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  • 11.10.2001 14:10

Japanische Fans: Wild auf Motorsport und total begeistert

Die japanischen Fans zählen zu den weltweit beigesterungsfähigsten überhaupt und fangen ihre Stars schon mal ab

(Motorsport-Total.com/sid) - Für den japanischen Fan beginnt ein Formel-1-Tag in Suzuka schon im Morgengrauen. In aller Frühe besetzen die Ersten ihren Platz hinter den Absperrgittern vor dem Fahrerhotel - und warten. Die Fahrer müssen sich vorkommen wie Michael Jackson.

Stecken sie nur einmal kurz ihren Kopf aus der Hoteltür, beginnen die Mädchen zu kreischen wie bei einem Looping in einer der zahlreichen Achterbahnen im Freizeitpark neben der Rennstrecke. "Die Begeisterung der Japaner für die Formel 1 ist einzigartig. Sie sind sehr euphorisch", sagt Weltmeister Michael Schumacher, der als erklärtes Lieblingsobjekt der Autogrammjäger fast auf Schritt und Tritt außerhalb des abgesperrten Fahrerlagers verfolgt wird. Egal, ob durch den Haupteingang des Hotels oder eine Seitentür, ohne Fankontakt kommen die Stars selten an die Strecke. Sogar auf dem Weg zum Essen im hoteleigenen Restaurant müssen sich Schumacher und Co. manchmal durch ein Spalier von begeisterten Japanern kämpfen.

"Man kann nirgendwo hingehen, ohne dass irgendjemand hinter einem herläuft und solly, solly, solly ruft", sagt augenzwinkernd Ralf Schumacher, der aus seiner Formel-3000-Zeit ausgiebige Japan-Erfahrung hat. "Sie sind wild auf Motorsport und sogar fanatischer als die Ferraristi in Italien", erzählt Heinz-Harald Frentzen. Und Mika Häkkinen, als nordischer Blondschopf ganz besonders beliebt bei den weiblichen Fans, berichtet: "Die Fans fangen einen schon vor dem Hotel ab. Sie schleichen sich mit irgendwelchen Tricks sogar bis ans Zimmer."

Titel-Bild zur News: Ein japanischer Formel-1-Fan

Die Japaner sind erfindungsreiche Fans, wie dieses Bild belegt

Meist warten die Autogrammjäger allerdings geduldig am Fahrerlagerzaun auf eine Unterschrift eines Formel-1-Piloten, dabei ist es ganz egal, ob es Michael Schumacher oder Fernando Alonso vom Hinterbänkler-Team Minardi ist. Sobald sich aber die Chance bietet, die Fahrer vielleicht sogar zu berühren, hat selbst die typisch asiatische Zurückhaltung ein Ende. Vor einigen Jahren wurde der Engländer Nigel Mansell in Japan von einer Fangruppe durch ein
Schaufenster in eine Geschäftsauslage gedrückt.

Der kollektive Freudenausbruch der japanischen Fans ist durchaus nachvollziehbar, schließlich erleben sie ihre Idole im Gegensatz zu Europas Motorsport-Anhängern nur einmal im Jahr hautnah. Dafür nimmt man dann eben einige Entbehrungen auf sich. Für die besten Plätze auf den Tribünen wird schon mal in der Nacht vor dem Rennen direkt vor dem Eingang der Schlafsack ausgepackt, und auf den asphaltierten Parkplätzen vor der Strecke verwandeln kleine Planen so manches Auto in ein Zelt.