• 07.05.2009 17:32

Kubica pessimistisch: "Wir müssen abwarten"

Robert Kubica und der fast aussichtslose Entwicklungs-Wettlauf des BMW Sauber F1 Teams: "Müssen eine Sekunde finden - vielleicht mehr"

(Motorsport-Total.com) - Robert Kubica hatte sich den Kampf um die Krone als Ziel für 2009 gesteckt. Nur mit der Aussicht auf Erfolg in diesem Jahr hatte er die bittere Pille geschluckt, dass der BMW Sauber F1.08 des Vorjahres zuletzt kaum noch Fortschritte machte. Langsam aber sicher muss der Pole seine Ziele nun neu definieren, denn der neue Wagen entpuppte sich als wenig großer Wurf. Wie Kubica mit der neuen Situation umgeht, verriet er in Barcelona vor versammelter Presse.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica sieht noch keinen Lichtstreif am Formel-1- Horizont

Frage: "Robert,wie denkst du vor diesem Wochenende über euer Auto?"
Robert Kubica: "Wir haben ein großes Update für dieses Wochenende. Das sollte uns im Bereich Abtrieb deutlich weiterbringen, also werden wir mehr Grip haben. Aber wir müssen abwarten, wie groß unser Schritt im Vergleich zur Konkurrenz sein wird. Ich hoffe, dass unser Schritt größer sein wird und wir voran kommen. Sonst sind wie in der gleichen Situation wie zuvor."#w1#

"Alle Informationen und Simulationen versprechen deutliche Verbesserungen von mindestens einer halben Sekunde. Aber wir sind sehr weit von der Spitze entfernt. Eigentlich müssten wir doppelt so viele Fortschritte machen wie die anderen. Es wird sehr interessant morgen und am Samstag."

Frage: "Eine halbe Sekunde wird nicht ausreichen, oder?"
Kubica: "Natürlich müssen wir eigentlich das Doppelte zulegen, wenn die anderen auf ihrem Stand bleiben, denn zuletzt lagen wir rund eine Sekunde zurück - vielleicht sogar mehr. Wir brauchen also eine Sekunde wenn die anderen stehenbleiben, aber die verbessern sich in Wirklichkeit ja auch. Die Teams, die zuvor weit hinten waren, wie Ferrari oder McLaren-Mercedes, sind jetzt schon wieder vorne dabei. Wir müssen weiter pushen und vorangehen. Wir müssen noch besser analysieren, in welche Richtung wir gehen müssen. Wir brauchen mehr Zeit und müssen in Zukunft weitere Schritte folgen lassen."

Frage: "Wenn sich die Lage in den kommenden zwei oder drei Rennen nicht ändert, musst du dann deine Titelhoffnungen 2009 begraben?"
Kubica: "Ein Rennen zu gewinnen ist die eine Sache. Das wäre uns ja fast gelungen, obwohl wir sehr weit zurücklagen. Wir haben das in der Vergangenheit auch schon bei anderen Teams gesehen. Die Weltmeisterschaft zu gewinnen ist aber eine ganz andere Sache. Ich habe im vergangenen Jahr nach sieben Rennen die Fahrerwertung angeführt und wir kamen als Führende in der Konstrukteurswertung nach Barcelona. In diesem Jahr ist es das genaue Gegenteil. Der Titel wird schwierig, schon jetzt gilt das."

"Wir müssen uns zunächst auf weitere Fortschritte konzentrieren. Danach sollten wir unsere Ziele der jeweiligen Situation anpassen. Aus Fahrersicht hat man letztlich ohnehin immer das gleiche Ziel: aus dem Wagen das Maximum herausholen und möglichst viele Punkte sammeln. Man muss sich aber der jeweiligen Situation anpassen."

¿pbvin|512|1518||0pb¿Frage: "Möglicherweise seid ihr an diesem Wochenende das einzige Team ohne Doppeldiffusor. Wird sich das rächen?"
Kubica: "Ich weiß nicht, was die anderen machen. Vielleicht sind wir die einzigen, mehr kann man nicht sagen. Wir haben unseren Doppeldiffusor nicht fertig. Wir wollen ihn in Istanbul haben, also erst in zwei Rennen. Dann wird er aber soweit sein, dass wir aus dem Doppeldiffusor 100 Prozent des Potenzials schöpfen können."

