• 05.03.2004 12:43

Jordan: "Ich bin ziemlich enttäuscht"

Teamchef Eddie Jordan über den Saisonbeginn, das Abschneiden seiner Autos, Kundenmotoren und Bahrain

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Der erste Tag der Saison 2004 ist geschafft. Wie sind deine Eindrücke der eigenen Teamleistung, der neuen Regeln und auch der anderen Teams. Vor allem von denen, die weit voraus sind?"
Eddie Jordan: "Ich bin ziemlich enttäuscht. So wie sich die Serie jetzt darstellt, ist die gewohnte Runde, die bisher am Freitag mit wenig Benzin gefahren wurde, nicht mehr da, aber das sehen wir morgen. Ich denke, die Zeiten vom Freitag sind schon ein kleines Geheimnis, weil man nie weiß, was die anderen versucht haben zu erreichen. Ich habe nicht so sehr auf die anderen Teams geachtet, nur auf meines. Aber was ich gesehen habe, macht mich nicht sonderlich glücklich. Morgen ist sicher noch Raum für eine Verbesserung, hoffentlich finden wir diese auch."

Titel-Bild zur News: Teamchef Eddie Jordan

Eddie Jordan hat sich zum Ziel gesetzt, junge Fahrer zu fördern

Frage: "War der Einsatz eines dritten Autos heute ein Vorteil?"
Jordan: "Unserer Philosophie für den dritten Fahrer ist, dass Jordan dorthin zurückkehren muss, wo es am stärksten war, beim Entwickeln und Erschaffen. Es hat etwas mit der Idee von jungen Fahrern und jungen Ingenieuren zu tun. Wenn man das macht, dann sollte man auch den vollen Vorteil daraus ziehen. Natürlich kostet es Geld, ein drittes Auto einzusetzen, aber wir werden davon profitieren. Es ist schwer zu sagen, wann der Moment dafür gekommen ist. Wahrscheinlich gibt es einem neuen Fahrer mehr Vorteile als uns. Mit Timo Glock haben wir allerdings einen Fahrer, der ein Teil dieser Ausbildung, die so wichtig ist, um sich als guter Rennfahrer für die Formel 1 zu beweisen, ist. Es ist ja nicht so, als ob Michael (Schumacher) auf einmal ankäme und seine Chance bekommt. Es gibt viele erfahrene Fahrer in der Formel 1, und wenn wir das Niveau der jungen Piloten jemals steigern wollen, dann müssen wir ihnen eine Chance geben. Teams wir Jordan und Minardi, in der Vergangenheit auch Sauber, haben diesen jungen Fahrern eine Chance gegeben."#w1#

Frage: "War es schwierig für Giorgio Pantano, den Kurs zu erlernen?"
Jordan: "Absolut. Jeder junge Fahrer, und gerade wenn er erst vor zwei Wochen seinen Vertrag unterschrieben hat und so wenig vorher testen konnte, würde die Situation besser kennen, wenn er mehr gefahren wäre. Aber wir entscheiden hier nicht über unser eigenes Schicksal. Ich wusste, als ich ihn unter Vertrag nahm, dass wir in den ersten Rennen die Strafe dafür zahlen würden. Aber Giorgio ist sehr professionell. Jeder, der einen solchen Lebenslauf mit Siegen in der Formel 3 und Formel 3000 vorweisen kann, hat einen Platz in der Formel 1 verdient. Aber die Perspektiven für junge Fahrer sind derzeit einschüchternd. Vor Jahren gab es noch nicht so viele Puzzelteile, an die man denken musste. Nun wird es noch mehr Boxenstopps geben. Heute hat er einen kleinen Fehler gemacht und war in der Boxengasse 2 km/h über den erlaubten 60 und er wurde hart dafür bestraft."

