• 28.03.2009 11:20

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Kubica: "Nächstes Jahr kann ich zu Hause bleiben"

Robert Kubica sieht sich mit seinen 71 Kilogramm gegenüber kleineren Fahrern deutlich im Nachteil und plädiert für eine Erhöhung des Mindestgewichts

(Motorsport-Total.com) - Jedes Formel-1-Auto muss inklusive Fahrer zu jedem Zeitpunkt des Rennwochenendes mindestens 605 Kilogramm wiegen, um den Regeln zu entsprechen. Das ist seit Jahren Bestandteil der FIA-Bestimmungen. Diese Saison birgt dieser Punkt aber eine besondere Brisanz in sich, denn durch die über 30 Kilogramm schweren KERS-Einheiten sind die größeren Fahrer im Nachteil.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica, Melbourne, Albert Park

Hat seit 2007 schon neun Kilogramm abgenommen: Robert Kubica

Robert Kubica zum Beispiel verzichtet in Melbourne im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Nick Heidfeld auf KERS, weil er damit die 605 Kilogramm überschreiten würde - und das Zusatzgewicht kostet mehr Zeit, als die zusätzliche Leistung durch KERS bringt. Kein Wunder, dass der Pole deswegen stinksauer ist: "Du kannst dir doch vorstellen, wie ich mich fühle! Es ist eben so. Ich denke nicht mehr darüber nach", klagte er nach dem heutigen Qualifying.#w1#

Heidfeld wieder klar geschlagen

Dabei hielt er den Schaden als Vierter noch in Grenzen: "Q3 war nicht ideal, denn im letzten Sektor hatte Alonso ziemlich viel Staub aufgewirbelt. Ich fuhr zwei Sekunden hinter ihm und hatte dann den ganzen Staub auf den Reifen. Dadurch habe ich viel Zeit verloren - vielleicht zwei oder drei Zehntel", beteuerte Kubica, der jedoch Heidfeld trotz des KERS-Nachteils im zweiten Qualifying um 0,352 Sekunden bezwingen konnte.


Fotos: Robert Kubica, Großer Preis von Australien, Samstag


Seinem Teamkollegen, der um 20 Zentimeter kleiner und um zwölf Kilogramm leichter ist, macht Kubica keinen Vorwurf: "Nick und Massa können auch nichts dafür, dass ich so groß bin." Allerdings findet er den erzwungenen Magerwahn in der Formel 1 nicht gut: "Ich habe schon im Vorjahr viel abgenommen, weil ich mit unserem Auto im Vergleich zu Nick einen deutlichen Nachteil hatte. Ich bin für 1,85 Meter nicht gerade fett - ich wiege 71 Kilogramm."

"Es wird nie ausgeglichen sein, denn große Fahrer werden immer Nachteile haben. Aber zumindest könnte man die Unterschiede verkleinern", so der 24-Jährige, der sich zwei konkrete Maßnahmen vorstellen könnte: erstens eine Anhebung des Mindestgewichts von 605 Kilogramm und zweitens breitere Hinter- und schmälere Vorderreifen. Denn die Gewichtslagerung nach vorne, wie sie wegen der Einführung der Slicks stattgefunden hat, ist Gift für schwerere Fahrer.

Slicks als Handicap

"Die Entscheidung liegt nicht bei den Fahrern." Robert Kubica

"Schmälere Vorderreifen verlagern das Gewicht mehr nach hinten. Das würde mir auch helfen. Dieses Jahr wurde wegen der Slicks das Gewicht erst recht nach vorne verlagert. Mit den Rillenreifen war das noch kein so extremes Problem", erläuterte Kubica - der übrigens volle Rückendeckung von BMW Motorsport Direktor Mario Theissen genießt: Auch der Deutsche setzt sich für die zwei Maßnahmen ein, um große Fahrer nicht zu benachteiligen.

"Es hat", so Kubica, "seitens der Fahrer schon im Vorjahr eine Anfrage gegeben, aber einige Teams waren dagegen. Ein Team mit einem leichten Fahrer stimmt natürlich dagegen, und wenn ein Team ein leichtes Auto bauen kann, wird es vorne sein." Ein GPDA-Meeting am Freitag sei "produktiv" gewesen, "aber die Entscheidung liegt nicht bei den Fahrern". Und er fügte mit säuerlichem Unterton an: "Wenn KERS nächstes Jahr verpflichtend kommt, kann ich auch gleich zu Hause bleiben..."