Junge Britin heute erstmals in einem Formel-1-Auto

In Vallelunga darf Katherine Legge heute in einem Minardi-Cosworth erstmals Formel-1-Luft schnuppern - Angst vor einem Unfall

(Motorsport-Total.com) - Genau 1.151 Tage nach Sarah Fishers Demorunden für McLaren-Mercedes in Indianapolis steigt heute wieder eine Frau in einen Formel-1-Boliden: Im italienischen Vallelunga gibt Minardi-Cosworth im letzten Test der Teamgeschichte der Toyota-Atlantik-Pilotin Katherine Legge die Chance, sich einen ersten Eindruck von der Königsklasse des Motorsports zu verschaffen.

Titel-Bild zur News: Katherine Legge

Die rennfahrende Frau will es den Männern zeigen: Legge testet Formel 1

Zustande gekommen ist der Test dank Kevin Kalkhoven, der nicht nur das nordamerikanische PKV-Team besitzt, welches Legge unterstützt, sondern auch die Motorenschmiede Cosworth. Über diese Verbindung sind Gespräche mit Paul Stoddart entstanden, der sich so von seinem Rennstall mit positiven Schlagzeilen verabschieden kann. Nach dieser Woche erfolgt dann ja endgültig die Umbenennung in Scuderia Toro Rosso.#w1#

Formel-1-Test könnte sich als Karrieresprungbrett erweisen

Legge hat sich ihrerseits in den vergangenen Wochen intensiv auf den heutigen Tag vorbereitet, schließlich könnte ihr eine gute Performance einige Türen öffnen. Sollte sie nicht wider Erwarten wie ein Blitz einschlagen, ist ein Einstieg in die Formel 1 zwar äußerst unwahrscheinlich, doch schnelle Zeiten würden sich mit Sicherheit rasch herumsprechen und unter Umständen den ChampCar-Vertrag einbringen, von dem sie momentan träumt.

Dass sich die 25-Jährige dessen ganz genau bewusst ist, lässt in ihr aber auch einen gewissen Anflug von Nervenflattern aufkommen: "Wenn ich in Vallelunga den Wagen in der ersten Runde gegen die Wand fahre, heißt es doch: Der Mann ist selbst schuld, der seinen Rennwagen einer Frau in die Hand gibt! Ehrlich gesagt bin ich deswegen auch ein bisschen nervös", gab sie im Interview mit der 'Welt' offen zu.

Mit dem Vorurteil, dass Frauen von den natürlichen Grundvoraussetzungen her nicht für die Formel 1 in Frage kommen, räumte sie bei dieser Gelegenheit aber gleich auf: "Es liegt jedenfalls nicht daran, dass wir physisch nicht in der Lage dazu wären", antwortete sie auf die Frage, warum es nicht mehr weibliche PS-Artisten gibt, obwohl die Dichte - siehe Sarah Fisher, siehe Danica Patrick - in den vergangenen Jahren leicht zugenommen hat.

Legge begann schon als Zehnjährige mit dem Motorsport

"Männer trauen sich mehr zu und sind sicherer, aber die Frauen sind lernfähiger." Katherine Legge

Ihre Rennfahrerkarriere hat Legge 1990 im Kartsport begonnen. 2000 wechselte sie in die Formel Ford, wo sie sich als erste Frau überhaupt eine Pole Position sichern konnte. Es folgten Gastauftritte in der Formel Renault und in der Formel 3, doch erst 2005 konnte sie wirklich überzeugen: In ihrem Premierenjahr in der Toyota-Atlantik-Serie gewann sie drei Rennen, wodurch sie die Saison als Gesamtdritte und beste Neueinsteigerin abschloss.

Die Formel 1 kennt sie bisher eigentlich nur aus den Medien: "Ich habe viel im Fernsehen geschaut und für Ayrton Senna und Michael Schumacher geschwärmt", sagte die Britin vor ihrem ersten Ausflug in einem Grand-Prix-Auto. Insgeheim sei die Königsklasse auf jeden Fall ihr Traumziel, fügte sie an - und die Journalisten bekämen mit der ersten Stammpilotin seit Giovanna Amati 1992 auf Brabham-Judd jede Menge ergiebigen Schreibstoff...

Davon, dass sie von ihren Kollegen anders behandelt werden soll als ein Mann, will sie übrigens nichts wissen: "Wenn ich während des Rennens Helm und Rennoverall trage, merke ich keinen Unterschied, und wenn ich ohne Helm durch das Fahrerlager gehe, ist das Verhältnis zu den meisten Rennfahrern sehr kumpelhaft. Diese Machosachen kommen nur von den Mechanikern", meinte Legge, die übrigens kürzlich ein Angebot eines Magazins für ein Fotoshooting ausgeschlagen hat.