Frage: "Du warst ebenfalls für die preiswerten Kundenmotoren der Hersteller. Wie ist deine Sichtweise auf die Dinge und auf die Versprechen, die am 29. April im letzten Jahr gegeben wurden?"
Jordan: "Ich war mir der Situation bewusst, dass Versprechungen gemacht wurden. Meine Referenz sind zwei Briefe aus dem Januar, in denen sich einige Hersteller für preiswerte Kundenmotoren für 10 Millionen Euro verpflichtet haben. Meiner Kenntnis nach wurde dies nicht erfüllt. Aber ich werde keine Hexenjagd veranstalten. Das ist privat und meine Pflicht ist es, solche Dinge zu lösen. Wir sollten nicht über Interna sprechen, weil es ist kein Kampf zwischen den Teams, privat gegen Hersteller. Es geht darum, eine Lösung zu finden, die derzeit aber scheinbar nicht existiert."

Frage: "Wegen der notwendigen Kostenreduktion, gerade bei den unabhängigen Teams, wurde vorgeschlagen, dass man Vorjahresautos anderer Teams einsetzen kann. Würdest du das begrüßen?"
Jordan: "Ich sehe das von zwei Seiten aus. Ich würde schon gern Flavios Auto kaufen, aber es kommt auf die Vertragsbedingungen an. Der Teufel würde im Detail stecken. Und ich möchte anmerken, dass ich hier keine Möglichkeiten mit einem anderen Team anspreche. Jordan muss total unabhängig bleiben, aus einer Kraft gewinnen können und das Schicksal selbst bestimmen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich das alles überstanden habe. Ich unterstütze die Idee, aber ich hätte ernsthafte Zweifel, ob es richtig für mein Team wäre. Das Bauen eines Autos ist wie die Geburt eines Kindes. Wenn der Moment kommt, an dem ich das nicht mehr tun kann, und glaube, dass ich es anders schaffen könnte, wäre das der Zeitpunkt, um aufzuhören. Aber entweder ist man ein Dummkopf oder ein überzeugter Optimist, ich würde mich eher als Optimisten sehen."

Frage: "Habt ihr einen Preisnachlass auf die Motoren bekommen?"
Jordan: "Das ist schwer zu beantworten, weil wir die gleichen Motoren wie Jaguar bekommen. Vorher waren wir immer ein Jahr zurück. Man kann also nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, aber sie kosten mehr. Das ist aber kein Problem von Cosworth. Das, was ich für diese Saison angenommen habe, und das, was ich tatsächlich zahle, ist ein großer Unterschied zu dem zehn Millionen Euro Abkommen."

Frage: "Worin genau besteht die Kooperation mit der Strecke in Bahrain?"
Jordan: "Das ist eine großartige Frage. Das ist zumindest eine positive Sache. Die zwei neuen Rennen in Bahrain und China tragen in sehr hohem Maße zu unserem Geschäft bei. Sie erschließen ein komplett neues Territorium für Sponsoren und Kooperationen. Ich bin nicht nur nach Schanghai sondern auch nach Bahrain gereist, um dabei zu sein und uns als Team dort zu festigen. Ich konnte mit dem Kronprinzen über unsere humanitäre Mission besprechen. Daraus entwickelten sich einige Ideen. Die Vorstellung letzte Nacht war etwas Besonderes, weil jemand Platz auf dem Wagen nimmt und dabei nicht so auf sich selbst bedacht ist. Sie haben die finanzielle Möglichkeit, sich selbst der ganzen Welt darzustellen. Man darf nicht vergessen, dass die Formel 1 noch immer die größten Zuschauerzahlen hat. Hoffentlich sieht man unser Auto auch im Fernsehen. Nach dem heutigen Tag bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher. Aber das sollte dennoch zu schaffen sein, und die Nachricht mit der Friedenstaube ist besonders passend, weil es eine Verbindung zwischen Australien und Bahrain gibt. Wir wollten als erste Nachricht einfach den Wunsch nach Frieden in die Welt schicken."

Frage: "Gegen Ende des letzten Jahres gab es einige Warnungen vor Reisen in den Mittleren Osten. Bist du mit den Versicherungen, die Bahrain gegeben hat, zufrieden?"
Jordan: "Über die Warnung war ich schon überrascht. Meine Tochter wollte letzte Woche zu einer Party gehen, in Zimbabwe. Dafür gibt es keine Warnung, aber für Bahrain. Ich war in den letzten Monaten drei Mal dort, und ich kann mir keinen friedlicheren Platz vorstellen. Ich kann nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen. Ich wäre überrascht, wenn jemand Zweifel hätte, nach Bahrain zu gehen."

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