• 13.04.2013 05:56

Jordan: "Sebastian würde wieder das Gleiche tun"

Der Ex-Teambesitzer hält Sebastian Vettel für eine ehrliche Haut, kann sein wankelmütiges Verhalten nach der Teamorder-Affäre aber nicht nachvollziehen

(Motorsport-Total.com/Sky) - Eddie Jordan ist im Fahrerlager dafür bekannt, auch bei heiklen Themen kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Der Ire, der heute als TV-Experte arbeitet, hält mit seiner Meinung auch in der Causa Sebastian Vettel nicht hinter dem Berg. Der Ex-Teambesitzer sieht das Überholmanöver gegen Mark Webber in Malaysia als Instinkthandlung eines Rennfahrers. Im Interview schildert er, warum er sich vom Heppenheimer einen anderen Umgang mit der Situation und einen Hauch Michael Schumacher gewünscht hätte.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Eddie Jordan ist dafür, dass bei Red Bull endlich Klartext gesprochen wird Zoom

Frage: "Eddie, es wird noch immer viel darüber diskutiert, was Sebastian in Malaysia gemacht hat. Du warst lange selbst Teamchef. Wie siehst du die Situation?"
Eddie Jordan: "Zu allererst hat er eine sehr klare Anweisung missachtet. Gestern war habe ich mit dem Ferrari-Boss gesprochen und er hat mir gesagt, dass er Zeit seines Lebens keinen Fahrer gekannt hat, der eine Teamorder missachtet hat. Das scheint dort ein fundamentales Manko zu sein. Aber lass' uns auf die Situation mit Sebastian zurückblicken."

"Hat er sich entschuldigt und gesagt: 'Ich wollte dieses Rennen gewinnen. Ich wollte Champion sein. Ich hatte die Chance, 25 Punkte auf Alonso gutzumachen, der wahrscheinlich einer meiner größten Konkurrenten sein wird'? Dann wäre das alles vergessen. Die Tatsache, dass er sich entschuldigt hat, dann 'Sorry' gesagt und diese Körpersprache gezeigt hat. Und dann kommt er drei Wochen später wieder und ist vollkommen unverändert - so, wie er damit umgegangen ist, war es die falsche Art und Weise."

Frage: "Glaubst du ihm, wenn er jetzt in China behauptet, er hätte die Anweisung nicht mitbekommen?"
Jordan: "Natürlich ist das nur schwer zu glauben. Seine Körpersprache: Wenn man ihn vor der Podiumszeremonie sieht, als er hereinkommt und mit Mark spricht - man hat das alles im Kamerabild gesehen und ihr habt ja sicher das gleiche Signal wie wir - da verrät uns seine Körpersprache, dass er unter Spannung steht."

Körpersprache lässt tief blicken

"Warum sagt er genau zu diesem Zeitpunkt 'Two, One' noch hinter dem Podest? Er ist sich also über die Anweisung, die Positionen nicht zu wechseln, bewusst. Die Wahrheit ist, dass es schwer ist, Sebastian nicht zu glauben, weil er so ein wirklich netter Kerl ist. Kaum zu glauben, warum er so etwas tun sollte. Aber das ist passiert."

Frage: "Warum belügt er die Öffentlichkeit dann?"
Jordan: "Ich sage ja nicht, dass er lügt. Ich sage nur, dass er in etwas reingeraten ist und sich entschuldigt hat. Würde es wieder zu einem solchen Szenario kommen, er würde wieder das Gleiche tun. Es ist schwierig, sich zu entschuldigen und auf der anderen Seite zu sagen, dass man das Gleiche nochmals tun würde. Das entbehrt der Logik und macht keinen Sinn."

"Zum anderen: Es wäre so viel einfacher für ihn, zu sagen: 'Ich bin Rennfahrer. Ich bekomme Geld von Mateschitz (Red-Bull-Boss, Anm. d. Red.) dafür, dass ich den allerbesten Job mache. Ich bin dreifacher Weltmeister, habe dem Team so viel Glaubwürdigkeit verliehen. Ich habe das Recht, zu entscheiden, ob ich dieses Rennen gewinne oder nicht.' Dann würde jeder sagen: 'Hey, das ist Michael Schumacher. Seine Reinkarnation! Michael ist wieder da!' So klingt das. So hätte er es machen sollen."

Frage: "Denkst du, dass Sebastian jetzt das Sagen hat und die Führung Christian Horners infrage gestellt hat?"
Jordan: "Ja, das denke ich. Er hat das sogar selbst gesagt. Aber er hat sich dafür entschuldigt und das ist wieder eine andere Geschichte. Ich akzeptiere die Entschuldigung dafür, weil ich glaube, dass er grundsätzlich wirklich ein netter Kerl ist. Deswegen glaube ich nicht, dass etwas aus Böswilligkeit geschehen ist. Aber nichtsdestotrotz hat er sich nicht an eine Absprache des Teams gehalten und für mich hätte ein Mann von Ehre, ein Gentleman gesagt: 'Das war ein Fehler.'"

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