• 03.10.2001 09:05

  • von Marcus Kollmann

Jarno Trulli im Interview

Der Jordan-Pilot über seine Disqualifikation, das Rennen in Indianapolis und seinen letzten GP für Jordan in Japan

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Für Jarno Trulli ist sein zweites Jahr bei Jordan eine Saison voller Hoch und Tiefs gewesen. Der Italiener fiel vor allem mit einer starken Vorstellung in der Qualifikation auf; im Rennen blieb ihm dann der Erfolg aber meist versagt. Entweder zollte Trulli der mangelhaften Standfestigkeit Tribut oder war in Rennunfälle verwickelt, welche ihn letztendlich aller Chancen beraubten. In Indianapolis zeigte der Mann aus Pescara wieder eine respektable Leistung und kam sogar als Vierter ins Ziel. Aber das Glück ist dem 27-Jährigen dieses Jahr wohl einfach nicht hold, denn bei der technischen Untersuchung seines EJ11 wurde sein Auto für nicht konform zum FIA-Reglement Artikel 3.13.d. erklärt. Die Bodenplatte war nur 7,5mm anstatt der geforderten 9 Millimeter dick. Das Team legte gegen die Disqualifikation Einspruch ein. Trulli selbst gab, bevor er von der schlechten Nachricht erfuhr, folgendes Interview in Indianapolis.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli im Jordan-Honda EJ11

Bevor Trulli von der Disqualifikation erfuhr, hatte er gesagt, dass es ein gutes Rennen war

Frage: "Du hast lange Zeit auf ein zählbares Resultat warten müssen. Diesmal hat anscheinend alles gepasst oder?"
Jarno Trulli: "Es lief sehr gut, um ehrlich zu sein. Ich hatte kein Problem mit dem Auto, wenngleich das Getriebe beim Runterschalten etwas harsch war, aber daran habe ich mich ja gewöhnt, sodass ich wusste wie ich damit umzugehen hatte. Davon abgesehen war die Balance des Autos ziemlich gut. Im ersten Stint hatten wir eine Menge Probleme mit den Reifen. Ich musste an die Box, nachdem mein linker Hinterreifen Blasen geworfen hatte. Ansonsten war das Rennen aber gut, denn ich konnte einen guten Rhythmus und schnelle Runden fahren."

Frage: "Aber mehr als hinter den McLaren und Ferraris ins Ziel zu kommen war nicht drin oder?"
Jarno Trulli: "Ich bin zufrieden. Es war ein gutes Rennen für uns. Wichtig für uns war es ein paar Punkte zu holen. Jetzt sind wir hinter Sauber Fünfter in der Konstrukteursweltmeisterschaft. Und wir können Sie noch einholen, wir werden das probieren. [Durch die Disqualifikation liegt Jordan mit 17 WM-Punkten nun auf Platz sechs der Konstrukteurswertung, Anm. d. Red.]

Frage: "Du hattest einen Zweikampf mit einem Sauber-Piloten in Turn 1. Was passierte dort?
Jarno Trulli: "Ja stimmt, aber ich habe das gar nicht so richtig mitbekommen. Erst als ich zurück in der Box war, nach dem Rennen,
erzählte man mir das. Ich sah nur, dass ein Sauber auf mich aufholt. Dann war da plötzlich ein anderer Sauber und ich verstand nicht was vorging. Die beiden haben sich ja dann selbst ausmanövriert und sind kollidiert. Mich haben sie zum Glück nicht getroffen."

Frage: "Haben einige Trümmerteile dein Auto getroffen?"
Jarno Trulli: "Ja, ich sah das, aber ich bekam gar nicht mit was passierte."

Frage: "Welche Hoffnungen hast du für das Rennen in Suzuka?"
Jarno Trulli: "Es könnte für uns ein gutes Rennen werden, denn auf Strecken mit mittelschnellen und schnellen Kurven ist unser Auto normalerweise immer ziemlich gut dabei. Ich bin zuversichtlich. Wir werden einen leistungsfähigeren Motor haben und das könnte uns helfen."

Frage: "Für Honda ist es ein wichtiges Rennen..."
Jarno Trulli: "Ja, für Bridgestone und Honda. Deshalb hoffen wir, dass wir gut unterwegs sein werden."

Frage: "Es wird auch dein letztes Rennen für Jordan sein. Wird es emotional?"
Jarno Trulli: "Nein, bestimmt nicht, denn ich bin jung. Vielleicht kehre ich eines Tages zu Jordan zurück. Ich hatte zwei tolle Saisons mit dem Team und man kann sehen, dass auch jetzt noch eine gute Atmosphäre um mich herum herrscht. Ich freue mich auf die Erfahrungen die ich mit Renault machen werde. Auf der anderen Seite ist es so, dass sowohl ich, als auch Jordan gute Resultate verdienen, aber so ist das im Leben..."

Frage: "Du bist hier in Indianapolis mit der amerikanischen Flagge auf deinem Helm gefahren. Das in der kurzen Zeit hinzubekommen war bestimmt nicht leicht oder?"
Jarno Trulli: "Richtig! Ich hatte das bereits in Monza entschieden, allerdings wollte ich es da noch keinem verraten. Ich wollte etwas für die USA und für diese Leute, die, die letztes Jahr und dieses Jahr erneut, uns so herzlich willkommen geheißen haben. Ich wollte ihnen meine, unsere Sympathie zeigen, ganz abgesehen von der Tragödie und den Problemen die sie hatten."

Frage: "Und du hast diesen Helm für die Spenden-Aktion zur Verfügung gestellt oder?"
Jarno Trulli: "Ich gab den Helm, mit dem ich gefahren bin, Tony George. Er wird ihn Rudolph Giuliani, [Bürgermeister von New York, Anm. d. Red.] dem Organisator einer Auktion zu Gunsten der Opfer der Anschläge, geben. Aber wir alle, wir Mitglieder der Fahrergewerkschaft GPDA, haben Dinge wie Rennoveralls und so für die Spenden-Aktion gegeben, ich auch."