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  • 29.01.2014 14:26

  • von Stefan Ziegler

Komplexe Formel 1: Und was, wenn's schiefgeht?

Der neue Antriebsstrang und dessen Zusatzsysteme könnten sich als Stolperstein für die Formel 1 erweisen - Was passiert, wenn die Hybrid-Technik streikt?

(Motorsport-Total.com) - Alles neu in der Formel 1. Und genau das ist das Problem. Davon konnten sich die Rennställe bei ihrem Testdebüt in Jerez nachhaltig überzeugen. Denn am ersten Tag kam die Formel 1 auf nur 93 Runden - mit acht teilnehmenden Piloten. Eine solche Distanz hat früher ein Fahrer alleine gestemmt, und auch an nur einem Tag. Doch 2014 ist vieles anders, was sich noch als Stolperstein erweisen könnte.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Formel Vorsicht: Fahrbilder aus Jerez sind bislang noch ein recht seltenes Gut Zoom

Kernstück der Bedenken ist der neue Antriebsstrang um den V6-Turbomotor und die diversen Zusatzsysteme wie die Hybrid-Einheiten MGU-K und MGU-H. Denn was passiert, wenn diese Systeme mal nicht ordnungsgemäß funktionieren? Dass Zweifel vorhanden sind, hat sich schließlich schon beim Testauftakt gezeigt: So zögernd ging die Formel 1 in der Vergangenheit selten ans Werk.

Die Teams haben offenbar große Sorgen davor, in der Vorbereitung auf die Saison 2014 etwas übersehen zu haben, was sich später als Schwachpunkt erweisen und wichtige Punkte kosten könnte. Deshalb üben sie jetzt lieber Vor- als Nachsicht, wie Andy Cowell, Geschäftsführer der Mercedes-Motorenschmiede in Brixworth, betont. Er und sein Team arbeiten mit Nachdruck an der Zuverlässigkeit.

Der Teufel steckt bekanntlich im Detail...

Und was, glaubt er, könnte 2014 die größte Hürde darstellen? "Wahrscheinlich das System, auf das wir uns nicht ausreichend intensiv konzentrieren", meint er. "Wir haben aber viele Leute auf diese Thematik angesetzt und absolvieren etliche Tests." Dabei beschäftige man sich vor allem mit den für die Formel 1 neuen Elementen, dem Turbolader und der MGU-H-Einheit, die Hitzeenergie abgreift.

"Vielleicht ist es aber letztendlich auch etwas vom Rest, was uns Schwierigkeiten bereitet", sagt Cowell. Und vielleicht entstammt der Fehler dann auch nicht dem direkten Umfeld der neuen Systeme. "Wir haben es ja in der Vergangenheit gesehen: Manche Teams wurden beispielsweise von der Lichtmaschine eingebremst", erklärt Cowell und spielt damit nicht zuletzt auf einige Defekte bei Red Bull an.

Wie auch immer: Auch über den Ernstfall, ein Versagen der neuen Hybridsysteme, hat Mercedes schon nachgedacht. Das Ergebnis: Besser, es kommt gar nicht erst so weit. Das betroffene Auto könnte bei einem Ausfall der Systeme MGU-K und MGU-H zwar weiterfahren, aber "die Rundenzeit würde sich verschlechtern. Um mehr als eine Sekunde pro Runde", wie Motorexperte Cowell erklärt.


Testfahrten in Jerez

Das Zauberwort lautet Effizienz

Das könnte wiederum größere Folgen haben als ein Ausfall des KER-Systems, wie ihn zum Beispiel Mark Webber bei Red Bull einige Male zu meistern hatte. "Dadurch hast du aber nur drei, vier Zehntel verloren", meint Cowell. Wenn das neue ER-System hingegen (auch zum Teil) nicht mehr funktioniert, wäre das Handicap größer. "Wir würden das Auto aber wohl trotzdem auf der Strecke lassen", so Cowell.

Sofern entweder MGU-K oder MGU-H betroffen ist, nicht beide Hybridsysteme. "Wenn beide Einheiten ihren Dienst quittieren würden, wären das keine guten Nachrichten", sagt Cowell. Dann würde nämlich die "Gesamteffizienz des Autos", wie es Mercedes' Technischer Leiter Paddy Lowe nennt, darunter leiden. Und Effizienz ist in der Formel-1-Saison 2014 das Zauberwort schlechthin.

Deshalb machen sich die Teams auch nichts aus dem vermeintlichen "Stotterstart" in die Saison. "In dieser Woche wird rein gar nichts entschieden", sagt Cowell. Wohl aber werden die Grundlagen für eine "harte Saison für alle" gelegt. Und dabei gehen die Rennställe möglichst sorgfältig und schon gar nicht überhastet vor. Zum Leidwesen der Fans, die natürlich lieber fahrende als stehende Autos sehen.