• 04.09.2013 17:50

  • von Timo Pape

Lauda kritisiert "diese Vettels von heute"

Niki Lauda denkt wehmütig zurück an seine aktive Zeit in der Formel 1, als die Fahrer noch "charismatischer" waren - Aktuelle Fahrer kontern

(Motorsport-Total.com) - "Früher musste man aus einem anderen Holz geschnitzt sein als diese Vettels von heute", erinnert sich der ehemalige Formel-1-Fahrer Niki Lauda gegenüber der Zeitung 'Telegraph' merklich wehmütig. Der dreimalige Weltmeister übt damit leise Kritik am Wesen der heutigen Formel 1 und auch an den Fahrern, die sich in seinen Augen zu braven Schoßhündchen entwickelt haben. "Über den Tod muss man heute nicht mehr nachdenken. Damals dagegen kamen jedes Jahr ein oder zwei um", erinnert sich der Österreicher.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda würde sich wieder mehr "echte" Kerle in der Formel 1 wünschen Zoom

"Die Fahrer waren charismatischer, hatten mehr Profil, waren egozentrischer, versauter und haben das Leben mehr genossen", beschließt der 64-Jährige seinen Rundumschlag. Möglicherweise hat ihn die Premiere des neuen Kino-Films "Rush" am vergangenen Montag in London an die guten alten Zeiten erinnert: Der Streifen dokumentiert den Zweikampf Laudas gegen James Hunt, einem echten Unikat, das auf die obengenannte Beschreibung passt. Lauda selbst war hingegen eigentlich ein anderer Typ, der definitiv eher in das moderne Image der Königsklasse gepasst hätte als sein Konkurrent von damals.

Einige Hauptdarsteller der aktuellen Formel 1 versuchen nun, die Vorwürfe Laudas zu relativieren: "Natürlich sah es verdammt cool aus, wenn die Fahrer von damals die Kippe aus dem Overall zogen", gibt Weltmeister Sebastian Vettel gegenüber 'Sport Bild' zu. Heutzutage habe ein Fahrer aber mit viel höheren Fliehkräften zu kämpfen, das Fahren sei insgesamt anstrengender geworden. "Deshalb musst du heute dafür sorgen, dass du auch in den letzten zehn Runden noch volle Leistung bringen kannst. Da kannst du einfach nicht trinken oder rauchen", so der 26-Jährige.

Auch sein großer Rivale Fernando Alonso weiß, dass die Fahrer von damals heute wohl Schwierigkeiten bekämen: "Es war eine andere Zeit, andere Autos, andere Geschwindigkeit - aber wir haben die gleiche Liebe für Rennen und Wettbewerb." Force-India-Pilot Adrian Sutil ist indes stolz auf die Sicherheit, die ein Pilot heute im Auto genießen kann: "Dass die Autos so sicher sind, sollte man als Vorteil sehen und nicht schlechtreden."

"Da kannst du einfach nicht trinken oder rauchen." Sebastian Vettel

Auch Ex-Fahrer Gerhard Berger sieht ein, dass es für heutige Piloten nicht mehr so einfach sei, ein Playboyleben wie etwa in den Siebzigern zu führen. Das liege vor allem an den Konzernen, die hinter den Fahrern stehen und ihnen sagen, wie sie sich zu verhalten haben, so der Österreicher. Tatsächlich spielt heute das Geld eine größere Rolle in der Formel 1. Sponsoren beispielsweise sind unabdingbar in der Geldmaschine Formel 1, haben aber ihre eigenen Vorstellungen vom Image ihrer Fahrer und Teams.

Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen ist heute einer der wenigen Charaktere, die ihr eigenes Ding machen Zoom

Dass es jedoch auch in diesen Zeiten noch anders geht, beweist Lotus-Pilot Kimi Räikkönen durch seinen eigenwilligen Charakter immer wieder. Vielleicht sollten sich manche den Finnen zum Vorbild nehmen, denn Räikkönen zählt zweifellos zu den beliebtesten Fahrern im Feld - und ein Image vermittelt er allemal. So könnte zumindest Lauda denken.

"Dass die Autos so sicher sind, sollte man als Vorteil sehen und nicht schlechtreden." Adrian Sutil