Krisenmeeting in Melbourne: Neue Qualifikation vor dem Aus

Weil sich das neue Format des Qualifyings in Melbourne nicht bewährt hat, beraten sich die Teamchefs morgen über die Fortsetzung: Altes System ab Bahrain möglich

(Motorsport-Total.com) - Das mit Spannung erwartete neue Qualifying der Formel 1 ist gleich beim ersten Einsatz in Melbourne grandios gegen die Wand gefahren. Kaum eine Stimme im Fahrerlager hat sich nach dem Debüt nicht negativ zum neuen Ausscheidungsverfahren geäußert, das heute für viel Verwirrung und am Ende viel Langeweile gesorgt hat. Selbst Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat sich eingeschaltet und gesagt: "Es war ziemlicher Müll. Aber das ist, was wir haben - bis wir es ändern können."

Das neue Qualifikationssystem steht nach einmaliger Durchführung schon wieder vor dem Aus! Morgen vor dem Rennen sollen die Teambosse in einem kürzlich einberufenen Krisenmeeting zusammenkommen und schon für das kommende Rennen in Bahrain eine Änderung beschließen. "Man darf keine Sekunde mehr warten, wir müssen in Bahrain sofort wieder zurück zum alten System", äußert sich Mercedes' Aufsichtsratsvorsitzender Niki Lauda bei 'RTL'.

Doch ist die Änderung der Regeln überhaupt so kurzfristig möglich? McLaren-Rennleiter Eric Boullier klärt auf: "Rein technisch betrachtet kann man das innerhalb weniger Tage wieder ändern. Alle Mitglieder der Formel-1-Kommission müssten halt per Fax abstimmen. Wenn es einstimmig ausfällt, sollte es kein großes Problem sein." Dass dies der Fall sein wird, davon ist Red-Bull-Teamchef Christian Horner bei 'Sky Sports F1' überzeugt: "Ich wäre überrascht, wenn sich die Teams bis Bahrain nicht einigen können", sagt er. Danach müsste nur noch der Weltrat der FIA seinen Segen geben.

Altes Format oder anderes Q3?

Doch wie immer in der Formel 1 ist Einigkeit nicht garantiert. Boullier zweifelt daran, ob man wirklich so schnell auf einen gemeinsamen Nenner kommt: "Die Frage ist, ob wir wirklich Einstimmigkeit haben würden, oder ob es Leute gibt, die diesem neuen Format noch eine Chance geben möchten. Wenn wir nicht alle einig sind, können wir rein gar nichts beschließen", weiß der Franzose. Derzeit stehen aber vor allem zwei Varianten im Raum: Rückkehr auf das alte Format oder nur eine Änderung von Q3.

"Q1 und Q2 sind ziemlich gut und werden das Feld manchmal durcheinanderbringen, aber in Q3 hat der Höhepunkt gefehlt", erklärt Williams-Technikchef Pat Symonds. "Eine gute Lösung wäre es, den Prozess für Q1 und Q2 beizubehalten und dann in Q3 etwas anderes zu machen", findet der Brite. Auch Toto Wolff schließt sich dieser Meinung an. Der Österreicher hält das Basiskonzept für "nicht dumm", wie er sagt, "aber bei vielen Dingen liegt das Problem im Detail."

Der letzte Qualifying-Abschnitt hatte für besondere Diskussionen gesorgt, weil es statt einem spannenden Kampf um die Pole-Position nichts als gähnende Langeweile gab. Die Ferrari-Piloten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen gaben zwecks Reifensparen vorzeitig auf, obwohl sie noch Zeit für einen Angriff auf Mercedes hatten. Bei den Silberpfeilen stand ebenfalls frühzeitig fest, dass Lewis Hamilton die Pole holen würde, weil in den letzten Minuten kein einziges Auto auf der Strecke war.

Symonds verteidigt Einführung

"Die Teamchefs haben klar gesagt, dass Q3 so nicht funktionieren wird. Aber wir sind nicht die FIA", seufzt Boullier. mit dem Beweis in der Tasche könnte sich die Sachlage nun ändern, doch auch eine komplette Abkehr der Elimination ist möglich. Für Mercedes-Motorsportchef Wolff wäre eine Rückkehr zum alten Format, das sich seit 2006 in der Formel 1 bewährt hat, das Logischste. Andere Ideen wie Bernie Ecclestones Strafzeitenvorschlag, wo die Besten mit einem Handicap ins Qualifying starten würden, oder eine umgekehrte Startaufstellung hält er ad hoc für schwierig: "Wenn wir eine andere Form einführen wollen, müssen wir sorgfältig darüber nachdenken", sagt er.

Denn einen weiteren Schnellschuss wie das derzeitige Qualifying kann sich die Königsklasse nicht erlauben. "Das ist ziemlich peinlich. Wir hätten das nicht tun sollen", gibt Wolff zu. Doch Williams-Kollege Pat Symonds findet gut, dass man etwas Neues probiert hat: "In der Formel 1 geht es um Innovationen und wir sollten wirklich versuchen, Dinge zu verbessern", sagt er. "Schwierig ist allerdings zu wissen, was die Leute wollen."

Pat Symonds

Pat Symonds glaubt nicht, dass die Verantwortlichen etwas Falsches taten Zoom

Der Engländer würde nicht zu kritisch mit der Einführung des neuen Formates umgehen, "aber wir sollten nun analysieren, was die Fans denken und dann schauen, ob wir es nicht besser machen können", sagt er. "Und wenn wir es falsch gemacht haben, dann sollten wir das zumindest zugeben und zurückgehen. Aber ich denke nicht, dass wir das haben." Eine Rückkehr könnte es ab Bahrain aber dennoch geben.

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