Klien: "Habe gezeigt, dass ich zurecht im Cockpit sitze"
Der Red-Bull-Pilot gibt sich vor Bahrain kämpferisch und will sein Cockpit nicht räumen - "Sensationeller Auftakt für uns", sagt er im Interview
(Motorsport-Total.com) - Christian Klien steht vor dem Grand Prix von Bahrain unter besonderem Druck, denn wenn er es mit einer außergewöhnlichen Leistung den Red-Bull-Chefs nicht unmöglich macht, ihn aus dem Cockpit zu nehmen, wird ab Imola vermutlich Vitantonio Liuzzi sein Fahrzeug übernehmen. Darüber und über vieles mehr sprach er im Rahmen von 'Sport am Sonntag'. Dank der freundlichen Genehmigung unserer Kollegen vom 'ORF' kann das Transkript auch bei 'F1Total.com' nachgelesen werden.

© Jaguar
Christian Klien weiß noch nicht, ob er auch in Imola im Cockpit sitzen wird
Frage: "Christian, wie hast du Ostern verbracht?"
Christian Klien: "Ich bin direkt nach Malaysia nach Hause gekommen und habe die Tage recht ruhig verbracht - mit Freunden und Familie. Morgen geht es dann schon wieder weiter nach Dubai, zum nächsten Rennen in Bahrain."#w1#
"Als Österreicher sollte man schon Ski fahren dürfen"
Frage: "Bist du auch Ski gefahren?"
Klien: "Ein bisschen Skifahren war ich auch, ja. Der Schnee war aber schnell einmal sehr nass. Trotzdem hat es Spaß gemacht."
Frage: "Hast du einen Passus in einem Vertrag, der dir gefährliche Sportarten verbietet?"
Klien: "Den gibt es, ja, aber Skifahren ist zum Glück nicht dabei. Darüber bin ich auch froh, denn als Österreicher sollte man schon Ski fahren dürfen."
Frage: "Die beiden ersten Grands Prix waren für Red Bull sehr erfolgreich. Wo liegt der Hauptunterschied zum vergangenen Jahr?"
Klien: "Erstens einmal war es sicherlich ein sensationeller Auftakt für das Team, direkt bei beiden Rennen beide Autos in die Punkte zu bringen. Das Team hat über den Winter einen guten Job gemacht, hat das Auto gut vorbereitet. Man hat schon bei den ersten Wintertests gesehen, dass das Auto wirklich gut ist. Das hat das Team gut umgesetzt und dadurch sind diese Resultate zustande gekommen. Jetzt hoffen wir natürlich, daran in Bahrain anzuschließen."
Erfahrung von 2004 macht Klien stärker
Frage: "Was ist denn der Unterschied zwischen dem Christian Klien von 2004 und dem Christian Klien von 2005?"
Klien: "Es macht natürlich einen Riesenunterschied, wenn man schon das zweite Jahr in der Formel 1 ist. Man hat einfach die Erfahrung von 18 Rennen und gerade auch die Wintertests bringen einem sehr viel, um sich noch einmal weiterzuentwickeln. Ich glaube, dass ich das gut umgesetzt habe. Die zwei Rennen waren fehlerfrei, ich bin beide Male in die Punkte gefahren. Einen besseren Saisonauftakt hätte ich mir nicht wünschen können."
Frage: "Im Qualifying hast du David Coulthard, deinen Teamkollegen, schon sehr gut gefordert, aber warum war er im Rennen dann doch einen Tick schneller?"
Klien: "Von vier Qualifyings war ich in drei schneller als er. Im Qualifying habe ich das sehr gut umsetzen können. Man hat aber auch gesehen, dass im Rennen der Speed ebenso gepasst hat. Meine schnellste Rennrunde in Australien war schneller als seine und in Malaysia war ich ganz knapp hinter ihm. Das Potenzial ist also da. Natürlich muss ich an meinem Rennspeed noch ein bisschen feilen, aber man darf nicht vergessen, dass David ein sehr schneller Racer ist."
"Für mich zählt nur, noch einmal ein gutes Rennen abzuliefern"
Frage: "Vitantonio Liuzzi scharrt in den Startlöchern und Helmut Marko hat vor einer Woche angekündigt, dass er möglicherweise dein Cockpit übernehmen wird. Wie ist denn da der Stand der Dinge?"
Klien: "Wie genau der Stand der Dinge ist, wissen wir erst nach Bahrain. Für mich zählt nur, noch einmal ein gutes Rennen abzuliefern. Von mir wurde in den ersten drei Rennen Leistung gefordert. Ich denke, dass ich das sehr gut umgesetzt habe. Trotz des Drucks habe ich zwei sehr gute Rennen hingelegt und gezeigt, dass ich zu Recht im Cockpit sitze. Natürlich möchte ich das in Bahrain noch einmal umsetzen und danach wird sich das Team dann entscheiden. Das muss ich abwarten."
Frage: "Wer trifft schlussendlich diese Entscheidung?"
Klien: "Das wird ein Gremium mit Teamchef Christian Horner, den Ingenieuren und natürlich auch Dr. Helmut Marko und Mateschitz sein. Zusammen werden sie zu einem Entschluss kommen."
Kampfansage in Richtung Liuzzi: "Möchte im Auto bleiben"
Frage: "Würdest du es als ungerecht empfinden, das Cockpit jetzt räumen zu müssen?"
Klien: "Ich versuche natürlich, in diesem Cockpit zu bleiben, ganz klar. Ich bin Rennfahrer und möchte in dem Auto bleiben. Ich denke, ich habe in den ersten beiden Rennen die Leistung auf jeden Fall erbracht. Alle anderen Entscheidungen liegen sowieso nicht in meiner Macht. Das muss ich abwarten."
Frage: "Wie beurteilst du die bisherigen Leistungen von Vitantonio Liuzzi?"
Klien: "Tonio ist sicher ein sehr schneller Fahrer. Das hat er schon in der Vergangenheit gezeigt, auch bei den Wintertests. In den Freien Trainings war er sehr schnell unterwegs, wobei die Test- und Rennfahrer natürlich immer auf verschiedenen Strategien sind und andere Sachen austesten. Ein ganzes Rennwochenende ist aber noch einmal etwas anderes. Da hat er die Erfahrung einfach noch nicht und das ist sicher mein Plus."
Bahrain war schon 2004 ein starkes Wochenende von Klien
Frage: "Bahrain wird für dich ein entscheidendes Rennen. Wirst du es auf volles Risiko anlegen oder willst du dich lieber darauf konzentrieren, das Rennen zu beenden?"
Klien: "Als Rennfahrer kann man immer nur versuchen, das Bestmögliche zu geben und ein so gut wie mögliches Resultat herauszufahren. Ich war letztes Jahr in Bahrain schon sehr gut unterwegs und freue mich auch dieses Jahr darauf. Ich denke, dass ich auch dort einen guten Job machen kann. Natürlich werde ich wieder versuchen, in die Punkte zu fahren und einen guten Job für das Team zu machen."
Frage: "Nach den ersten beiden Rennen riecht es in der Weltmeisterschaft sehr nach Renault. Glaubst du, dass Ferrari mit dem neuen Auto noch einmal zurückschlagen kann? Wie schätzt du die aktuelle Situation ein?"
Klien: "Renault war die ersten beiden Rennen unschlagbar, wahnsinnig schnell. Ich denke schon, dass Ferrari im Laufe des Jahres wieder ein bisschen aufschließen wird. Sie hatten Probleme mit den Bridgestone-Reifen, die sie sicher wieder in den Griff bekommen werden. Die werden bestimmt noch ein Wörtchen mitreden."

