• 11.05.2002 12:06

Lauda und Berger: Mannschaftsdirigent ist ein harter Job

Lauda und Berger sind sich einig: Als Formel-1-Fahrer hat man es wesentlich einfacher als Formel-1-Teamchef

(Motorsport-Total.com/dpa) - Niki Lauda und Gerhard Berger sind die Aushängeschilder Österreichs in der Formel 1. Erst als Piloten und jetzt als Teamverantwortliche prägten und prägen sie das Geschehen in der Königsklasse entscheidend mit. Beim Heim-Grand-Prix in Spielberg stehen die beiden zumindest in der Alpenrepublik im Mittelpunkt des Interesses, zumal es - vom Wahl-Österreicher Ralf Schumacher abgesehen - keinen aktuellen Austria-Piloten gibt.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger: Lieber vier WM-Titel als Sprung an den Schreibtisch

Lauda zählt mit seinen drei Weltmeistertiteln mit Ferrari und McLaren sowie 25 Siegen in 171 Rennen zur absoluten Spitze. Als Sportchef des hinterher fahrenden Jaguar-Teams steckt der Wiener dagegen in für ihn ungewohnten Niederungen. Berger blieb der ganz große Durchbruch als Fahrer versagt. Als BMW-Motorsportdirektor schickt sich der Tiroler dagegen an, mit BMW-Williams Ferrari in dieser Saison zumindest den Konstrukteurs-Titel streitig zu machen.

Für Lauda ist es keine Frage, welche Rolle einfacher ist. "Natürlich der Job des Piloten. Der braucht ja nur Gas zu geben und sich hinterher zu beschweren", sagt er. Berger beurteilt dies ähnlich: Als Fahrer könne man sich ausschließlich aufs Auto konzentrieren, ein Teamchef oder Sportdirektor müsse sich um den gesamten Komplex kümmern. "Wenn ich ehrlich bin, ich hätte lieber vier Weltmeistertitel geschafft, als den Sprung an den Schreibtisch", sagte er der 'Südwest Presse'.

Zwei Mal WM-Dritter und 10 Siege in 210 Grand Prix bei Top-Teams wie McLaren und Ferrari sind eine magere Ausbeute. "Natürlich hätte ich gern mehr gewonnen", verriet Berger nach seinem Karriereende, ehe er auf die andere Seite wechselte. Seit 1998 ist er bei BMW, wo er mit seinem Direktor-Kollegen Ein- und Aufstieg der Blau-Weißen einleitete. "Mit Mario Theissen habe ich eine tolle Mannschaft zusammengestellt, die noch viel Potenzial hat", beurteilt der 42-Jährige die Perspektiven von BMW-Williams.

2003 endet der Fünfjahresvertrag. "Wie es danach weiter geht, darüber bin ich mit mir selbst noch nicht im Reinen. Darüber denke ich am Jahresende nach", sagt Berger. "Derzeit gibt es Wichtigeres zu tun." Mit dem viel versprechenden Duo Ralf Schumacher und Juan Pablo Montoya will BMW-Williams noch in dieser Runde den Rückstand zu den "Roten" wettmachen, um im nächsten Jahr voll attackieren zu können.

Lauda will mit Jaguar den WM-Titel "innerhalb der nächsten Jahre erreichen", wie er zu Saisonbeginn sein Ziel formuliert hatte. Nach momentanem Stand scheint sich das eher hinzuziehen. Die "Raubkatzen" sind viel zu langsam, um die Top-Teams jagen zu können. In allen wichtigen Bereichen hat der Jaguar-Cosworth erhebliche Defizite. "Wir müssen so schnell wie möglich aus dem Schlamassel raus", sagte Lauda den 'Stuttgarter Nachrichten' vor dem Großen Preis von Österreich.

Mit eisernem Besen hat der 53-Jährige seit seinem Amtsantritt als Sportchef im Februar 2001 bei dem britischen Team ausgekehrt: Teamchef Bobby Rahal musste sechs Monate später gehen und Lauda übernahm auch diesen Job. Prominentestes Opfer dieses Jahr war der Technische Direktor Steve Nichols. Ob es dem willensstarken Wiener wirklich gelingt, aus Jaguar ein Top-Team zu formen und an seine Erfolge als Aktiver anknüpfen zu können, bleibt indes abzuwarten.