Frage: "Wann hast du gemerkt, dass 2009 eine schwierige Saison werden könnte?"
Kubica: "Als wir zum ersten Rennen kamen war uns klar, dass mindestens drei Teams schneller sein würden. Wir hatten bei den Tests erkannt, dass Toyota und Williams sehr stark waren und andere auch. Brawn war zu jenem Zeitpunkt noch nicht dabei, aber wir erkannten dann später, dass sie sehr schnell sind. Aber in den vergangenen Jahren haben wir oft gesehen, dass Teams beim Test mal mit wenig Benzin fahren. Aber es hat den Anschein, dass in diesem Jahr alle mit vollen Tanks unterwegs waren."

"Es ging nicht nur uns so. Im vergangenen Jahr sind wir den gesamten Winter mit viel Sprit gefahren und waren dann in Melbourne viel näher an der Spitze als erwartet. Im vergangenen Winter haben es wohl alle so gemacht. Wir hatten darauf gehofft, dass sich die Situation aus dem Vorjahr wiederholt. Als wir nach Australien gingen war uns klar, dass Brawn extrem schnell ist und es einige andere schnelle Autos gibt. So richtig überrascht war ich von unseren Problemen nicht."

Frage: "Wäre euer Auto konkurrenzfähiger, wenn es nicht speziell für KERS entwickelt worden wäre?"
Kubica: "Ich weiß es nicht. Ich kenne zu wenige Daten und habe zu wenig Informationen und Wissen, um das beurteilen zu können. Ich finde, dass KERS als System an sich enorme Vorteile bringt. Wenn du KERS ohne jegliche Nachteile einbauen könntest, dann wäre es sicherlich ein klarer Vorteil. Jedes Team wägt die Faktoren wie Gewicht und andere Vor- und Nachteile ab und geht dann in eine Richtung. Das ist bei uns so passiert, bei Brawn und bei allen anderen. Ich weiß gar nicht, ob Brawn und Red Bull auch KERS einbauen könnten. Ich habe keine Ahnung, welcher Weg der bessere ist."


Fotos: Großer Preis von Spanien, Pre-Events


Frage: "Du hast noch keinen einzigen Zähler auf dem Konto, hättest aber in Australien fast gewinnen können. Ärgert dich der dortige Zwischenfall nun umso mehr?"
Kubica: "Nein, nicht wirklich. Erst jetzt kann man aber einschätzen, was ich in Melbourne geleistet habe. Ich denke, keiner der Rennbeobachter hat in Australien ein realistisches Bild von dem sehen können, wo wir mit unserem Auto bezüglich der Performance stehen. Die meisten dachten wohl, wir hätten ein Siegerauto. Wir hatten in Melbourne ein konkurrenzfähiges Auto, aber kein Siegerauto. Wir hatten Glück mit dem Safety-Car und lagen bei der Reifenstrategie richtig, denn ich hatte die weichen Reifen schon hinter mir. Es haben mir also diverse Umstände in die Karten gespielt."

"Außerdem glaube ich, dass ich in Australien eine ganz gute Leistung abgeliefert habe. Normalerweise hake ich Rennen immer sehr schnell ab, aber dort war ich enttäuscht, weil ich viele Punkte verloren hatte. Das wären wichtige Zähler gewesen, denn in Zukunft ist es schwierig, überhaupt welche zu sammeln. Aber so ist der Rennsport. Das war das erste Saisonrennen und nicht mehr. Jetzt sind wir in Barcelona und müssen uns Gedanken darüber machen, was als nächstes kommt. Wir dürfen nicht mehr an Dinge denken, die schon zwei Monate zurückliegen."

Frage: "Im vergangenen Jahr hast du in der zweiten Saisonhälfte etwas abgebaut. Deine Hoffnungen lagen auf 2009. Wie bitter ist es, jetzt in diesen Problemen zu stecken?"
Kubica: "Natürlich wäre die Situation schöner, wenn wir in der zweiten Saisonhälfte des Vorjahres mehr zugelegt hätten und Anfang dieses Jahres auch. Aber die Situation ist eben eine andere. Im vergangenen Jahr hatten wir Probleme, Aerodynamikteile ans Auto zu bringen, die dann auch funktionieren. In diesem Jahr hat das Team eine Richtung eingeschlagen, die definitiv in den ersten Rennen nicht funktioniert hat. Aber ich habe keinen Einfluss darauf. Ich muss damit klarkommen. Wir müssen nun alles versuchen, um uns zu verbessern."