• 19.08.2002 11:34

  • von Fabian Hust

Jordan mit einem "blauen Oval" davongekommen

Knapp vor einem finanziellen Kollaps stehend ist der Ford-Werksdeal für Jordan im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert

(Motorsport-Total.com) - Als "großen Tag" für Jordan hat Teamchef Eddie Jordan die Unterschrift unter den Dreijahresvertrag bezeichnet, den der Ire Samstagnacht mit Cosworth beziehungsweise Ford unterzeichnet hatte. Drei Jahre lang wird der clevere Geschäftsmann Motoren von Cosworth erhalten, die das Team unter dem Ford-Label einsetzen wird. Seit dem Jahr 1999, als Ford die Teams Stewart und Minardi mit Motoren ausstattete, war das blaue Oval aus der Formel 1 verschwunden, jetzt kehrt es mindestens von 2003 bis 2005 auf die Autos der "Gelben" zurück.

Titel-Bild zur News: Teamchef Eddie Jordan am Kommandostand

Teamchef Eddie Jordan hat wieder einmal Verhandlungsgeschick gezeigt

Für Jaguar-Teamchef Niki Lauda, der noch am Freitag nichts von einer möglichen Rückkehr Fords wissen wollte, ist die Vereinbarung zwischen Ford und Jordan ein schwerer Schlag, denn die Tatsache, dass Ford nun zweigleisig fährt und sich nicht mehr auf die alleinige Präsenz der Tochterfirma Jaguar in der Formel 1 verlässt, setzt Jaguar direkt gewaltig unter Druck, denn schon in diesem Jahr musste man sich teilweise von dem verschuldeten Arrows-Team vorführen lassen, das mit den gleichen Cosworth-Motoren wie Jaguar unterwegs war.

Noch am Freitag sprach Lauda davon, dass Jordan für die Cosworth-Motoren wie Arrows bezahlen müsste, jetzt erhält das Team jedoch kostenlose Ford-Power. Der Österreicher schien in der Tat ziemlich schlecht informiert zu sein, und das als Chef von Cosworth. So sprach er davon, dass Eddie Jordan Partner Honda "fallen" lassen würde: "Ich denke, da war seine Wortwahl unpassend, von fallen lassen kann überhaupt keine Rede sein", stellt Eddie Jordan klar.

"Unsere Vereinbarung ist mit Ford erfolgt", so Eddie Jordan. Mit anderen Worten: Ford beschloss, dass nun Cosworth auch den "Gelben" Motoren zur Verfügung stellen muss, und Cosworth hat den Auftrag der Mutterfirma auszuführen, egal ob Niki Lauda eine solche Konkurrenzsituation gefällt oder nicht: "Wir werden Gegner auf der Strecke sein", stellt Jordan klar. Ob Niki Lauda bei den Verhandlungen überhaupt mitgeredet hat, darüber schwieg sich Eddie Jordan lieber gleich ganz aus.

Kuhhandel zwischen Jordan-Sponsor und Ford

Hinter dem Deal mit Ford steht offenbar auch die Deutsche Post mit der Tochterfirma DHL. Die Unternehmen hatten schon Rückzugspläne geäußert, jetzt hat man scheinbar Licht am Ende des Tunnels gesehen und hofft, Jordan zum Erfolg führen zu können. Angeblich wird in Zukunft der Fuhrpark aus Ford-Transportern bestehen, das refinanziert das Engagement Fords bei Jordan wieder. Ford wird die neuen sportlichen Modelle in der Formel 1 bewerben können. "Unser Auto wird Jordan-Ford heißen und der Motor Ford Cosworth RS", so Eddie Jordan.

