Ist das die Technik, mit der Aston Martin 2024 erstmals gewinnt?

Dan Fallows, Technischer Direktor von Aston Martin, erklärt die Technik des AMR24 und warum man Wert drauf gelegt hat, sich Spielraum für die Saison zu lassen

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso befürchtet, dass Aston Martin im Designprozess des neuen AMR24 durch den Umzug von der alten in die neue Fabrik, der im Sommer 2023 stattgefunden hat, zumindest kurzzeitig eingebremst worden sein könnte. Eine Befürchtung, die der Technische Direktor von Aston Martin, Dan Fallows, aber nicht als Ausrede gelten lässt.

Titel-Bild zur News: Aston Martin AMR24 (Vorderansicht)

So sieht der neue Aston Martin AMR24, der am Montag präsentiert wurde, aus Zoom

Fallows räumt zwar ein: "Es war sicher ein herausfordernder Umzug in diesen neuen und wirklich erstaunlichen Technologiecampus, in den wir zur Saisonmitte eingezogen sind." Aber: "Ich bin sehr beeindruckt, wie alle Beteiligten damit umgegangen sind. Wir haben nur wenige Tage nach dem Umzug schon wieder Teile produziert. Eine unglaubliche Leistung."

Auf die Frage von Motorsport-Total.com, ob das die Projektgeschwindigkeit gedrosselt habe, verneint Fallows: "Ich glaube nicht, dass sich das negativ auf uns ausgewirkt hat, dass wir in die neue Fabrik umgezogen sind. Es war eine Herausforderung, ja, aber das ist so ein Ding in diesem Team: Alle lieben die Herausforderung!"

Fallows stand am Sonntagabend im Rahmen einer Online-Pressekonferenz Rede und Antwort, in der später auch Starfahrer Fernando Alonso zu Wort kam. Der schätzt die Auswirkungen des Umzugs etwas skeptischer ein: "Im April/Mai mussten sie von der alten in die neue Fabrik umziehen, und das hat die Pläne vieler Mitarbeiter durcheinandergebracht."

"Ich hoffe, dass wir in der Hinsicht dieses Jahr mehr Stabilität haben werden, denn vergangenes Jahr waren die ersten paar Monate ein bisschen unrund. Wir haben auch ein paar Experimente durchgeführt und dabei schwierige Lektionen gelernt, mussten deswegen auch mal aus der Boxengasse starten. Nicht ideal, aber daraus haben wir für das 2024er-Auto gelernt."

Und: "Der neue Windkanal ist im Bau. Ich habe ihn mir im Dezember angeschaut. Soll in der zweiten Jahreshälfte in Betrieb gehen. Das wird ein weiterer Vorteil für das Team. Wir haben gerade viele Änderungen durchgemacht. 2023 war das Jahr mit den meisten Änderungen, und das hat sich sicher ein bisschen ausgewirkt."

Fallows: Schwierig, 2023 etwas Negatives zu finden

Vor allem, nach einem herausragenden Saisonbeginn mit sechs Podestplätzen bei acht Grands Prix, in einer deutlich schwächeren zweiten Saisonhälfte. Trotzdem: "2023 war eine fantastische Saison für das Team", sagt Fallows. "Es war die erfolgreichste Saison, die wir je hatten. Es ist schwierig, daran etwas Negatives zu sehen."

Aber: "Wir wollen natürlich immer besser werden. Und es stimmt, die Formkurve war vergangenes Jahr eine Herausforderung für uns. Wir konnten diese Herausforderung am Ende meistern. Am Saisonende, in Brasilien, hatten wir die meisten Probleme, in die wir zur Saisonmitte hineingelaufen waren, gelöst. Es ist wichtig, dieses Momentum mit diesem Auto beizubehalten. Ich bin guter Dinge, dass uns das gelungen ist."

Und zwar mit einer Technik, die Aston Martin 2024 den ersten Grand-Prix-Sieg bescheren soll. Zwar hat das Team schon mehrere Grands Prix gewonnen, einst als Jordan, oder zuletzt auch als Racing Point. Doch seit der Umbenennung in Aston Martin wartet das Team aus Silverstone noch auf einen vollen Triumph.

Aston Martin spricht von "starker Evolution"

Der AMR23 stellte eine solide Basis dar, und tatsächlich wurden einige Teile für den AMR24 übernommen. Andere Bereiche wurden komplett umgekrempelt. Etwa das vordere Drittel des Fahrzeugs, das die Luftverwirbelungen, die die sich drehenden Räder verursachen, vom Bodywork wegleiten soll, um eine saubere Anströmung weiter hinten zu gewährleisten.


