• 25.05.2006 17:49

Klien: "Brauche mehr Zeit auf dieser Strecke"

Christian Klien über die Gründe für seinen mäßigen Auftakt in Monaco, die Chancen auf Punkte, Druck wegen fehlender Leistungen und teaminterne Kritik

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Christian, wenn man sich die Fakten anschaut, war das nicht allzu erfreulich heute. Was ist der Hintergrund?"
Christian Klien: "Ich brauche einfach mehr Zeit auf dieser Strecke, glaube ich. Im ersten Freien Training hatte ich ein Problem mit der Servolenkung, die wir dann wechseln mussten, weil sie nicht funktioniert hat. Dann gab es kleinere Probleme - Untersteuern, Übersteuern -, aber im Endeffekt brauche ich hier einfach mehr Zeit, um auf Geschwindigkeit zu kommen."

Titel-Bild zur News: Christian Klien

Christian Klien kommt mit der Strecke in Monaco noch nicht optimal zurecht

"Es war ein bisschen schwierig, einen Rhythmus zu finden, weil so viele rote Flaggen waren, die die Session wieder abgebrochen haben. Bei so vielen Autos auf der Strecke findest du kaum einmal eine freie Runde. Ich glaube aber schon, dass wir vom Auto her hier besser dabei sind, wenn man sich David (Coulthard; Anm. d. Red.) anschaut: Er ist Achter, fühlt sich auf diesem Straßenkurs sehr wohl. So schlecht kann das Auto also nicht sein."#w1#

Klien fehlt es in Monaco noch an Fahrpraxis

Frage: "Was man bedenken muss: Du bist hier in der Vergangenheit noch nicht viel gefahren..."
Klien: "Letztes Jahr war ich nur dritter Fahrer und im Jahr davor kam ich im Rennen nur fünf Kurven weit - also nicht allzu viel. Trotzdem finde ich die Strecke wirklich lässig. Es macht Spaß, hier zu fahren. Sicher ist sie sehr anspruchsvoll, weshalb es sehr wichtig ist, dass man sich wohl fühlt und dass man Vertrauen hat, um auch schneller zu fahren."

"Heute bin ich nur mit einem Reifensatz gefahren, der zum Schluss ziemlich alt war." Christian Klien

Frage: "Wie sieht jetzt die Strategie für Samstag und Sonntag aus?"
Klien: "Ich glaube, dass es hier wichtig ist, Reifensätze zu schonen, die man dann im Qualifying benutzen kann, denn das Qualifying wird sicher ein Durcheinander mit vielen blauen Flaggen - oder man wird selbst aufgehalten. Heute bin ich nur mit einem Reifensatz gefahren, der zum Schluss ziemlich alt war. Wir sind hier in Monaco auch mit sehr weichen Reifen unterwegs, die dann natürlich am Ende schon stark beansprucht waren."

Frage: "Wie optimistisch bleibst du für das Wochenende?"
Klien: "Sicher mehr optimistisch als bei den anderen Rennen, weil wir hier doch eher eine Chance haben, in die Punkte zu kommen. Auch ohne Topauto ist das hier sicher möglich. Das Auto ist hier sicher besser als bei den letzten Rennen."

Frage: "Auch wenn es dem Resultat nach nicht optimal gelaufen ist: Wie sehr hat das Fahren Spaß gemacht?"
Klien: "Es hat schon einen Riesenspaß gemacht, hier zu fahren! Die Kulisse in Monaco ist toll; es waren schon heute extrem viele Zuschauer da. Ein Formel-1-Auto hier durch die Straßen zu bewegen, ist einfach etwas total anderes. Das war toll - aber jetzt haben wir einen Tag zum Nachdenken, wie wir das Auto verbessern können, und am Samstag sollten wir dann weiter vorne sein."

Frage: "Wie leicht oder schwierig ist es hier, die Konzentration zu bewahren?"
Klien: "Es ist von der Konzentration her schon sehr viel anspruchsvoller als auf jeder anderen Strecke, weil du einfach mit jedem kleinen Fehler sofort in der Mauer klebst. Man hat ja gesehen, dass im Freien Training viele rote Flaggen waren. Man fährt hier wirklich in jeder Kurve bis auf fünf oder zehn Zentimeter an die Leitplanken heran. Es hat sehr viele Bodenwellen, sehr viele weiße Linien und Zebrastreifen, die sehr rutschig sind. Das macht das Ganze natürlich noch schwieriger."

Druck auf Red Bull Racing wächst unaufhörlich

Frage: "Steht ihr als Team vielleicht auch ein wenig unter Druck?"
Klien: "Eher schon, ja. Man hat in Barcelona gesehen, dass wir mit beiden Autos durchgefahren sind, aber absolut nicht dazu in der Lage waren, in die Punkte zu kommen. Sicher ist ein Druck da. Das ganze Team arbeitet extrem hart daran, voranzukommen und auf der Strecke schneller zu werden. Es ist gerade eine schwierige Zeit, aber man kann immer nur sagen, dass für Silverstone ein paar neue Teile kommen, die uns hoffentlich nach vorne bringen werden."

"Wenn man nicht durchkommt, hat man im Hinterkopf immer irgendwo eine Ausrede." Christian Klien

Frage: "Ist es noch frustrierender, wenn man abgeschlagen ins Ziel kommt, als wenn man gleich ausscheidet?"
Klien: "Schon, denn wenn man nicht durchkommt, hat man im Hinterkopf immer irgendwo eine Ausrede. In Barcelona sind wir durchgefahren, aber wenn man sich die Pace im Rennen anschaut, dann kann man da als Fahrer einfach nicht viel ausrichten."

Frage: "Gerhard Berger hat dich in der Presse leicht kritisiert. Nimmst du dir das zu Herzen oder prallt das von dir ab?"
Klien: "Wie kritisiert?"

Frage: "Er hat gesagt, dass du endlich wieder mal was zeigen musst und dass von den Jungen eher andere die Topfahrer sind als du..."
Klien: "Ich war im letzten Rennen vor David. Sicher ist das Resultat momentan nicht gut, aber in dieser Lage ist es schwierig, eine gute Leistung oder ein gutes Resultat abzuliefern. Das kann man immer leicht auf die Fahrer abwälzen, aber wenn das Gesamtpaket nicht passt, dann muss man den Fehler nicht bei den Fahrern suchen, sondern beim ganzen Paket."