Klien: "Sollten Hamilton noch nicht abschreiben"

Ex-Formel-1-Pilot Christian Klien sieht Lewis Hamilton und Mercedes im Titelrennen 2013 und Kimi Räikkönen eher nicht im Red-Bull-Cockpit 2014

(Motorsport-Total.com) - Die erste Hälfte der Formel-1-Saison 2013 bot neben dem teilweise überraschend verlaufenen Renngeschehen auf der Strecke die eine oder andere Kontroverse abseits der Piste. Reifenhersteller Pirelli stand gleich mehrfach im Mittelpunkt. "Seit Saisonstart waren sie im Grunde pausenlos in den Schlagzeilen. Die wichtigste Meldung war meiner Meinung nach die, dass sie auf die 2012er-Reifen zurückrüsten", teilt Ex-Formel-1-Pilot Christian Klien in seiner Kolumne für 'Pitpass' mit.

Titel-Bild zur News: Christian Klien

Christian Klien saß zwei Jahre lang für Red Bull im Formel-1-Cockpit Zoom

Zwar sind die seit dem Grand Prix von Ungarn zum Einsatz kommenden Reifen nicht exakt jene aus der Vorsaison, da die Mischungen von 2013 verwendet werden. Die Konstruktion der Pneus entspricht allerdings tatsächlich jener von 2012. Für Klien ein nicht unbedeutender Faktor im Zusammenhang mit dem jüngsten Aufwärtstrend bei Mercedes. "Die Reifen aus dem Vorjahr sind anders gebaut und haben ein etwas anderes Temperaturverhalten. Ich glaube, das hat Mercedes in Ungarn in die Karten gespielt", so der Österreicher.

Lewis Hamilton fuhr im Qualifying auf dem Hungaroring zwar einmal mehr auf die Pole-Position. Angesichts der für den Rennsonntag bevorstehenden Hitzeschlacht glaubten jedoch die wenigsten Beobachter, dass sich der Silberpfeil auch über die Distanz von 70 Runden auf Platz eins würde behaupten können.

Hamiltons Ungarn-Sieg nur der Anfang?

Zwar kam Hamilton auf seinem Weg zum Sieg die Unterstützung durch McLaren-Pilot Jenson Button entgegen, als dieser sich aufgrund einer anderen Strategie zwischenzeitlich vor den Red Bull von Sebastian Vettel setzte und ihn die eine oder andere Sekunde kostete. Laut Klien gab dies aber nicht den Ausschlag: "Hamiltons Tempo war so oder so stark. Ich bin mir nicht sicher, ob Vettel, auch wenn er nicht hinter Button hängengeblieben wäre, schnell genug gewesen wäre, um den Mercedes zu überholen."

"Hamiltons Tempo war so oder so stark." Christian Klien

So rechnet Klien auch für die anstehenden Rennen in Spa-Francorchamps und Monza mit starken Vorstellungen von Mercedes. Eine der größten Sorgen im Lager der Silberpfeile ist bekanntlich der hohe Verschleiß der Hinterreifen. Zumindest traf dies auf den Großteil der Rennen in der ersten Saisonhälfte zu.

"In Spa und Monza allerdings werden die Hinterreifen kaum gefordert. Dort geht es mehr um Top-Speed. Das sollte Mercedes entgegenkommen", meint Klien und traut Ungarn-Sieger Hamilton schon in diesem Jahr den WM-Titel in Silber zu: "Nach Punkten fehlten ihm auf Tabellenführer Vettel gerade einmal zwei Siege. In seiner jetzigen Form sollten wir Hamilton noch nicht abschreiben."

Red Bull und die Frage: Räikkönen oder Ricciardo?

Derweil steht nach wie vor die Frage im Raum, wer Vettels Teamkollege für die Saison 2014 wird. "Red Bull scheint an Kimi Räikkönen interessiert zu sein, doch die Frage ist, ob Räikkönen dieses Cockpit wirklich will", zweifelt Klien an einem Wechsel des "Iceman" nach Milton Keynes und begründet: "Bei Red Bull müsste er deutlich mehr Simulatorarbeit erledigen und mehr PR-Arbeit verrichten. Wir alle wissen, dass er diese Dinge nicht besonders gern tut."

"Der Australier wäre die logische Wahl für Red Bull. Das Problem ist nur, dass man mit Logik in der Formel 1 meist nicht sehr weit kommt." Christian Klien

So sieht Klien bei seinem ehemaligen Arbeitgeber eher Youngster Daniel Ricciardo als Nachfolger von Mark Webber. Festnageln lassen will sich der Österreicher aber auch darauf nicht: "Der Australier wäre die logische Wahl für Red Bull. Das Problem ist nur, dass man mit Logik in der Formel 1 meist nicht sehr weit kommt."