Freundschaftliche Trennung von Honda

Die Trennung von Honda wurde ganz offensichtlich im gegenseitigen Einvernehmen durchgeführt. Honda hatte einen Vertrag mit Jordan für die kommende Saison, auf den Eddie Jordan bisher immer gepocht hatte. Doch eigentlich wollten die Japaner sich lieber auf BAR konzentrieren, umgekehrt wollte sich Jordan die Chance nicht entgehen lassen, nach Honda erneut einen Werkspartner an sein Team längerfristig binden zu können. "Ich muss sagen, dass Honda sehr verständnisvoll war. Sie wissen, wie wichtig es für Jordan ist, einen Dreijahresdeal mit Ford abzuschließen."

Somit steht auch fest, dass Honda keinen Vertrag gebrochen hat, um sich ganz auf BAR konzentrieren zu können, nachdem man nur zwei Jahre mit Jordan zusammengearbeitet hatte. Damit gibt es auch keine Abfindungszahlung, wie Eddie Jordan betont. Für Eddie Jordan sind es "sehr aufregende Nachrichten", dass im Gegensatz zu Arrows er nicht für die Motoren bezahlen muss und sein Team nicht Jordan-Cosworth sondern Jordan-Ford heißen wird. "Wir unterhielten uns seit dem 15. Februar darüber und jetzt endlich hat es geklappt."

Jordan sah sich durch Honda nie benachteiligt

In den letzten Monaten waren immer wieder Gerüchte aufgetaucht, wonach Honda BAR mehr unterstützt hatte als Jordan, doch laut Eddie Jordan ist an diesen Berichten nichts dran: "Es gab Verträge auf gleicher Basis. BAR bekam das gleiche Material wie wir, es war eine gleichberechtigte Partnerschaft. Honda war komplett fair und stellte sicher, dass beide Seiten das erhielten, was man ihnen versprochen hatte." Dass Honda beiden Teams den gleichen Motor anlieferte, steht wohl außer Frage, aber Honda experimentierte mit dem neuen 'Athena'-Elektroniksystem nur bei BAR und man arbeitete am Chassis mit, das sagt eigentlich schon alles aus.

Eddie Jordan gibt sich optimistisch aber zurückhaltend

Eddie Jordan blickt nun zuversichtlich in die Zukunft: "Es wurde so viel in der Presse geschrieben, dass wir keine Honda-Motoren mehr haben und so weiter, jetzt ist die Situation für uns viel einfacher. Es war nie die Rede davon, dass wir Cosworth- oder Mugen-Motoren bekommen würden, ich war mir immer sicher, dass es ein Werksmotor werden würde." Zu Beginn der Honda-Partnerschaft sprach Eddie Jordan noch von Siegen, da ist "Crazy Eddie" nun etwas zurückhaltender geworden: "Man muss vernünftig sein. Wenn man weiß, was Michael Schumacher und Rubens Barrichello tun ? sie vernichten doch alle anderen."

Ford wird bei Jordan Ingenieure stationieren, die dem Team helfen sollen, den Anschluss an die Konkurrenz zu schaffen. "Ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin. 1991 haben wir mit Cosworth zusammengearbeitet und ich hatte gehofft, dass daraus eine Werkspartnerschaft mit Ford hervorgeht. Das hat nun endlich geklappt. Der Motor ist fantastisch leicht und wir bekommen unsere eigenen Leute für die Entwicklung."

Zukunft von Jordan erst einmal gesichert

Nachdem Eddie Jordan vor einigen Monaten mehrere Mitarbeiter entlassen musste, da die Kasse knapp wurde, hat der Ire nun erneut bewiesen, dass er ein echter Überlebenskünstler ist. Er hat es geschafft, das Horrorszenario, für die Motoren im nächsten Jahr zahlen zu müssen, zu umgehen: "Wir sollten uns an dem Tag erfreuen, an dem Ford die Rückkehr in die Formel 1 als Partner von Jordan bekannt gibt. Jordan ist ein Überlebenskünstler und ich denke, dass dies aus diesem Grund ein großartiger Tag ist." Nicht einmal zehn Kilometer trennen die Werke von Cosworth und Jordan, die beiden Unternehmen sind sich nun wieder ganz nahe.