Komatsu über Haas-Transformation: "Transparenz ist wichtig"

Haas-Teamchef Ayao Komatsu lobt die Entwicklung bei Haas in der Formel-1-Saison 2025 - Ein wichtiges Puzzlestück sei die Transparenz im Team

(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis von Kanada feierte das Haas-Team sein 200. Formel-1-Rennen und präsentierte sich dabei mit einer Hommage an das Debüt-Design von 2016. Ein symbolträchtiger Rückblick auf eine Geschichte, die beinahe vorzeitig zu Ende gegangen wäre. In der Corona-Pandemie stand das jüngste F1-Team der Moderne kurz vor dem Aus. Doch heute ist es so stabil wie nie zuvor.

Titel-Bild zur News: Oliver Bearman (Haas VF-25) beim Formel-1-Rennen in Monaco 2025

Haas hat sich ins Mittelfeld der Formel 1 gearbeitet Zoom

Von den sportlich düsteren Tagen mit Nikita Mazepin und Mick Schumacher im Uralkali-Design im Jahr 2021, hin zu einem soliden Mittelfeld-Team mit einem frischen Fahrerduo - unter Teamchef Ayao Komatsu scheint die Trendwende gelungen. Haas, mit Standorten in Großbritannien, Italien und den USA, wurde 2023 noch Letzter in der Konstrukteurswertung. 2025 steht der Rennstall nach dem Jubiläumsrennen auf Platz sechs - ein beachtlicher Schritt.

"Ich erinnere mich an die Zeit vor zehn Jahren noch wie gestern - der Bau des Autos, die Tests vor der Saison, die Reise nach Melbourne", sagt Komatsu. "Es gab viele Höhen und Tiefen seitdem, aber ich bin stolz, dass wir heute hier stehen. 200 Rennen, Fortschritte im Team, Kämpfe im Mittelfeld - das ist etwas, worauf jeder im Team stolz sein kann."

Komatsu erinnert sich vor allem an den furiosen Start 2016 mit Romain Grosjeans sechstem Platz in Australien und dem darauffolgenden fünften Platz in Bahrain als besondere Highlights. Aber es gab auch schwierige Zeiten: "2019 sind wir in die falsche Richtung gegangen, konnten das Auto nicht reparieren. In der Qualifikation waren wir okay, aber im Rennen nicht konkurrenzfähig. Dann kam COVID - wir waren nahezu handlungsunfähig. Aber jetzt geht es wieder bergauf."

Keine Wunderwaffe, aber viel Zusammenhalt

Ganz ohne Probleme verläuft die Reise aber auch 2025 nicht. Die Leistungen schwanken teilweise stark - eine Folge des engen Mittelfelds, in dem jeder Balancefehler sofort bestraft wird. So punktete Haas stark in China und Bahrain, tat sich in Imola und Spanien aber deutlich schwerer.

Esteban Ocon, der nach seinem Aus bei Alpine wie befreit wirkt, und Rookie Oliver Bearman zeigen dennoch regelmäßig starke Leistungen. Sie haben bisher sieben Punkteergebnisse eingefahren. "Es ist alles sehr eng", sagt Ocon. "In Barcelona hätte eine Zehntel vier oder fünf Positionen Unterschied gemacht. Wir arbeiten daran, konstanter zu werden - aktuell ist Untersteuern mein größtes Problem."


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Komatsu, seit Anfang 2024 Teamchef und Nachfolger von Guenther Steiner, gilt als Treiber eines neuen, transparenten Arbeitsklimas. Er glaubt an das Potenzial seiner Crew - trotz der Tatsache, dass Haas den kleinsten Personalbestand aller Teams hat. Umso wichtiger ist es für ihn, ein Umfeld zu schaffen, in dem Talente bleiben und neue Mitarbeiter angezogen werden.

Jedes Detail zählt

Ein Beispiel dafür ist das neue, zweistöckige Motorhome. "Manche fragen sich, was das bringen soll", sagt Komatsu. "Aber alles zählt. Das Auto, die Rentenregelung, die Arbeitsbedingungen - sogar, welche Flüge du buchst. In diesem Wettbewerb zählt jedes Detail."

Mit Cadillac drängt 2026 ein weiteres US-Team in die Formel 1, mit hochmodernen Einrichtungen im britischen "Motorsport Valley". Aston Martin hat seine neue Hightech-Zentrale bereits gegenüber von Silverstone eröffnet, Racing Bulls ist nach Milton Keynes gezogen. Haas denkt ebenfalls über eine Modernisierung des Standorts Banbury nach, der eng mit der Ferrari-Basis in Maranello zusammenarbeitet. Doch Hardware sei nicht alles, so Komatsu.

"Ein Werk ist nur eine Box. Natürlich ist es schöner, wenn die Box modern ist - aber das Entscheidende ist, wie man als Team zusammenarbeitet. Wenn das Umfeld nicht stimmt, gehen die Leute. Dann bringt dir auch die schönste Box nichts."

Deshalb ist für Komatsu der Teamgeist zentral: "Transparenz spielt eine große Rolle. Viele, die das Team verlassen haben, kamen zurück - weil sie hier gerne gearbeitet haben. Das sagt viel über das Umfeld aus."

Der Spagat zwischen 2025 und 2026

Aktuell kämpft Haas wie viele andere Mittelfeld-Teams mit einer schwierigen Entscheidung: Wie viel Energie soll man noch in das 2025er-Auto investieren, bevor man sich ganz auf die neuen Regeln 2026 konzentriert? Ocon mahnt zur Balance: "Wir haben noch viel Potenzial in diesem Jahr. Andere holen auf - Sauber, Racing Bulls, auch Alpine ist nicht zu unterschätzen. Wir müssen die Chancen nutzen, wenn sie kommen."

Der Franzose betont: "Wenn wir performen konnten, haben wir das auch getan. Aber wir dürfen nicht nachlassen, sonst verlieren wir den Anschluss."

Doch trotz aller Unwägbarkeiten - der Wind hat sich bei Haas merklich gedreht. Seit Komatsu am Ruder ist, wirkt das Team fokussierter, strukturierter - und erfolgreicher. Punkte sind keine Ausnahme mehr, sondern Regel. Eine Rückkehr in die Mittelfeld-Schlagdistanz, die vor vier Jahren noch undenkbar erschien.

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