• 29.10.2009 15:09

  • von Dieter Rencken

Kubica: "Ich kann beruhigt schlafen"

Der scheidende BMW Sauber F1 Team Pilot Robert Kubica über seine Zukunft bei Renault und seine Erwartungen an die Strecke in Abu Dhabi

(Motorsport-Total.com) - Als einer der wenigen Piloten weiß Robert Kubica jetzt schon, wo er nächstes Jahr fahren wird, nämlich bei Renault. Ob das Team dann noch dem Automobilhersteller gehören wird, ist eine andere Frage, aber der scheidende BMW Sauber F1 Team Fahrer ist froh, dass er seine Zukunft kennt und sich nun unbeschwert auf Abu Dhabi einstellen kann.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica bestreitet in Abu Dhabi sein letztes Rennen für BMW

Frage: "Robert, es gibt Gerüchte, dass Renault Anteile am Team verkaufen könnte. Welche Informationen liegen dir dazu vor?"
Robert Kubica: "Wie du richtig sagst, ist es ein Gerücht. Gerüchte kommentiere ich nicht. Das habe ich früher auch nie getan, denn es schwirren so viele Gerüchte herum. Wir werden sehen."#w1#

Frage: "Kannst du die Saison aus deiner Sicht zusammenfassen?"
Kubica: "Es war eine schwierige Saison - eine Saison mit vielen Problemen, nicht nur einem. Das erste war die Performance des Autos. Dann die KERS-Situation. Wir haben zuerst das KERS-Auto gepusht und KERS dann doch rausgenommen. Und dann kam noch die Nachricht, dass BMW nicht weitermachen wird. Das waren viele schwierige Momente."

Stolz auf einige Vorstellungen

"Fahrerisch war es auch nicht einfach. Ich habe ein paar wirklich gute Rennen hingelegt, Australien etwa oder Malaysia. Wenn man bedenkt, wie schlecht unser Auto war, dann war Australien keine schlechte Leistung - oder auch das letzte Rennen in Brasilien. Wenn du nur um den zwölften Platz kämpfst, ist es schwierig, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Die Schwierigkeiten begannen mit KERS, glaube ich. Das hat für uns nicht funktioniert."

Frage: "Du bist einer der wenigen Fahrer, deren Zukunft schon feststeht. Wie sehr hilft dir das in der Vorbereitung?"
Kubica: "Offensichtlich nicht (lacht; Anm. d. Red.)! Es gibt noch viele Fragezeichen bei den Fahrern und Teams, aber ich bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung für Renault. Ich kann beruhigt schlafen und ich freue mich auf die neue Herausforderung."

"Das wird es bestimmt, denn Renault ist sehr bestrebt, wieder an die Spitze zurückzukehren, das Negative abzuhaken. Daher glaube ich, dass ich nächstes Jahr gute Chancen haben werde. Für mich ist es gut, in zwei Wochen zu testen und zu wissen, wo ich stehe. Sonst musst du den ganzen Winter raten und den Zahlen vertrauen. Die Motivation im Team ist riesig und ich bin auch sehr motiviert. Das wird schon klappen."


Fotos: Robert Kubica, Großer Preis von Abu Dhabi


Frage: "Welchen Eindruck hast du von der neuen Strecke hier?"
Kubica: "Es ist eine ganz andere Strecke. Die Strecke selbst kann ich schwer beurteilen, weil ich noch nicht darauf gefahren bin, aber sie sieht interessant aus. Es scheint zwei unterschiedliche Abschnitte zu geben. Interessant sind die zwei langen Geraden, auf denen man fast 300 km/h oder sogar mehr erreichen wird, gefolgt von harten Bremszonen. Dann kommt der andere Abschnitt mit langsamen Kurven, also braucht man einen Kompromiss zwischen Anpressdruck und Topspeed. Die Umgebung der Strecke ist schön, aber das ist mir ehrlich gesagt egal. Alles ist neu, daher sieht es gut aus."

Frage: "Glaubst du, dass sich Abu Dhabi als echte Formel-1-Strecke durchsetzen wird?"
Kubica: "Die echten Strecken sind die, auf denen ein Fehler noch wehtut. Hier bin ich noch nicht gefahren, daher kann ich es nicht einschätzen. Ich bin ein großer Fan von Stadtkursen. Je größer die Auslaufzonen sind, desto weniger mag ich das. Andererseits ist es für die Sicherheit manchmal notwendig, also muss es da einen Kompromiss geben. Es ist immer solange nett, bis es kracht. Dann wünscht man sich mehr Auslaufzone, daher sage ich, dass der Kompromiss das Wichtigste ist."

Zukunft schon in trockenen Tüchern

Frage: "Wie siehst du die Situation, dass dein jetziges Team nächstes Jahr nicht mehr in der Formel 1 sein könnte?"
Kubica: "Ich konzentriere mich auf das Rennen, aber ich weiß, wie schwierig das für manche im Team sein muss. Darum sage ich, dass ich sehr froh bin, meine Zukunft schon zu kennen, denn die meisten Leute können das nicht von sich behaupten."

"Das ist nicht schön für sie und auch nicht für mich, denn ich habe vier Jahre lang mit ihnen zusammengearbeitet. Da kommt man sich natürlich nahe. Ich hoffe, dass sie weiterhin dabei sein werden. Vielleicht gilt das nicht für alle Leute, denn selbst wenn Sauber weitermachen kann, wird es wohl Entlassungen geben, aber ich hoffe, dass sie dabei sein werden und einen Job bekommen."

"Ich habe vier Jahre lang mit ihnen zusammengearbeitet. Da kommt man sich natürlich nahe." Robert Kubica

Frage: "Was sagst du zum neuen FIA-Präsidenten Jean Todt?"
Kubica: "Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, welche Aufgaben der FIA-Präsident in Bezug auf die Formel 1 hat, daher kann ich dazu nicht viel sagen. Ich glaube, er wird für den Motorsport insgesamt einen guten Job machen, aber Motorsport ist ja nicht nur Formel 1. Da gibt es noch viel mehr. Die Leute im Fahrerlager vergessen manchmal die anderen Kategorien. Ich denke aber, dass er einen guten Job machen wird."

Frage: "Du bist ein großer Rallyefan. Sébastien Loeb hätte hier an den Start gehen sollen, es hat dann aber doch nicht geklappt. Findest du das schade?"
Kubica: "Zunächst einmal möchte ich ihm zum nächsten WM-Titel gratulieren. Es war ein enger Kampf. Ich denke, es war nicht leicht für ihn."

"Die Formel 1 wäre sicher eine nette Herausforderung gewesen, eine gute Chance, denn wenn man mir einen Rallyestart anbieten würde, würde ich sofort zusagen. Aber ich würde dann nicht auf Anhieb vorne mitfahren. Ihm war das umgekehrt auch klar. Er hätte sicher nicht gewonnen, aber er hätte Spaß haben können und er hätte sein Bestes gegeben - aber ohne konkrete Ziele. Ich glaube, er hätte es schwer gehabt, denn Rundkurse sind ganz anders als Rallyes. Für einen Formel-1-Fahrer wäre es umgekehrt genauso schwierig."