Langsam macht sich Honda Sorgen um Barrichello

Drei Rennwochenenden, drei kleine Katastrophen: Wegen Neuzugang Rubens Barrichello schrillen bei Honda langsam doch die Alarmglocken...

(Motorsport-Total.com) - Mit vielen Vorschusslorbeeren wurde Rubens Barrichello von seinem neuen Arbeitgeber Honda bedacht, doch bisher konnte er diesen überhaupt nicht gerecht werden: Bei den ersten beiden Rennen holte der 33-Jährige keinen einzigen WM-Punkt - und das heutige Qualifying zum Grand Prix von Australien stellte einen vorläufigen Tiefpunkt dar.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello wartet dieses Jahr noch immer auf seine ersten WM-Punkte

Als 17. schied der Brasilianer schon in der ersten Phase der Session aus, obwohl sein Team davon ausgegangen war, dass es an diesem Wochenende erstmals zu einer spürbaren Steigerung kommen könnte. Aber: "Das zeigt die Launen dieses Systems, das einen schnell einmal erwischt", ergriff Teamchef Nick Fry, der betonte, sein Schützling sei heute gleich "über zwei Steine gestolpert", schützend für Barrichello Partei.#w1#

Barrichello und Honda pokerten im Qualifying zu hoch

"Erstens schickten wir Rubens mit alten Reifen auf die Strecke, weil wir dachten, dass es reichen würde, aber das tat es nicht", sagte er, "und dann hatte er auch noch viel Verkehr. Mit einem Handicap wäre er aufgestiegen, zum Beispiel nur mit Verkehr und mit neuen Reifen beziehungsweise umgekehrt. Die Kombination der beiden Faktoren stieß ihn aber hinter die zum Aufstieg notwendige Linie, was extrem enttäuschend ist, weil wir wissen, dass er und das Auto mehr können."

Besonders unglücklich war die Optik aus Barrichellos Sicht, weil sein Teamkollege Jenson Button überlegen auf Pole Position fuhr, doch auch der Brite klagte in den ersten beiden Abschnitten der Session noch über zu wenig Grip. Erst mit mehr Gummiabrieb auf der Strecke begannen die Michelin-Reifen an Hondas RA106 richtig zu funktionieren, doch als dies der Fall war, war der ehemalige Ferrari-Pilot schon nicht mehr mit von der Partie.

Fry sprach seinem Sorgenkind dennoch Mut zu: "Ich bin sicher, dass sich das Blatt bald zu seinen Gunsten wenden wird", so der Brite. "Im Moment müssen wir uns auf die Arbeit konzentrieren, damit er wenigstens noch Punkte holen kann. Auto und Fahrer sind schnell, aber es gab eben bestimmte Umstände. Er hatte einfach kein Glück. In Malaysia wäre er ohne Stop-and-Go-Strafe Siebenter geworden. Mit einem sauberen Rennen sollte das auch morgen sein Ziel sein."

Fry erwartet ab Saisonmitte bessere Leistungen

Rubens Barrichello

Sieht derzeit um einige Jahre älter aus als zu Ferrari-Zeiten: Rubens Barrichello Zoom

"Es ist ganz eindeutig eine Sorge für uns, aber es ist ja noch früh. Man darf nicht vergessen, dass wir erst beim dritten Saisonrennen sind. Wenn es Mitte des Jahres noch immer nicht anders aussieht, dann müssten wir uns wirklich etwas überlegen", sagte der Honda-Teamchef. "Rubens ist kein 20-Jähriger mehr, sondern er kennt den Motorsport. Er weiß, dass solche Dinge immer in Schüben kommen - die guten genau wie die schlechten. Beides hat aber irgendwann ein Ende, denn niemand hat ewig Pech."

Das Hauptproblem des neunfachen Grand-Prix-Siegers ist derzeit die Bedienung der Traktionskontrolle, denn während ihm bei Ferrari alles abgenommen wurde, so dass er nur voll auf das Gaspedal steigen musste, ist bei Honda wieder mehr Fingerspitzengefühl gefragt. Darüber hinaus kommt Barrichello mit den Bremsen noch nicht richtig zurecht - und auch die Umstellung von Bridgestone- auf Michelin-Reifen fällt ihm einigermaßen schwer.

Honda versteht Barrichellos Enttäuschung

"Wir müssen einfach weiterarbeiten, auch wenn Rubens klarerweise enttäuscht ist", gab Fry zu Protokoll. "Es wäre ja auch unmenschlich, wenn er das nicht wäre, und auch von unserem Standpunkt aus wäre es unmenschlich, nicht mit ihm enttäuscht zu sein. Er weiß aber, dass es in Ordnung kommen wird, wenn er nur weiter hart arbeitet. Das Team hat die Klasse und der Fahrer hat das Talent. Rubens kann schließlich nicht über Nacht sein ganzes Talent verloren haben."

Barrichello selbst gab sich ebenfalls kämpferisch, betonte, dass seine Wettbewerbsfähigkeit "nicht das Problem" sei: "Ich habe hier vielleicht nicht die Pace von Jenson", gab er gegenüber 'Crash.net' zwar zu, "aber ich bin im Grunde genommen nicht weit hinter ihm. Heute war einfach ein schlechter Tag. Es läuft einfach gegen mich, schon seit einiger Zeit, und ich war schon lange nicht mehr in den Top 10, obwohl ich ein Auto habe, das locker für die Top 10 gut ist."

Wirklich angekratzt ist sein Standing bei Honda, wo er im Winter dank seiner Erfahrung mit offenen Armen empfangen worden war, noch nicht, allerdings hätten sich die Teamverantwortlichen - auch wenn sie es öffentlich natürlich nicht zugeben - doch wesentlich mehr erwartet. Brenzlig wird die Situation aber erst, wenn Barrichello auch nach den ersten Europarennen noch nicht in Schwung kommt, denn dann würde sich Fry für 2007 wahrscheinlich nach anderen Alternativen umsehen...