• 18.04.2005 15:15

Interview: Renault plant Extra-PS für Imola

Rob White, Motorenchef des Renault-Teams, im Interview über die Auswirkungen der neuen Regeln und einen neuen Motor für Fisichella

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rob, drei Rennen der Saison 2005 liegen hinter euch. Kannst du erklären, wie sich das Einsetzen der Motoren unter dem neuen Reglement verändert hat?"
Rob White: "Alles in allem ist die Art und Weise, wie wir die Motoren in der Saison 2005 einsetzen, eine Verfeinerung des Vorgehens von 2004 - nur die Lebensdauer ist jetzt eben doppelt so lang. Chassis- und Motoreningenieure einigen sich vor einem Rennwochenende darauf, wie viele Kilometer gefahren werden sollen und unter welchen Bedingungen. Das wird meistens in der Woche vor dem Grand Prix entschieden. Dann passen wir unser Programm an diese Entscheidungen an, ebenso wie neue Informationen, die manchmal erst am Wochenende bei uns eintrudeln. Damit meine ich zum Beispiel eine Anpassung an schwankende Wetterbedingungen."

Titel-Bild zur News: Rob White

Renaults Motorenchef Rob White mit einem aktuellen Formel-1-Triebwerk

"Schlussendlich muss noch festgelegt werden, wie das Potenzial des Motors - also etwa die Anzahl an Runden, die er mit maximaler Drehzahl bestreiten kann - verwendet werden soll. Ziel dabei ist, für beide Rennen den am besten geeigneten Kompromiss zu finden."#w1#

Einsatz der Motoren "komplizierter als früher"

Frage: "Bedeutet das, dass der Einsatz der Motoren mehr eine strategische Angelegenheit geworden ist?"
White: "Jedenfalls ist es jetzt komplizierter als früher. Erstens einmal ist ein Motor mit doppelter Lebensdauer technisch schwer umzusetzen, aber dann ändert sich auch noch die Art und Weise, wie man den Motor im Training, Qualifying und Rennen verwendet. Es ist erst drei Jahre her, dass wir in jeder Session einen neuen Motor nehmen konnten - zum Beispiel einen speziell für das Qualifying, optimiert für eine kurze Laufleistung, oder eine spezielle Rennversion für Sonntag. Jetzt müssen wir mit einem einzigen Motor auskommen und mit seiner Performance an zwei Rennwochenenden haushalten."

Frage: "Hattet ihr bei den ersten drei Rennen Gelegenheit, eure Performance relativ zur Konkurrenz einzusortieren?"
White: "Isoliert betrachtet waren wir sehr zufrieden, als der RS25 erstmals auf dem Prüfstand gelaufen ist. Obwohl die Regeln erst so spät geändert worden sind, haben wir all unsere Leistungsziele erreicht. Für die Performance des Autos kann man die Motorleistung aber nicht isoliert betrachten, weil wir unseren V10 als Teil des Gesamtpakets betrachten."

"Daher vermeiden wir es auch, unseren Motor dem direkten Vergleich mit den Daten der Konkurrenz auszusetzen. Wir sind aber sehr zufrieden mit dem Beitrag des Motors zur Gesamtperformance des R25, ebenso wie mit unserer Leistung im Vergleich zur Konkurrenz auf der Rennstrecke."

B-Spezifikation war eigentlich erst für Barcelona geplant

Frage: "Nach seinem Motorschaden in Bahrain darf Giancarlo Fisichella in Imola einen neuen Motor verwenden, offenbar eine B-Spezifikation. Kannst du uns da auf den neuesten Stand bringen?"
White: "Eines der Ziele des neuen Motorenreglements war, die Entwicklungsrate einzubremsen, was gelungen ist. Es ist jetzt schwieriger geworden, neue Teile einzuführen, und es gibt weniger Gelegenheiten, bei denen das überhaupt möglich ist. Unser Plan für 2005 sieht vor, Leistungsverbesserungen in Paketen einzuführen, und die B-Spezifikation ist die erste Ausbaustufe dieser Serie."

"Eigentlich hätte die B-Spezifikation erst in Barcelona eingesetzt werden sollen. Durch Giancarlos Ausfall in Bahrain sahen wir die Möglichkeit, den modifizierten Motor frühzeitig einzusetzen. Die endgültige Entscheidung wird aber erst nach Prüfstandsläufen getroffen und auch von der Detailauswertung des Tests in Le Castellet vergangene Woche abhängen. Fest steht, dass wir in der Qualitätssicherung keinerlei Kompromisse eingehen werden, nur um den RS25B schon in Imola anstatt erst in Barcelona zu verwenden."