschifft. "40 Prozent davon gehen ohnehin direkt nach Japan", meint Franz und betont, dass die Angestellten in Asien nach firmeneigenen Richtlinien beschäftigt werden, was auch ein gutes Arbeitsumfeld mit einschließt. In Europa arbeitet Franz indes eng mit nur "mehreren" Designern.

Kommunikation ist da Gold wert, doch die modernen Möglichkeiten spielen Franz und seinem Team in die Karten. Die Global Sports IP GmbH ist längst zu einer weltweit agierenden Firma geworden, aber der Chef hält immer noch selbst alle Fäden in seiner Hand. "Ich bin heute ständig erreichbar und brauche dafür keine 40 Angestellten", sagt Franz. "Du musst dich einfach nur diszipliniert takten."

Jason Franz im Kreuzverhör

Geburtsdatum: 7. August 1969

Geburtsort: Soltau bei Hannover, aufgewachsen am Chiemsee

Wohnhaft in: München

Familienstand: verheiratet, drei Kinder

Erstes Fahrzeug: Ford Capri, Ferrari-rot lackiert

Aktuelles Fahrzeug: Porsche Cayenne

Erlernter Beruf: Kaufmann

Im Motorsport involviert seit: 2000

Größter beruflicher Erfolg: meine Selbstständigkeit

Größtes Ziel: Meine Selbstständigkeit ausbauen und die Firma an meine Kinder übergeben.

Lieblingsfahrer und -team in der Formel 1: Kamui Kobayashi und Sergio Perez, das Sauber-Team

Online oder Print? Das kommt auf den Ort des Konsums an.

Business- oder Economy-Class? ab fünf Stunden Business-Class

Boulevard oder Feuilleton? Beides. Du musst Bild-Zeitung und Spiegel lesen.

Festgeld oder Optionsschein? Auch da: beides. 60:40.

T-Shirt oder Sakko? Beides

Opernball oder Oktoberfest? Oktoberfest

Arbeit oder Hobby? Arbeit muss Spaß machen. Das macht die Arbeit zum Hobby.

Lebensmotto oder -philosophie: Work hard, play hard.

Lieblingslektüre: Zwei Sachen, die ich gern lese: Auto-Zeitschriften und Bücher über Kriegskunst.

Person, die ich am meisten bewundere: Wow... Leute wie Henry Ford oder Ferdinand Porsche.

Person, mit der ich mal auf ein Bier gehen möchte: Carlos Slim

Geld bedeutet für mich... Geld ist eine Honorierung für eine professionell ausgeführte Arbeit und ist ein notwendiges Muss zum Überleben.

Motorsport fasziniert mich, weil... es direkt in den Bauch geht. Es gibt fast nichts emotionaleres als das Motorengeräusch eines Sportwagens. Du hörst den Motor und spürst die Kraft! Freiheit pur!