• 14.08.2003 11:54

  • von Marcus Kollmann

Irvine: Ferrari hätte von Bridgestone weggehen müssen

Der Nord-Ire über "Schumi", dessen Widersacher Montoya und warum er für die Titelverteidigung durch die Roten schwarz sieht

(Motorsport-Total.com) - Nach drei durchwachsenen Saisons bei Jaguar Racing beendete Eddie Irvine Ende 2002 bekanntlich seine Karriere als Formel-1-Pilot. Vor seiner Odyssee bei den "Raubkatzen" fuhr der Nord-Ire vier Jahre lang für Ferrari und an der Seite von Michael Schumacher. 1999 hatte der heute 37-Jährige die größte Chance in der Königsklasse Fahrerweltmeister zu werden, schaffte es am Ende aber nicht.

Titel-Bild zur News: Eddie Irvine (Jaguar Racing)

Irvine: Michael mit anderen Reifen – dann wäre er unschlagbar

War Irvine schon in seiner aktiven Zeit als Formel-1-Rennfahrer immer für Schlagzeilen gut, so sorgt er auch jetzt noch gelegentlich für Gesprächsstoff. Wenn es eine Sache gibt die man über ihn nicht behaupten kann, dann die, dass er mit seiner Meinung hinterm Berg hält. Im Gespräch mit der 'Bild'-Zeitung beleuchtete der sich neuerdings als ernsthafter Geschäftsmann versuchende Irvine nun die Situation in der diesjährigen Weltmeisterschaft.

Irvine kritisiert Ferrari

Genauso wie viele Motorsportexperten, sieht der Nord-Ire die besten Chancen auf den Titelgewinn bei BMW-Williams und Juan-Pablo Montoya. "Aber nur wegen der Reifen", sagt Irvine und setzt zu einer Kritik seines früheren Arbeitgebers an: "Ferrari hätte schon letztes Jahr von Bridgestone weggehen müssen. Jetzt ist es zu spät. Ich sage: Michael mit anderen Reifen ? dann wäre er unschlagbar."

"Schumi" als Fahrer besser als Montoya

Ohnehin sieht Irvine, und der muss es als langjähriger früherer Teamkollege schließlich wissen, Michael Schumacher fahrerisch im Vorteil: "Er ist ein besserer Fahrer als Montoya", meint der 37-Jährige, dessen Anerkennung von Schumachers Fähigkeiten im Cockpit nicht einfach so dahergesagt ist, denn das Verhältnis zwischen den beiden war zwischen 1996 und 1999 genau so wie es zwischen zwei Teamkollegen hauptsächlich ist - vom Konkurrenzkampf bestimmt: "Du schmust nicht mit deinem Teamkollegen. Er war nie mein Freund. Wir hatten nicht viel Gemeinsames. Wir hatten auch jetzt vier Jahre keinen Kontakt. Aber ich würde heute lieber mit ihm Mittag essen gehen als mit Montoya."

Daumendrücken allein reicht nicht

Das Herz des Nord-Iren schlägt seinen eigenen Worten nach noch immer für Ferrari, "dieses Giganten-Team", wie er selbst sagt. So versteht es sich von selbst, dass Irvine den Roten, die in der Konstrukteurswertung nur noch 2 Zähler Vorsprung vor BMW-Williams haben, und Michael Schumacher die Daumen drückt. Alleine die moralische Unterstützung der Tifosi wird dem Rennstall aus Maranello und "Schumi" aber nicht helfen, wenn man die Situation noch einmal verändern möchte.

Nur ein Wunder kann Schumacher und Ferrari retten

"Nur wenn Bridgestone bis Ungarn ein Wunder gelingt, schafft?s Michael", glaubt Irvine, der die dreiwöchige Pause bis zum Ungarn-Grand Prix aber als gut für Ferrari ansieht, denn in Maranello reagiert man auf die bedrohliche Situation des nicht mehr auszuschließenden Verlusts beider Titel eben so wie es sich für ein Top-Team gehört: "Die machen die Schotten dicht und arbeiten, arbeiten, arbeiten. Die geben nicht auf. Die kämpfen. Die sagen sich: 'Ferrari gegen den Rest der Welt. Das schaffen wir.' Ja, so sind sie bei Ferrari."