• 22.03.2006 13:15

Kein Spielraum für Selbstzufriedenheit bei Renault

Renault führt nach zwei Rennen überlegen in beiden WM-Wertungen, doch auf den Lorbeeren des guten Auftakts ruht sich das Team keineswegs aus

(Motorsport-Total.com) - Nach zwei Siegen in zwei Rennen herrscht in Enstone und Viry eine gelöste Atmosphäre. Aber nachlassen will jetzt niemand bei Renault. "Ist Renault den Gegnern schon enteilt?" fragt die französische Sportzeitung 'L'Equipe' in ihrer heutigen Ausgabe. Nach dem herausragenden Saisonstart mit einem Sieg und einem Doppelsieg sieht es auf dem Papier fast so aus: 28 von 36 möglichen WM-Punkten des Teams (eine Ausbeute von 78%) und 18 von 20 möglichen Zählern (90%) als Erfolg des RS26-V8-Motors mit der Seriennummer 3873 im Heck von Fernando Alonsos R26 sprechen eine deutliche Sprache.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Giancarlo Fisichella feierte in Malaysia den zweiten Renault-Sieg dieser Saison

Haben sich die Weltmeister wirklich bereits vorentscheidend abgesetzt? Eine erste Antwort liefert der Vergleich der WM-Tabellen 2005 und 2006: Vor einem Jahr hatte Renault nach zwei Grands Prix mit zwei Siegen und einem dritten Platz 26 Punkte auf dem Konto. Der Vorsprung auf Ferrari betrug 16 Zähler, der auf McLaren-Mercedes 17. 2006 liegen die Gegner trotz der höheren Ausbeute der Gelben nicht so weit zurück: nur 13 Punkte. Kein großer Unterschied, aber ein klarer Hinweis darauf, dass die Widersacher stärker sind als im Vorjahr.#w1#

Konkurrenz deckte ihr Potenzial noch nicht auf

Selbst nach dem historischen Doppelsieg in Malaysia gab sich Renault-Chefingenieur Pat Symonds keinerlei Illusionen hin: Auch wenn der R26 voll überzeugte, profitierten Fisichella und Alonso doch von einigen anderen Ereignissen im Rennen.

"Es gab ein paar Faktoren, die uns das Leben erleichtert haben." Pat Symonds

"Das Rennen lief weitgehend so ab, wie wir es vorhergesehen hatten, aber es gab ein paar Faktoren, die uns das Leben erleichtert haben", betont Symonds. "Zunächst machte Fernando seinen schlechten Startplatz schon bis zur ersten Kurve wieder wett, als er von Platz sieben auf drei vorstieß. Zweitens entfiel mit Räikkönens Ausfall eine der größten Bedrohungen für uns. Deswegen ruht sich trotz des grandiosen Erfolgs niemand im Team auf den Lorbeeren aus. Wir wissen, dass uns ein harter Kampf bevorsteht."

In Malaysia schlug auch die Stunde die Wahrheit für die Motorenbauer: Ausgerechnet am zweiten Rennwochenende ihres Lebenszyklus' trafen die brandneuen V8-Triebwerke auf die vielleicht härteste Prüfung des Jahres. Die heißen Temperaturen und die hohen Anforderungen des Streckenlayouts in Sepang deckten jede Schwäche gnadenlos auf. Als einziges Topteam brachte Renault zwei Autos ohne jedes Motorproblem ins Ziel.

Kein fundamentales Motorenproblem in Bahrain

"Giancarlos Ausfall in Bahrain war für uns alle sehr frustrierend", sagt Rob White, Technischer Direktor der Motorenabteilung. "Aber es half uns zu wissen, dass es sich nicht um ein fundamentales Motorenproblem handelte, sondern um einen Fehler in einem Anbauteil. Das erste Saisonrennen zu gewinnen, war extrem befriedigend - der Doppelsieg im zweiten Lauf ist ein Traumergebnis."

"Unser Streben nach optimaler Zuverlässigkeit endet niemals." Rob White

Ein erfolgreicher Saisonstart ist jedoch noch kein Titel - allenfalls eine gute Basis. Genau das ist allen im Team bewusst, spürt White: "Zuverlässig oder schnell zu sein, reicht in der Formel 1 nicht. Du musst beides vereinen. Unser Streben nach optimaler Zuverlässigkeit endet niemals, wir zielen immer auf hundertprozentige Leistung ohne Defekte ab. Unser Vorsprung gegenüber den Verfolgern ist nicht so groß, wie es scheint. Wir werden auch in den kommenden Rennen alles aus unserem Paket herausholen und sind gut vorbereitet. Aber das gilt auch für einige unserer Gegner, und selbst die, die bisher nicht ganz vorne fuhren, sind schnell. Es gibt also keinerlei Spielraum für Selbstzufriedenheit."

Das heißt im Klartext: weiter Gas geben. Und damit beginnt das Team heute in Le Castellet bei dreitägigen Tests mit Heikki Kovalainen am Steuer des Renault R26. Das Testteam weiß: Sie arbeiten vielleicht mit am nächsten WM-Titel...