"Lächerlich", "absolutes Minimum": So denken die Fahrer über drei Tage Tests

Fernando Alonso, George Russell, Alex Albon hinterfragen Sinn von lediglich eineinhalb Tagen Saisonvorbereitung pro F1-Stammpilot - Ricciardo sieht's anders

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Wintertestfahrten in Vorbereitung auf die neue Rennsaison beschränken sich in diesem Jahr auf ganze drei Tage. Seit Mittwoch und noch bis Freitag testen alle zehn Teams auf dem Bahrain International Circuit.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, George Russell, Alexander Albon

Die Mienen von Fernando Alonso, George Russell und Alex Albon sprechen Bände Zoom

Bis zum ersten Rennwochenende, das für 29. Februar bis 2. März (Donnerstag bis Samstag) ebenfalls in Bahrain auf dem Plan steht (Formel-1-Kalender 2024), bleibt der Dreitagestest in dieser Woche die einzige echte Gelegenheit, den neuen Boliden auf den Zahn zu fühlen.

Bei mehreren Formel-1-Piloten hält sich die Begeisterung über gerade mal drei Tage Wintertests in sehr überschaubaren Grenzen.

So sagt etwa Ex-Weltmeister Fernando Alonso, als er in der Pressekonferenz am Donnerstag auf das Thema angesprochen wird: "Ich habe es schon bei der Präsentation des Autos gesagt, dass ich es schwer nachvollziehbar finde, wie es sein kann, dass wir pro Fahrer nur eineinhalb Tage Vorbereitung auf eine WM-Saison haben."

Treten in diesem kurzen Zeitraum der Testfahrten ein oder sogar mehrere Defekte auf - wie etwa am Mittwoch bei Mercedes und Williams passiert - dann wird aus den eineinhalb Tagen pro Fahrer ganz schnell mal noch weniger.

Wenn an eineinhalb Tagen auch noch Streckenzeit verloren geht ...

George Russell, der am ersten Testtag von einem Problem am Hybridsystem des Mercedes F1 W15 gestoppt wurde, stimmt Alonso zu: "Vorausgesetzt, es handelt sich um einen komplett reibungslosen Test, dann sind eineinhalb Tage pro Fahrer schon das absolute Minimum. Wenn man sich aber anschaut, was beispielsweise heute Vormittag passiert ist, dann wird daraus sofort ein Riesennachteil."

Damit spricht Russell auf das vorzeitige Ende der Vormittagssession am Donnerstag für alle Teams an. Grund war ein Problem im Bereich der äußeren Randsteine von Kurve 11 des Bahrain International Circuit.

Aston-Martin-Pilot Alonso, der den AMR24 für den Nachmittag an Teamkollege Lance Stroll abtreten musste, kam dadurch nur auf 31 Runden Tagespensum - so wenig wie kein anderer, abgesehen von Haas-Pilot Nico Hülkenberg, der ebenfalls nur 31 Umläufe schaffte.

Williams-Pilot Alexander Albon, der am Mittwoch von einer defekten Benzinpumpe im FW46 gestoppt wurde, sieht das Thema der zur Verfügung stehenden Testzeit ganz ähnlich wie Alonso und Russell: "Ich stimme den beiden zu. Einerseits ist es wahrscheinlich ein Versuch, das Ganze ein bisschen fairer für alle zu gestalten. Andererseits haben beispielsweise wir gar kein Testauto."


"Während andere Teams schon in den Wintermonaten ein bisschen fahren [bei Shakedowns an Filmtagen], so der gestrige Tag für mich der erste Tag im Formel-1-Auto seit Abu Dhabi. Und das ist dann auch wieder nicht fair", sagt Albon und meint: "Ich finde, drei weitere Tage wären gut."

Daniel Ricciardo widerspricht Alonso, Russell, Albon

George Russell merkt noch an: "Jede Runde, die du fahren kannst, ist immens wichtig. Die Autos sind komplexer denn je und die Reifen stellen eine riesige Herausforderung dar. Insgesamt werden die Autos immer anspruchsvoller. Es ist ja nicht so wie in der Formel 2. Auch dort haben sie ein sehr schnelles Auto, aber es gibt dort eben nicht all die extravaganten Spielereien, die es an einem Formel-1-Auto gibt."

"Deshalb", so Russell weiter, "würde ich es schon gerne sehen, wenn wir zumindest noch einen Tag mehr zum Testen hätten, oder wir mit zwei Autos testen könnten. Eineinhalb Tage pro Fahrer, das ist meiner Meinung nach zu wenig".

Interessanterweise sieht Daniel Ricciardo, der für das in Racing Bulls umbenannte zweite Red-Bull-Team fährt, das Thema ein bisschen anders.

Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo findet drei halbe Testtage pro Fahrer durchaus genug Zoom

"Ich finde schon, dass es ausreichend Runden sind, sofern der Test reibungslos verläuft. Ich befinde mich ja nicht mehr in meinem ersten Jahr. Ich mache das jetzt schon so lange, dass drei halbe Tage meiner Meinung nach ausreichen"", sagt Ricciardo.

"Wir waren heute zuverlässig unterwegs und haben eine Menge Runden abgespult", so Ricciardo, der dem VCARB 01 am Donnerstagnachmittag 88 Runden aufbrummte. Teamkollege Yuki Tsunoda kam am verkürzten Vormittag auf 40 Runden. "Weil die Zuverlässigkeit stimmt, können wir uns jetzt schon auf Abstimmungsarbeiten konzentrieren, um für kommende Woche gerüstet zu sein", so Ricciardo zufrieden.

Alonso stellt die Kostenfrage und hat keine Antwort darauf

Fernando Alonso hingegen wünscht sich wie George Russell und Alex Albon mehr Testtage. Der Aston-Martin-Pilot zieht abschließend einen Vergleich. Vor dem Formel-1-Saisonauftakt insgesamt nur drei Tage, aufgeteilt auf zwei Fahrer, testen zu können, das sei "wie wenn man im Tennis den Schläger, die Bälle und überhaupt alles austauscht und dann die Spieler vor einem Grand-Slam-Turnier nur einen Tag damit trainieren lässt".

"Und bei uns reden wir hier von der anspruchsvollsten Sportart überhaupt, mit einem 200-Millionen-Budget pro Team und Jahr, und so weiter. Daher wirkt das schon lächerlich", so Alonso.

Und der zweimalige Weltmeister Alonso weist in diesem Zusammenhang noch auf einen anderen Punkt hin: "Weil wir hier in fünf Tagen sowieso ins Rennwochenende gehen, haben sowieso alle ihre komplette Crew mitsamt der Mechaniker vor Ort. Ich wüsste nicht, welche Mehrkosten es wären, wenn wir mit zwei Autos testen würden."


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"Es ist ja nicht so, dass wir zwischendurch nach Europa zurückfliegen und dann nächste Woche nach Bahrain zurückkehren müssten. Ich finde, selbst mit zwei Autos wären drei oder vier Testtage das Minimum für eine Profisportart und für Profiathleten, die in einer Weltmeisterschaft antreten", so Alonso.

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