Knapper Sieg für Heidfeld im Shoot-Out gegen Pizzonia

Am Ende des heutigen Testtages in Jerez war Nick Heidfeld trotz eines Problems mit der Hydraulik schnellster BMW-Williams-Pilot

(Motorsport-Total.com) - Gestern hatte Teammiteigentümer Patrick Head ein knallhartes Ausscheidungsfahren um das zweite BMW-Williams-Cockpit neben Mark Webber angekündigt, doch noch vor der ersten Runde heute Morgen in Jerez ruderte der Rennstall aus Grove zurück: "Es ist kein Shoot-Out, sondern ein ganz normaler Test zur Evaluierung der Fähigkeiten der Fahrer", stellte ein Pressesprecher fest.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Bitte warten: BMW-Williams will die Entscheidung nicht sofort bekannt geben

Tatsache ist, dass sowohl Heidfeld als auch Pizzonia am Vormittag zur gleichen Zeit für einen Stint über zehn Runden auf die Strecke gelassen wurden - mit gleicher Benzinmenge und denselben Reifen. Am Ende des direkten Duells hatte "Quick Nick" seine Nase zwar um rund fünf Hundertstel vorne, die konstanteren Zeiten kamen aber vom "Jungle Boy" aus Brasilien, weil der Deutsche mit körnenden Reifen zu kämpfen hatte.#w1#

Heidfeld um 0,316 Sekunden schneller als Pizzonia

In der Endabrechnung sah schlussendlich alles ganz anders aus: Heidfeld wurde trotz eines Hydraulikdefekts im Tagesklassement mit einer Zeit von 1:16.740 nach 64 Runden an zweiter Stelle gewertet, Pizzonia landete in 1:17.056 auf Rang sechs, spulte aber sagenhafte 147 Runden ab. Beide Piloten beschäftigten sich nach dem Shoot-Out wieder mit dem herkömmlichen Testprogramm, welches für Heidfeld aus Versuchen mit der Traktionskontrolle bestand, während Pizzonia verschiedene Michelin-Reifen ausprobierte.

Einen eindeutigen Sieger hat der heutige Tag also nicht hervorgebracht, was tendenziell eher gegen Heidfeld spricht, aber was hatten die Verantwortlichen zu sagen? Technikchef Sam Michael gab sich bedeckt: "Nick ist im Trockenen wie im Nassen ein sehr kompetenter und schneller Fahrer, aber dasselbe trifft auch auf Antonio zu. Ich werde nichts sagen, was den einen oder anderen Fahrer bevorzugen würde. Warten wir einfach ab."

Wie viel Druck übt BMW auf Williams aus?

Laut 'auto motor und sport' hängt nun alles davon ab, wie viel Druck BMW in den nächsten Wochen auf Teamchef Frank Williams, der bekanntlich die Fahrerentscheidung trifft, ausüben wird. BMW favorisiert klar Heidfeld, die Williams-Ingenieure in Grove sollen aber ein Faible für Pizzonia haben. Als sicher gilt inzwischen jedoch, dass beide beim Team bleiben werden - einer als Stammpilot für das zweite Auto neben Webber, der andere als regulärer Test- und Ersatzmann.

Unabhängig vom Ausscheidungsfahren zwischen Heidfeld und Pizzonia wurden mit dem Getriebe des Interims-FW26, welches in den letzten Wochen mehrmals gestreikt hatte, gute Fortschritte erzielt. Alles in allem also ein produktiver Test, so Michael: "Mit dem neuen Getriebe und den damit verstrickten Systemen haben wir viele Kilometer zurückgelegt, genau wie hinsichtlich der Reifen und der Traktionskontrolle", bilanzierte er.

Auch aus BMW-Sicht war es ein erfolgreicher Test, wie Sportchef Dr. Mario Theissen erklärte: "Wir haben eine große Anzahl von Runden absolviert. Dazu hat am Donnerstag Nick am stärksten beigetragen. Heute war es Antonio mit den meisten Runden. Vor allem bezüglich der Laufleistung des Motors haben wir eine Menge Erkenntnisse sammeln können, aber auch hinsichtlich der Traktionskontrolle. Darüber hinaus haben wir das Programm von Williams unterstützt."

Lob für Heidfeld von Theissen und Michael

"Alle Fahrer haben stark zu den Testergebnissen beigetragen. Für Nick war dieser Test die erste Gelegenheit, unser Auto im Trockenen zu fahren - und er hat auch hier seine Sache gut gemacht", deutete der Deutsche an, dass er keinen Grund sieht, der gegen seinen Landsmann sprechen würde. Und selbst Michael, eher ein Pizzonia-Fan, musste zugeben: "Nick hat diese Woche bisher einen guten Job für uns gemacht."

Entgegen der ursprünglichen Planung verlängert BMW-Williams den Jerez-Test übrigens ins Wochenende hinein. In Abwesenheit von Bridgestone-Teams wird Michelin am Samstag und Sonntag die Strecke künstlich bewässern, was mehrere Rennställe für Regenreifentests nutzen wollen. So kommt unerwartet auch Heidfeld zu einem weiteren Testtag - der 27-Jährige wird morgen als einziger BMW-Williams-Pilot unterwegs sein.