Keine einheitliche Regelung: Streckenbegrenzungen weiterhin offen

Ausgedehnte Nutzung der Strecke oder unfaires Vorteilhaschen - Charlie Whiting erklärt noch einmal die Regeln und wo es Schlupflöcher gibt

(Motorsport-Total.com) - Weitläufige Auslaufzonen, Kunstrasen statt Kiesbett - die modernen Formel-1-Strecken rund um den Globus setzten heutzutage mehr denn je auf die Sicherheit. Nachteil dieser Veränderungen ist der Vorteil, den sich die Fahrer dadurch mitunter verschaffen können. Das Überfahren der weißen Linien, das Ignorieren der Streckenbegrenzungen und die großzügige Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Areals gehörten zu den heißesten Streithemen der vergangenen Saison. Das letzte Wort hat aber auch bei diesem Thema nur Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting.

Titel-Bild zur News: Charlie Whiting

Innerhalb oder oder außerhalb der Begrenzung - Charlie Whiting entscheidet Zoom

Das kommende Rennen in Malaysia findet auf einem Kurs statt, der mit zu den ersten der neuen Rennstrecken-Generation zählt. Die erst 15 Jahre alte Strecke bietet neben den beiden langen Geraden und den anspruchsvollen Kurvenkombinationen auch jede Menge Platz abseits der Randsteine. So werden kleine Fehler oder Kollisionen nicht gleich zur Katastrophe, doch der intelligente Fahrer weiß, wie er sich diese vermeintlichen Sicherheitszonen zu Nutzen machen kann. Whiting betont daher gegenüber 'GPUupdate.com' noch einmal, was erlaubt ist und was nicht.

"Grundsätzlich ist der Fahrer angewiesen sich jederzeit innerhalb der Streckenbegrenzung zu bewegen. Bleibt ein Teil des Autos innerhalb der Begrenzungen, wird das als Nutzung der Strecke erachtet. Sind alle vier Räder über der weißen Linie, befindet er sich außerhalb der Strecke", so der Brite zu den Rahmenbedingungen. Zu der Nutzung außerhalb der Strecke erklärt er: "Es ist dem Fahrer erlaubt, die Strecke zu verlassen und wieder zurückzukehren, ohne dass er bestraft wird, wenn er dies gefahrlos tut und dadurch nicht bevorteilt wird."

Der Vorteil liegt im Ermessen der Rennleitung

Genau da liegt jedoch der Knackpunkt. Wie kann beispielsweise ein Zeitvorteil genau erfasst werden? "Es liegt in unserem Ermessen, ob durch das Verlassen der Strecke ein Vorteil entsteht. Die Strecken sind so entworfen, dass einen das Verlassen der Strecke langsamer macht - oder wenigstens nicht schneller", stellt Whiting klar und untermalt seinen Standpunkt weiter: "Mit zwei Rädern auf einem holprigen Randstein und zwei auf Kunstrasen, bist du meiner Meinung nach nicht schneller."

Romain Grosjean, Sergio Perez

Nur mit zwei Rädern über der weißen Linie: Sergio Perez macht es richtig Zoom

Um das Thema in diesem Jahr nicht wieder hochkochen zu lassen und die Unklarheiten zu klären, gab es vor der Saison eine Diskussionsrunde mit allen Betroffenen. "Wir haben das Thema in Jerez in einem Meeting mit den Fahrern diskutiert", erklärt Whiting. "Sie stimmten der Regelung grundsätzlich zu, wendeten jedoch ein, dass es bestimmte Kurven auf bestimmten Strecken gäbe, die gesondert behandelt werden sollten. Deswegen werden wir jede Strecke individuell betrachten, anstatt eine pauschale Regelung anzuwenden."