Jordan: "Ich wollte unbedingt, dass Jordan weiterlebt"

Eddie Jordan hat sein Team verkauft und ist darauf besonders stolz, zumal es sonst wahrscheinlich dem Untergang geweiht gewesen wäre

(Motorsport-Total.com) - Man kann sagen, dass Eddie Jordan in gewisser Weise versagt hat und deswegen sein Team an den russischen Milliardär Alexander Shnaider verkaufen musste. Man kann ihm unterstellen, dass er es verabsäumt hat, auf die Erfolge von 1998 und 1999 aufzubauen. Und dennoch: Im Gegensatz zu anderen Privatiers hat es der Nordire geschafft, seinen Rennstall zumindest am Leben zu erhalten.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Bis bald, Eddie! Jordan wird auch 2005 das eine oder andere Rennen besuchen...

Jordan steht den Gelben aus Silverstone auf dem Papier zwar noch als Berater und Sponsoringbeauftragter zur Verfügung, hat aber tatsächlich kein Mitspracherecht mehr auf diverse Entscheidungen. Doch dass der Rennstall nach der schweren finanziellen Krise im vergangenen Jahr überhaupt noch besteht, ist fast ein kleines Wunder - vor allem für die Belegschaft, die ohne den Verkauf an 'Midland' auf der Straße gestanden wäre.#w1#

Verkauf dank der Hilfe von Ecclestone zustande gekommen

"Der große Alain Prost", so Jordan gegenüber 'AtlasF1', "hat sein Team zugesperrt. Arrows hat zugesperrt, Lotus hat zugesperrt, Brabham hat zugesperrt und auch March - also waren nicht einmal Bernie (Ecclestone; Anm. d. Red.) und Max (Mosley; Anm. d. Red.) davor gefeit. Ich habe mir aber geschworen, dass ich es nicht soweit kommen lasse. Das war mir am wichtigsten. Bernie hat mir dabei geholfen und es ist mir gelungen."

Im Dezember 2004 trafen sich Jordan und Ecclestone, wobei sich Ecclestone nach dem finanziellen Zustand des Teams erkundigte. Jordan antwortete, dass alles unverändert sei und er bald keine Gehälter mehr zahlen könne, worauf Ecclestone 'Midland' ins Spiel brachte. Zwar hatte der russisch-kanadische Konzern ursprünglich vor, mit der italienischen Rennwagenschmiede Dallara ein eigenes Team auf die Beine zu stellen, schlussendlich hat man es sich aber doch anders überlegt.

"Es ist mir schon schwer gefallen loszulassen, aber man muss der Wahrheit ins Gesicht schauen", so Jordan. "Man muss sich in den Spiegel schauen und sich fragen, 'Wo führt das alles hin? Was passiert da?', und dann erkennt man relativ klar, dass man alles an jemanden Jüngeren abgeben sollte, der mehr finanzielle Schlagkraft hat und der das Team zusammenhalten und die Mitarbeiter weiterhin beschäftigen kann."

Ein bisschen Wehmut: "Jordan wird immer mein Baby bleiben"

"Ich habe das Gefühl, dass ich ein sehr gutes Team hinterlassen habe - mit Toyota-Motoren, guten Leuten, einem guten Background und einer Aufstellung, die schon Grands Prix gewonnen hat", fuhr der 56-Jährige fort. "Jordan wird immer mein Baby bleiben, aber es hat jetzt eben das 'Midland'-Baby geheiratet." Aber warum kommst du nicht nach Australien, Eddie? "Gute Eltern sind bei der Hochzeit dabei, aber sie fahren doch nicht in die Flitterwochen mit", entgegnete er grinsend.

Dass er schlussendlich mit seinem Traum, eines Tages eine Weltmeisterschaft zu gewinnen, gescheitert ist, hängt sicherlich zum Teil mit den wirtschaftlich schwierigen Bedingungen zusammen, die derzeit in der Formel 1 herrschen. Dennoch ist Jordan durchaus bewusst, dass er es selbst in der Hand gehabt hätte, manche Dinge besser zu machen: "Ich sehe mich nicht als Opfer", hielt er selbstkritisch fest.

Keine Schuldzuweisungen in Richtung der Hersteller

"In erster Linie muss ich mir selbst die Schuld geben, ich kann nicht alles den Herstellern in die Schuhe schieben. Es war mein Fehler. Ich habe nicht die notwendigen Sponsorengelder aufgetrieben und daher kann ich niemanden für mein eigenes Versagen verantwortlich machen", ergänzte er. Dennoch beschwerte er sich lautstark darüber, dass sich Ford ohne Vorankündigung zurückgezogen und ihm damit letztendlich den Todesstoß versetzt hat.

Seine neu gewonnene Freizeit wird der Ire übrigens nicht dazu nutzen, zu allen Formel-1-Rennen zu kommen, sondern er plant nur den Besuch von drei oder vier Grands Prix und wird sich ansonsten vor allem um seine Familie und seine Hobbys kümmern. Das Rennen in Australien am kommenden Wochenende schaut er sich erstmals nicht vom Kommandostand aus an, sondern in einem gemütlichen Lehnsessel vor dem TV-Gerät...