Jerez: McLaren-Mercedes gibt den Ton an

Sébastien Buemi fährt in Jerez weiterhin außer Konkurrenz, aber McLaren-Mercedes war diesmal schneller als der neue Red-Bull-Renault

(Motorsport-Total.com) - Während die drei Teams in Manama wegen eines Sandsturms in der Sakhir-Wüste schon am Vormittag die Rolläden herunterlassen mussten, herrschten im weit weniger exotischen Jerez de la Frontera in Südspanien fast perfekte Testbedingungen. Diese wurden von den fünf anwesenden Teams auch ausgiebig genutzt.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Kovalainen hatte auf seiner schnellsten Runde einen 2008er-Heckflügel drauf

Vor den Augen der extra engereisten Red-Bull-Prominenz Dietrich Mateschitz, Gerhard Berger und David Coulthard sicherte sich Toro-Rosso-Ferrari-Rookie Sébastien Buemi die nächste Bestzeit. Der Schweizer umrundete den Kurs insgesamt 143 Mal und wurde in seinem schnellsten Versuch in 1:17.591 Minuten gestoppt. Allerdings übte Buemi weiterhin im 2008er-Chassis, das lediglich mit einem neuen Lenksystem und mit Slicks ausgestattet ist.#w1#

Die Paranoia ist wieder da

Die Zeiten der 2009er-Boliden waren heute deutlich schneller als gestern. So kam Heikki Kovalainen im McLaren-Mercedes in der 107. seiner 110 Runden auf 1:20.799 Minuten, was den zweiten Platz in der Gesamtwertung bedeutete. Kovalainen arbeitete intensiv am KER-System, für das seine Mechaniker spezielle Gummihandschuhe trugen, um vor Stromschlägen geschützt zu sein, und machte im Vergleich zu gestern gute Fortschritte.

Mark Webber

Die Gelegenheit, den RB5 aus der Nähe zu sehen, ließen sich viele nicht entgehen Zoom

Auffällig war die Paranoia bei den Silberpfeilen: Erstens feiern diese Woche die Stellwände in der Boxengasse ein triumphales Comeback und zweitens tummeln sich jedes Mal gleich mehrere Mechaniker um den MP4-24, wenn er an die Box zurückkommt. Ähnliches war aber auch ein paar Meter weiter zu beobachten, denn die Crew von Mark Webber gab sich alle Mühe, den Diffusor des Red-Bull-Renault RB5 mit einer Sichtschutzplane zu verdecken.

Umso peinlicher der Zwischenfall, als eine rote Ampel Webber daran hinterte, sofort auf die Strecke zu gehen, was die Konkurrenzteams nutzten, um sich das Auto einmal aus nächster Nähe anzusehen. Webber belegte heute den dritten Platz und war um 0,522 Sekunden langsamer als Kovalainen. Wenn man bedenkt, dass McLaren-Mercedes für den schnellsten Run am Ende einen 2008er-Heckflügel montieren ließ, war das mehr als beachtlich.

Erfolgreiches Comeback von Webber

Erfreulich auch, dass Webber zwar ein wenig humpelt, aber im Auto keine großen Probleme mit seiner Verletzung zu haben scheint - zumindest absolvierte er 83 Runden. Von solchen Tagen kann das Renault-Werksteam nur träumen: Nelson Piquet (49 Runden) konnte den Defektteufel neuerlich nicht abschütteln, stand lange an der Box, rollte am Ende der Session auf der Strecke aus und belegte mit über einer Sekunde Rückstand auf Kovalainen den fünften und letzten Platz.


Fotos: Testfahrten in Jerez, Mittwoch


Zwischen Webber und Piquet klassierte sich Kazuki Nakajima im Williams-Toyota FW31 - trotz eines Ausritts im hinteren Teil der Strecke, wo er sich schon zuvor ein paar Mal verbremst hatte. Nakajima drehte 125 Runden und war nur marginal langsamer als Webber, lag 3,860 Sekunden hinter Spitzenreiter Buemi. Nach den Eindrücken dieser Woche scheinen Red Bull und Williams also auf einem sehr ähnlichen Niveau zu sein.

Webber meinte anschließend, er sei "sehr erleichtert, nichts verlernt zu haben", und er äußerte sich zufrieden über seine erste Ausfahrt mit dem RB5. Angenommen, der McLaren-Mercedes ist tatsächlich der Maßstab, wie FIA-Präsident Max Mosley glaubt, dann können sich die bisherigen Red-Bull-Performances durchaus sehen lassen. Aber wie immer gilt: Die Schnellsten im Winter können beim ersten Rennen schon wieder weg vom Fenster sein...