Fotostrecke: Formel 1 2024: Der Aston Martin AMR24 von Fernando Alonso

Oder auch der Unterboden, den man zwar von außen nicht sehen kann, der aber laut Fallows der wichtigste Bereich beim Design eines modernen Formel-1-Autos ist: "Da wird am meisten Anpressdruck generiert, und daher entwickeln wir den Unterboden laufend weiter. Das wird für unseren Erfolg 2024 ganz entscheidend sein."

Aston Martin setzt komplett auf Pushrod

Bei der Vorderradaufhängung setzt Aston Martin, anders als etwa Red Bull, McLaren oder neuerdings auch Sauber, auf ein einfacher abzustimmendes Pushrod-Konzept. Und hinten stellt man von Pullrod auf Pushrod um. Das hat in erster Linie mit Powerunit-Lieferant Mercedes zu tun, der seinen Kundenteams diesen Konzeptwechsel de facto aufzwingt.

Pushrod bedeutet in der Regel: aerodynamisch vielleicht nicht aufs Allerletzte ausgereizt, dafür aber gutmütiger zu fahren und leichter abzustimmen. Fallows erklärt: "Wir müssen sicherstellen, dass wir ein Auto haben, das auf jeder Strecke und bei allen Bedingungen konkurrenzfähig ist. Darauf haben wir uns konzentriert, auf ein fahrbares Auto für unsere beiden Fahrer."

Unkenrufer würden sagen: Klar, schließlich hatte Aston Martin 2023 nur einen Fahrer (Alonso), der mit dem AMR23 umgehen konnte. Es wäre aus Sicht von Teameigentümer Lawrence Stroll nur logisch, den AMR24 so zu bauen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass auch sein Sohn Lance besser damit zurechtkommt, höher ist.

Fallows: Unser Ziel ist Red Bull!

Der Fokus, den Aston Martin ins Visier nehmen will, ist klar: "Da reden wir von Red Bull", sagt Fallows, früher so etwas wie Adrian Neweys rechte Hand in Milton Keynes. "Sie sind in Sachen Performance die Referenz. Aber letztendlich nehmen wir ins Visier, wer auch immer gerade das schnellste Auto hat. Denn da wollen wir auch hin."

"Es ist kein Geheimnis", gibt Fallows zu, "dass wir das Saisonende 2023 pragmatisch angegangen sind. Wir wollten sicherstellen, so viel wie möglich mit dem AMR23 zu lernen, was uns 2024 helfen würde. Einige Rennen waren de facto Tests für uns. Aber es war ganz wichtig, das so zu machen, denn daraus haben wir einige Lektionen für 2024 gelernt."

"Am Saisonende hatten wir dann wieder einige starke Leistungen dabei, zum Beispiel das Podium in Brasilien. Ein tolles Ergebnis für uns. Dieses Momentum wollen wir ins neue Jahr mitnehmen. Das war uns 2023 am wichtigsten. Und dass wir diesen Prozess durchgemacht und gut gemeistert haben, stimmt uns für 2024 zuversichtlich."

Mehr Fokus als bisher auf Updates in der Saison

Zumal Aston Martin beim Design des AMR24 nicht nur Wert darauf gelegt hat, 2024 sofort stark aus den Startlöchern zu kommen, so, wie das 2023 der Fall war. "Sondern eins unserer Hauptziele war", erklärt Fallows, "eine gute Plattform zu haben, die gute Weiterentwicklungen während der Saison ermöglicht."

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Aston Martin F1 Team Fanartikel

"Wir haben - besonders 2023, aber auch schon das Jahr davor - gesehen, dass das Entwicklungsrennen in der Saison absolut hart umkämpft ist, und das haben wir für die neue Saison in Betracht gezogen. Wir haben versucht sicherzustellen, dass wir eine gute, stabile Basis haben, die es uns ermöglicht, das Auto mit Updates weiterzuentwickeln."

"Wir sind zufrieden mit dem Schritt, der uns über den Winter gelungen ist. Es ist eine Verbesserung im Vergleich zum alten Auto, und das wollten wir erreichen. Aber die Wahrheit ist: Es war eine kurze Winterpause, und wir haben noch spät im alten Jahr Dinge entwickelt, die im Verlauf dieser Saison erst relevant werden können", sagt Fallows.

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