• 09.03.2003 11:17

Juan-Pablo Montoya: "Es war allein meine Schuld"

Juan-Pablo Montoya nimmt den Dreher kurz vor Ende des Rennens, durch den er den Sieg vergab, voll auf seine Kappe

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Juan Pablo, eine großartige Entscheidung am Start mit Trockenreifen zu beginnen und zwei Safety-Car-Phasen. Was kannst du uns darüber sagen?"
Juan-Pablo Montoya: "Ich denke es war ein ziemlich katastrophales Rennen. Wir hatten die richtigen Reifen, ich hatte eine Führung von 16 Sekunden und alles schien gesichert. Dann kam das Safety Car. Danach hatte ich wieder um die zehn Sekunden Vorsprung bis es das zweite Mal raus kam. Ich wurde also doppelt eingebremst. Dennoch hatte ich nach dem zweiten Boxenstopp die Führung abermals inne und dann, ich weiß nicht wie, bog ich in die erste Kurve ein und trat aufs Gas, worauf das Auto ausbrach. Es war allein meine Schuld."

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Dieser Dreher kostete Juan-Pablo Montoya den sicheren Sieg

Frage: "Beim zweiten Boxenstopp hast du keine Reifen gewechselt und es sah auch so aus, als ob du das Boxenschild des Mechanikers getroffen hättest. War es vielleicht ein Grund für den Dreher, dass du nicht die Reifen hast wechseln lassen?"
Montoya: "Vielleicht ja und nein, weil ich vorher mit den neuen Reifen ein Desaster erlebte. Auf alten Reifen war die Balance viel besser, ich war schneller. Daher habe ich die Reifen nicht wechseln lassen, und ich dachte, es wäre die richtige Entscheidung gewesen. Und das denke ich auch jetzt noch; ich wäre nicht so konkurrenzfähig gewesen, wenn ich sie hätte wechseln lassen. So was passiert nun einmal."

Frage: "Am Ende wurdest du von Michael und Kimi noch ganz schön unter Druck gesetzt."
Montoya: "Ja. David war immer zweieinhalb Sekunden zurück. Er war etwas schneller als ich, konnte mich aber nicht überholen, solange ich ordentliche Zeiten fuhr. Dann kam ich in die erste Kurve, trat aufs Gas und stellt mich quer. So war es."

Frage: "Juan-Pablo, wie war es am Anfang des Rennens mit Trockenreifen zu fahren?"
Montoya: "Es war recht interessant. Das Auto ist überall gerutscht, es wer schwer auf der Strecke zu bleiben. Ich war recht enttäuscht, dass ich das einzige Mal, als ich neben der Piste war, nur noch zehn Runden zu fahren hatte. Aber das ist nun mal Rennsport, dagegen kann man nichts machen. Aber mein Auto war wirklich gut. Es war gestern im Qualifying gut und heute im Rennen, und ich hatte immer eine gute Balance. Zwischen dem Ende von Sektor eins und dem Anfang des zweiten Sektors war wohl der schwierigste Bereich. Wenn man im Nassen fährt hat man des Gefühl, man rutscht nur noch herum ... In der ersten Runde bin jedenfalls fast in die Mauer gekracht."

Frage: "Und am Ende bekamst du ganz schön Druck?"
Montoya: "Von Kimi, und zwar recht viel ... Wisst ihr, jede Runde davor konnte ich den Speed halten und stand nicht einmal quer, aber als ich dann aufs Gas trat, hat die Traktionskontrolle einfach nichts gemacht."

Frage: "Also hat die Traktionskontrolle überhaupt nicht funktioniert?"
Montoya: "Nein. Sie hat funktioniert, aber es war zu spät als sie einsetzte und ich konnte nichts mehr ausrichten. Ich bin vielleicht etwas zu früh aufs Gas getreten, und ich schiebe selbst nicht die Schuld auf das Auto."

"Es war frustrierend."

