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  • 05.02.2013 00:00

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Key: Kein Probearbeiten für Red Bull

Der Toro-Rosso-Technikchef will etwas Langfristig aufbauen, hält das Saisonziel Rang sechs für hochgegriffen und fordert mit Blick auf 2014 Kompromisse

(Motorsport-Total.com) - Nicht erst seitdem Sebastian Vettel bei Toro Rosso zu einem Spitzenpiloten gereift ist, gilt die Mannschaft aus Faenza als eine Fahrschule für das große Schwesterteam. Mit der Verpflichtung von James Key - so munkelte man schnell im Fahrerlager - habe der Brauseriese diese Praxis auch auf sein technisches Personal ausgedehnt und einen designierten Adrian-Newey-Nachfolger verpflichtet. Der Brite widerspricht: "Das war nicht Gegenstand von Gesprächen. Ich habe einen Job bei Toro Rosso."

Titel-Bild zur News: James Key

James Key muss bei den neuen Kollegen noch eine Runde schmeißen Zoom

Key ist der Meinung, mit der Entscheidung zugunsten der Mannschaft um Franz Tost in seiner persönlichen Karriere einen Pfad eingeschlagen zu haben, auf dem er weiter wandeln will. "Das Team befindet sich auf einem anderen Weg, entwickelt in eine andere Richtung", erklärt er die Abgrenzung zu Red Bull und sieht sich ausschließlich Toro Rosso verpflichtet: "Ich kann nicht beurteilen, was in der Vergangenheit war, aber wir müssen versuchen, was wir können. Das ist die Herausforderung."

Key betont Toro Rossos Eigenständigkeit

Auch die Vermutung, die Österreicher hätten einen hauseigenen Formel-1-Kindergarten installiert, verweist er in das Reich der Fabeln: "Für mich ist das von Außen nicht so offensichtlich", wundert sich Key über die Auffassung mancher Journalisten. "Toro Rosso ist ein Team, das alles hat, was es braucht. Es ist alles da, es gibt nichts, was man irgendwo anders finden müsste." Im Klartext heißt das: Key ist nicht nach Faenza gegangen, um dort mehrere Jahre für Christian Horner Probearbeit abzuliefern.

Schließlich erkennt der 41-Jährige eine Perspektive bei seinem neuen Brötchengeber: "Es ist alles am Wachsen, in der Fabrik gibt es massive Fortschritte", spielt er auf die Investitionen in die Infrastruktur an, die derzeit getätigt werden, warnt jedoch auch vor den damit verbundenen Gefahren. "Es ist schwierig, das Wachstum schnell durchzuziehen und dabei in eine Richtung zu gehen." Ausgerechnet die Minardi-Vergangenheit sieht Key als Kapital: "Von der Geschichte her ist es kein neues Team."

Umstrukturierungen forciert

Außerdem ein relativ großes. Circa 300 Mitarbeiter sind derzeit bei Toro Rosso unter Vertrag und offenbar auch gut beschäftigt. "Wir haben sehr viele Updates selbst produziert", sagt Key über die Arbeit am neuen Boliden STR8. "Die Mehrheit der Teile kommen aus eigenen Fabrik, zum Beispiel das Chassis und der Unterboden. Es wurde nur sehr wenig auswärts gefertigt." Outsourcing ist Fehlanzeige, lieber setzt der neue Technikchef das vorhandene Personal effizienter ein und verpasst Mitarbeitern einen neuen Schreibtisch.

"Wir haben eine ganz neue Abteilung aufgemacht, die sich um die Leistung kümmert. Formal gab es die zuvor so nicht", erklärt Key eine wichtige Umstrukturierung. "Das ist ein großer Schritt in Sachen Effizienz." Doch damit ist es nicht getan. Toro Rosso hat zudem zehn neue Mitarbeiter eingestellt, allen voran für den Bereich Aerodynamik, weitere Stellen sollen in naher Zukunft besetzt werden. Das geschieht vor dem Hintergrund der Parallelentwicklung für 2014, die alle Teams beschäftigt.


Fotos: Präsentation des Toro Rosso STR8


Rang sechs als "ehrgeiziges Ziel"

Schließlich erwartet die Formel 1 mit der kompletten Regelnovelle und dem Anbrechen der zweiten Turbo-Ära eine Revolution. "Wir versuchen, die Balance hinzubekommen, aber dieses Problem hat jeder. Wir sind auf der Hut und arbeiten an 2014", erkennt Key die Gefahren, auf zwei Baustellen gleichzeitig unter Hochdruck zu werkeln. "Das Problem für uns ist, dass wir die Fortschritte an dem Auto nicht über die Saison hinaus mitnehmen können. Das ist ein schwieriger Kompromiss."

Als Maßstab für die laufende Saison hat Toro Rosso Rang sechs in der Konstrukteurs-WM ausgegeben: "Das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber es ist richtig, ehrgeizig zu sein", erklärt der Ex-Sauber-Mann die Philosophie dahinter. "Es geht um den Motivationsfaktor. Aber wenn ich mir die Leistungen in den Rennen ansehe, dann waren wir davon gar nicht so weit entfernt", überlegt er und kommt zu der Erkenntnis: "Wir müssen diesen Schritt auf die Plätze sechs bis neun unternehmen."

So richtig viel Zeit, die neuen Kollegen zu beschnuppern, hatte Key, dessen Italienisch nach eigener Aussage ebenfalls noch ausbaufähig ist, nicht: "Der September ist nicht der glücklichste Zeitpunkt, um zu einem Team zu stoßen", meint er über eine hektische Phase, in die seine Verpflichtung und Ankunft fielen. "Ich habe mich darauf konzentriert, Schwächen zu erkennen und auszumerzen. Ich hatte nicht die Zeit, eine Runde zu drehen und mit allen zu sprechen", erklärt er über Team, dass er für "stark" hält.