Kosten: Fernley kritisiert Uneinigkeit der Teams

Die Teams werden selbstkritisch: Neben Tony Fernandes (Caterham) findet auch Robert Fernley (Force India), dass vor der eigenen Tür gekehrt werden muss

(Motorsport-Total.com) - Seit Jahren schwelt das Kostenthema in der Formel 1 vor sich hin - doch zuletzt wurde die Glut immer heißer und drohte sogar, das eine oder andere Team auszulöschen. Konkrete Maßnahmen gegen die Schuldenkrise fallen den Verantwortlichen zwar zuhauf ein, werden aber mit wenigen Ausnahmen nicht in die Praxis umgesetzt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Teamvereinigung FOTA nur noch ein Schatten ihrer selbst ist und die Teams nicht mehr an einem Strang ziehen.

Titel-Bild zur News: Robert Fernley

Robert Fernley findet, dass die Teams auch selbst an ihrer Misere schuld sind Zoom

Im Rahmen der Teamchef-Pressekonferenz in Singapur äußerte Caterham-Eigentümer Tony Fernandes erstmals Selbstkritik, indem er erklärte, dass es die Teams selbst verabsäumt haben, in den Concorde-Verhandlungen mit Bernie Ecclestone eine höhere Einnahmenbeteiligung auszuhandeln. Auch Ecclestone sieht die Schuld bei den Teams, weil diese seiner Meinung nach schon immer mehr ausgegeben haben, als sie einnehmen.

Robert Fernley glaubt, dass man viele Probleme mit einem gemeinsamen "Sparpaket" auf Grundlage des bereits bestehenden Ressourcen-Restriktions-Abkommens (RRA) lösen könnte, doch das RRA ist de facto rechtsfreier Raum, solange die FIA es nicht ins Reglement aufnimmt. Das ist bisher nicht passiert. Aber dass es die Teams nicht schaffen, einen sinnvollen Vertrag wie das RRA selbst zu überwachen, stößt dem stellvertretenden Teamchef von Force India sauer auf.

"Meine Meinung ist, dass sich die Teams nicht einmal darüber einig werden, was für ein Tag gerade ist, geschweige denn über kostensenkende Maßnahmen", sagt Fernley. Fernandes' Einschätzung, dass sich die Teams selbst an die Nase fassen müssen, teilt er: "Ehrlich gesagt glaube ich, dass wir niemanden brauchen würden, um das RRA zu überwachen, wenn wir erwachsen wären, uns zusammensetzen und auf etwas einigen würden."

"Aber die Wahrheit ist, dass wir das nicht können. In meiner kurzen Zeit in der Formel 1 habe ich festgestellt, dass sich zwölf Menschen in einem Raum nicht einig werden können, so lächerlich das auch klingen mag", ärgert sich Fernley, zeigt gleichzeitig aber auch ein bisschen Verständnis für die verfahrene Situation: "Der sportliche Ehrgeiz führt zu unseren unterschiedlichen Positionen. Historisch gesehen war das schon immer so, schätze ich."


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Fernleys Kritik geht Hand in Hand mit Aussagen von FOTA- und McLaren-Chef Martin Whitmarsh, der seit Monaten davor warnt, erst dann mit kostensenkenden Maßnahmen zu reagieren, wenn es für die ersten Teams zu spät ist. In der Katastrophe rücke man im Paddock zwar immer eng zusammen, gleichzeitig kritisiert er aber, dass in guten Zeiten eine gewisse Sorglosigkeit das wirtschaftliche Denken der handelnden Personen in der Formel 1 beeinflusse.

Monisha Kaltenborn stimmt dem durchaus zu: "Katastrophe ist zwar ein großes Wort", sagt die Sauber-Teamchefin gegenüber 'formula1.com', "aber es stimmt, dass wir keine gute Bilanz vorweisen können, wenn es darum geht, proaktiv Maßnahmen zu ergreifen oder schnell zu reagieren. Es geht darum, ob wir uns auf ein gemeinsames Ziel einigen können. Ich glaube schon, weil wir alle diesem Sport angehören und weil wir alle im selben Boot sitzen."