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Kommt es in Bahrain zum großen V10-Skandal?
Die Scuderia Toro Rosso plant weiterhin mit limitierten V10-Motoren für die kommende Saison, was der Konkurrenz ein Dorn im Auge ist
(Motorsport-Total.com) - Obwohl für die Saison 2006 eigentlich 2,4-Liter-V8-Motoren vorgeschrieben sind, wird die Scuderia Toro Rosso beim ersten Rennen in Bahrain mit 3,0-Liter-V10-Triebwerken an den Start gehen. Ermöglicht wird dies durch ein von der FIA geschaffenes Schlupfloch, welches ursprünglich als Hilfestellung für das finanzschwache Minardi-Team gedacht war.

© Schlegelmilch
Dieser Cosworth-V10-Motor wird nächstes Jahr die Scuderia Toro Rosso befeuern
Seit der Übernahme durch Red Bull und die Umbenennung in Scuderia Toro Rosso kann von Geldproblemen beim Rennstall aus Faenza freilich keine Rede mehr sein, weshalb die Konkurrenz nun befürchtet, dass die Außenseiter dank ihrer V10-Motoren beim Saisonauftakt am 12. März in Bahrain allen um die Ohren fahren könnten. Die Limitierung mittels 77-Millimeter-Airrestriktor und Drehzahllimit von 16.700 Touren empfinden die meisten Experten als unzureichend.#w1#
Symonds einer der größten Gegner der V10-Option
Bei der gestrigen Sitzung der Technischen Arbeitsgruppe wurde das Thema von Renault-Chefingenieur Pat Symonds zur Sprache gebracht: "Ich habe Charlie Whiting (Technischer Delegierter der FIA; Anm. d. Red.) gesagt, dass es meiner Meinung nach illegal ist, Teams zu erlauben, mit Restriktor und so hohen Drehzahlen zu fahren. Wenn ich jemanden verdächtigen würde, den Restriktor mittels Bypass zu umgehen, könnte ich dagegen nicht einmal Protest einlegen", so der Brite gegenüber 'autosport.com'.
"Im Nachhinein gesehen hätten wir diese Ausnahmeregelung gar nicht erst zulassen dürfen, denn das Team, das wir damit schützen wollten, gibt es nun nicht mehr", fuhr er fort. "Die Idee war, jenen Teams, die sich keinen V8 leisten können, die Möglichkeit zu geben, auch einen gedrosselten V10 einzusetzen. Meiner Meinung nach hat Toro Rosso aber nicht nur das Budget für einen V8, sondern auch Leute, die sie gerne damit beliefern würden."
In der Tat würde Cosworth vermutlich auch V8-Pferdestärken nach Faenza liefern, obwohl der Minardi-Vertrag von Ex-Teamchef Paul Stoddart damals ausdrücklich für einen V10 ausgehandelt wurde. Cosworth hat mit Williams aber ohnehin einen zweiten Kunden, der einen V8-Motor bekommt, und müsste daher kein eigenes Entwicklungsprogramm initiieren. Außerdem werden die V10-Kraftpakete für die Scuderia Toro Rosso 2006 nicht weiterentwickelt.
Gibt es in Bahrain ein ähnliches Theater wie in Australien 2005?
Dass es in letzter Sekunde doch noch zu einem Umschwenken auf das V8-Konzept kommen wird, kann sich in Wahrheit aber niemand vorstellen, weshalb viele schon befürchten, dass beim ersten Rennen wieder ein Riesentheater auf die Formel 1 zukommen könnte. Sollte die Scuderia Toro Rosso dort nämlich wirklich einen Wettbewerbsvorteil haben, würde die Konkurrenz garantiert Sturm laufen - und die FIA wäre zum sofortigen Einschreiten gezwungen.
Der Automobilweltverband ist auf so eine Situation immerhin halbwegs vorbereitet, indem er sich das Recht vorbehalten hat, die V10-Auflagen auch während der Saison mit einer Ankündigungsfrist von 24 Stunden zu ändern. Sprich: Sollte das Red-Bull-B-Team im Freitagstraining Bestzeit fahren, könnte das Reglement rechtzeitig vor dem Rennen geändert werden. Aber was passiert, wenn die Mannen gezielt bluffen, um genau das zu verhindern?
V10-Motoren sind vor allem auf langsamen Strecken im Vorteil
Symonds ist jedenfalls weiterhin skeptisch: "Was soll zum Beispiel Toyota davon abhalten, in Monte Carlo mit einem V10-Motor aufzukreuzen? Wenn einmal einer damit anfängt, könnte es zu einer großen Sache werden. Andererseits: Falls Toro Rosso keine Bäume ausreißen sollte, wird die ganze Sache schnell wieder vergessen sein. Dennoch meine ich, dass der angewendete Mechanismus nicht richtig war", bemängelte der 52-Jährige.
Cosworth-Entwicklungschef Alexander Hitzinger versteht die Sorgen der Konkurrenz übrigens nicht: "Die Leistungsspezifikation wird für das erste und für die folgenden Rennen gleich sein. Sollte die FIA mit der Leistungsspezifikation daneben liegen, so wird sich das schon während der Wintertestperiode zeigen, sodass man alles im entsprechenden Zeitrahmen angleichen kann. Ich denke nicht, dass sie nach dem ersten Rennen etwas ändern müssen", meinte er kürzlich gegenüber 'F1Total.com'.