Frage: "Es muss schon ganz schön frustrierend sein, wenn man phasenweise so weit in Führung lag?"
Montoya: "Ja, es ist etwas frustrierend, aber für Kimi ist es doch dasselbe. Er hätte das Rennen auch gewinnen können. Wenn es 'dein' Rennen ist, dann kannst du so hart wie nur möglich versuchen Fehler zu machen ? es wird dir nicht gelingen! So ist nun einmal Rennsport. An einigen Tagen denkst du, dass du nicht konkurrenzfähig bist. Schaut euch David Coulthard an. Er kam in Runde zwei an die Boxen. Wenn man normalerweise in der zweiten Runde an die Box fährt, dann ist die Sache gegessen. Vor der ersten Safety-Car-Phase hatte ich eine ordentliche Führung. Wenn das Rennen so weiter gelaufen wäre, so hätte sich alles anders entwickelt. Aber ein 'Aber' zählt im Rennsport nicht"

Frage: "Es ist das erste Mal, dass Michelin alle drei Fahrer auf dem Podest ausrüstete. Ist das auf dieses eine Rennen zurückzuführen, oder ist das ein Trend?"
Montoya: "Ich hoffe doch auf einen Trend, aber ich weiß es nicht."

Frage: "Juan, während der Testfahrten in der Saisonvorbereitung sah es so aus, als ob du mit dem neuen Auto Mühe hättest, aber auf einmal geht es viel besser. Waren das jetzt nur die Umstände hier oder ist der Durchbruch gelungen?"
Montoya: "Nein, nicht nur die Umstände, wenn du auf die Rundenzeiten schaust, die wir in Jerez gefahren sind, oder in Valencia. Nur in Barcelona hatten wir Probleme, überall anders waren wir konkurrenzfähig. Das kommt alles aus der Presse, weil das Auto am ersten Tag nicht schnell war, und alle erzählen uns, dass wir am ersten Tag den Streckenrekord in Barcelona knacken sollten. Alle haben gesagt, dass der neue Williams nichts tauge, aber das stimmt nicht. Das Auto braucht noch etwas Arbeit, aber es hat wesentlich mehr Potential und ich denke, dass noch einige aerodynamische Dinge kommen werden, die das Auto im Rennen stärker machen werden. Wie man heute gesehen hat, wurde unsere Rundezeit von gestern nicht mit wenig Sprit erzielt. Ich denke, dass viele Leute davon ausgegangen sind, dass wir wenig Benzin an Board hatten. Hatten wir aber nicht, also ist es schnell."

Frage: "Juan-Pablo, warum hast du bei deinem letzten Stopp keine neuen Reifen geholt? Waren keine angefahrenen Reifen mehr verfügbar, oder war es dasselbe Problem wie im letzten Jahr?"
Montoya: "Ich habe keinen neuen Reifen gewollt. Ich bin meine schnellste Runde nur eine Runde vor dem Stopp gefahren. Die Runde in die Boxen hinein war ähnlich schnell. Wenn ich keine Probleme mit der Balance habe, warum sollte ich dann die Reifen wechseln!? Als ich vorher Reifen wechselte, waren die ersten zehn Runden danach ein Desaster. Ich bin hohe 29er oder sogar 30er Rundenzeiten gefahren, und es hat mindestens zehn Runden gedauert, bis ich die Rundezeiten wieder verringern konnte. Wenn man meine Zeiten ansieht, so war ich diese nach diesem Stopp erheblich schneller als nach dem ersten Stopp. Daher war es auch die richtige Entscheidung."

Frage: "Juan-Pablo, ist der Abstand zwischen Williams und Ferrari, unabhängig von diesem Rennen, großer oder kleiner als im letzte Jahr?"
Montoya: "Ich weiß es nicht. Vielleicht ähnlich oder etwas kleiner. Wir scheinen zusammen mit McLaren wieder konkurrenzfähig zu sein. Sie haben über den Winter große Schritte gemacht. Es ist schwer nur zu warten. Ich denke, dass viel auch auf die Reifen zurückzuführen ist, und dies ist hier nicht gerade ein Strecke, auf der man Reifenvorteile demonstrieren kann. Die Zeit wird es zeigen."

Frage: "Was glaubst du, wie es in Malaysia laufen wird?"
Montoya: "Ich habe keine Ahnung, ehrlich. In den letzten beiden Jahren waren wir recht schnell dort. Dieses Jahr könnten wir richtig gut dort aussehen ? oder Zehnter werden. Ich habe keine Ahnung. Ich kann dazu nichts sagen. Es ist schwer so was zu wissen. Die Strecke ist sehr eben. Barcelona ist die einzige schnelle Strecke, auf der wir testen können. Und wir waren immer schlecht in Barcelona, aber in Malaysia waren wir wirklich schnell...