Kaltenborn hält Kritik an Regenabbrüchen für überzogen

Während sich die Abbrüche bei Regen in den vergangenen Jahren gehäuft haben, hält Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn nichts von einer Regen-Arbeitsgruppe

(Motorsport-Total.com) - Einen ungünstigeren Saisonauftakt hätte sich der Formel-1-Zirkus kaum vorstellen können. War von vielen endlich ein klareres Bild der Kräfteverhältnisse erwartet worden, so konnte durch die starken Regenfälle nicht einmal die Qualifikation ordnungsgemäß durchgeführt werden - zum letzten Mal war dies in Japan 2010 der Fall. Für viele Fans an der Strecke ist das Szenario natürlich unglücklich verlaufen, und auch für die TV-Zuschauer im Kernland Europa ist diese Verschiebung nicht optimal. Denn die Qualifikation wird um 1:00 Uhr MEZ fortgesetzt, wer das Rennen danach schauen will, muss um 7:00 Uhr hierzulande wieder aus dem Bett.

Titel-Bild zur News: Monsiha Kaltenborn

Monisha Kaltenborn glaubt, dass die Verschiebung "einfach Pech" ist Zoom

Doch dass man die Fans durch die Entscheidung einfach im Stich gelassen hätte, sei eine sehr einseitige Betrachtung, findet Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn: "Man muss ja immer in Betracht ziehen, warum diese Entscheidung gemacht wurde", erklärt die Österreicherin gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Wenn man sich die Bedingungen der Umgebung anschaut, dann war das korrekt. Es ist einfach Pech, das passiert bei einem Outdoor-Sport. Das kann man nicht ändern. Wichtig ist, dass wir morgen - wenn die Session fortgesetzt wird - eine gute Show abliefern können."

Dabei fällt in den vergangenen Jahren immer häufiger auf, dass Sessions bei Regen unterbrochen oder sogar verschoben werden. Doch von einer Arbeitsgruppe, die sich mit dem schlechten Wetter beschäftigt, hält Kaltenborn nichts: "Ich glaube nicht, dass wir daraus eine so große Sache machen sollten, denn wenn man sich andere Sportarten anschaut - Tennis zum Beispiel - dann passiert das dort ebenfalls. Manchmal kann man einfach nicht spielen, aber das ist ein Teil davon und die Fans wissen das."

Lichtverhältnisse als nächstes Problem

"Natürlich läuft es manchmal unglücklich für die Fans, denn wir sind nur einmal im Jahr in Australien", fügt die gebürtige Inderin an. "Aber das gehört dazu. Wir sollten jetzt nicht künstlich Wege finden, was wir dagegen tun können, denn am Ende des Tages wird es immer Situationen geben, in denen man nicht fahren kann. Man kann es im Vorfeld nicht wissen, wenn man einen Rennkalender entwirft."


Fotos: Sauber, Großer Preis von Australien, Samstag


Für die Teamchefin spielen mehrere Faktoren in die Überlegungen ein. Wenn man den Regen im Griff hat, können plötzlich andere Probleme auftreten. "Wenn man in Australien ist, kann man vielleicht Wege erarbeiten, wie man mit mehr Regen zurechtkommt. Aber was passiert dann mit dem Licht? Man braucht Flutlicht und so weiter. Es gibt einfach Dinge, die man nicht kontrollieren kann, und das muss man akzeptieren", so Kaltenborn.

Dabei ist Flutlicht durchaus ein gutes Stichwort. Immer häufiger werden Startzeiten nach hinten verschoben, um TV-Zuschauer in den stärksten Regionen anzuziehen. Gleichzeitig schneidet sich die Formel 1 aber ins eigene Fleisch, besonders in Malaysia kam die Königsklasse aufgrund der schlechter werdenden Lichtverhältnisse gegen Abend häufiger in Bedrängnis - 2009 wurde das Rennen deswegen sogar abgebrochen. Ist das nicht Ironie?

Niemand motzt bei Wimbledon

"Da stimme ich zu", sagt Kaltenborn. "Das ist eine der Angelegenheiten, die die Teams beim kommerziellen Rechteinhaber (FOM; Anm. d. Red.) vorbringen können, denn da hängen auch unsere Interessen dran. Wir sind beide auf derselben Seite, denn wir wollen natürlich die Einkünfte maximieren. Wir wollen einen aufregenden Sport bieten. Diese Punkte diskutieren wir immer in einer Arbeitsgruppe mit dem Rechteinhaber. Da gibt es verschiedene Punkte, und das könnte einer von ihnen sein."

Esteban Gutierrez

Esteban Gutierrez wurde heute Opfer der widrigen Umstände Zoom

Der Sauber-Chefin ist bewusst, dass besonders den Fans dieser Umstand - gepaart mit den häufig zu früh abgebrochenen Regenfahrten - ein Dorn im Auge ist. "Ich weiß, auf der anderen Seite: Schaut mal auf Wimbledon. Wie oft hat man da solche Tage und Tage und Tage? Die haben aber nicht das Problem wie wir, dass wir unsere Sachen am Sonntag packen und dann einfach gehen."

Das Wimbledon-Turnier geht über 14 Tage, da sollte ein Regentag leichter zu kompensieren sein. "Das kann aber auch beim Finale passieren - und das ist ja auch schon vorgekommen", erklärt Kaltenborn. "Dann bleibt man halt von Sonntag auf Montag - aber wir können das nicht. Ich denke, das ist genau einer der Punkte, die wir anbringen können."