Jordan: Erfolgreiches Jubiläum mit Schönheitsfehler
Giancarlo Fisichella holte einen sensationellen zweiten Platz und verpasste den Sieg nur ganz knapp ? Firman ausgeschieden
(Motorsport-Total.com) - Die Jordan-Mechaniker lagen sich in den Armen doch Eddie Jordan hielt sich sehr zurück ? der Ire wusste wohl, dass die Freude verfrüht war. Statt Giancarlo Fisichella auf dem Podium als Sieger stehen zu sehen, musste sich der Römer mit dem zweiten Platz begnügen, obwohl er in Führung lag, als das Rennen abgebrochen wurde. Pech: Es wird bei Rennabbrüchen die letzte volle Runde gewertet und in dieser lag er noch hinter Kimi Räikkönen. Den Sieg hatte Fisichella regelrecht vor Augen, er hätte die Unfallstelle nur etwas zügiger passieren müssen. Doch am Ende siegte eben die Vernunft.

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Da dachte Fisichella noch, er wäre der Sieger des Rennens...
Es war das 200. Rennen des Jordan-Teams und man hatte dennoch etwas zu feiern, denn einen zweiten Platz umjubelte das Team zuletzt vor drei Jahren. Zum zweiten Mal jedoch nach dem Großen Preis von Europa 1999, als ebenfalls chaotische Wetterbedingungen herrschten, verpasste der Römer seinen ersten Formel-1-Sieg ganz knapp. Damals jedoch beging er einen Fahrfehler, heute fuhr er ein fehlerfreies Rennen ? es fehlte einfach das letzte Quäntchen Glück.
"Ich bin froh, dass es Fernando gut geht", so der Italiener nach dem Rennen. "Ich hatte einen fantastischen Tag. Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich nicht die Möglichkeit hatte, eine weitere Runde zu fahren, so dass ich als Erster hätte ins Ziel kommen können, aber natürlich ist ein zweiter Platz wirklich gut für mich und das Team. Ich dachte, dass ich das Rennen gewonnen hätte und ich denke noch immer, dass ich der Sieger bin, aber Regeln sind eben Regeln. Ich hätte nie gedacht, dass ich heute Zweiter werden würde, aus diesem Grund bin ich zufrieden. Ich möchte mich beim Team bedanken, es ist ein wichtiges Ergebnis für uns und das ist positiv für die Zukunft."
Teamkollege Ralph Firman hatte Pech und Glück zugleich, ihm brach bei über 200 km/h die rechte Vorderradaufhängung, worauf er fast ungebremst auf das Senna-S zuschoss und dabei noch Olivier Panis im Toyota von der Strecke räumte, beide kamen aber unverletzt davon: "Ich hatte einen weiteren Aufhängungsschaden. Das ist eine Schande und ich bin natürlich extrem enttäuscht. Fisi hat wirklich einen guten Job gemacht und ist Zweiter geworden und hat so für das Team ein paar Punkte geholt."
Renn- und Testingenieur Gary Anderson: "Zweiter ist ein großartiges Ergebnis für uns, auch wenn ich zugeben muss, dass ich enttäuscht bin, dass wir keine weitere Runde bekommen haben, da es gut aussah. Fisichella fuhr gut, das Auto lief und die Reifen hielten gut durch und wir sind sehr zufrieden." Das kann man auch sein, denn der Brite hat wohl vergessen, dass Fisichella wohl nicht die Ziellinie hätte sehen können, da sein Motor in Flammen aufging.
Was das technische Problem an Firmans Auto angeht, muss der Ingenieur wohl eine Teilschuld auf sich nehmen: "Ich denke nicht, dass es das gleiche Problem wie in Malaysia war. Nach diesem Vorfall haben wir sorgfältig darüber nachgedacht, was wir mit Giancarlo machen sollen, denn wir wollten kein Risiko eingehen. Zum Glück haben wir die richtige Entscheidung getroffen."
Teamchef Eddie Jordan: "Das wichtigste heute war das fantastische Spektakel mit der ganzen Aufregung. Natürlich war es eine große Enttäuschung für einige von uns, aber das war unser Tag. Ich dachte vor allem gegen Ende, dass wir eine Siegchance haben, als Giancarlo an Räikkönen vorbeiging. Wir waren das schnellste Auto auf der Strecke und das war fantastisch."
Besonders für das Jordan-Team war dieses Ergebnis wichtig, denn bekanntlich ist es um die Finanzen des Teams nicht gerade rosig bestellt: "Wenn mich jemand gefragt hätte, ob ich in Brasilien einen Podiumsplatz erwarten würde, dann hätte ich ihn wohl für verrückt erklärt ? aber es ist so gekommen. Ich bin so glücklich für Giancarlo, dass er auf dem Podium steht und das ist gut für die Zukunft."
Martin Leach, Präsident von Ford Europa: "Wir sind nicht nach Brasilien in der Erwartung gegangen, auf das Podium zu kommen, aber das Jordan-Ford-Team hat heute eine außergewöhnlich gute Leistung gezeigt und exakt die richtige Strategie angewandt. Giancarlo fuhr ein kontrolliertes und erwachsenes Rennen bei schwierigen Bedingungen und wurde Zweiter. Unsere Partnerschaft mit Jordan sorgt für jede Menge Enthusiasmus und wird von unseren Angestellten bei Ford Europa unterstützt. Nach einem solch außergewöhnlichen Ergebnis freuen wir uns nun auf den Start der Europa-Saison."

