Interview mit Olivier Panis: Willkommen im Club
Der Toyota-Pilot spricht über seinen Rücktritt, seine neue Aufgabe bei Toyota und das verpatzte Wochenende in Monza
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Olivier, freut es dich, dass du für zwei weitere Jahre bei Toyota bleiben kannst?"
Olivier Panis: "Ich bin sehr glücklich, einen Zweijahresvertrag als dritter Fahrer bei Toyota unterschrieben zu haben, nachdem ich mich entschlossen habe, meine Karriere als Grand-Prix-Pilot zu beenden. Die Entscheidung, mit dem Rennfahren aufzuhören, war keine leichte. Ich habe im Sommer begonnen, darüber nachzudenken, und habe es dann mit meiner Frau und meinem Management besprochen. Dann haben wir mit dem Top-Management von Toyota Gespräche aufgenommen, mit Tomita-san, John Howett und Mike Gascoyne. Alle haben meine Entscheidung respektiert und dann ist John Howett auf mich zugegangen und hat mir gesagt, dass mich Toyota gerne in einer anderen Rolle behalten würde."

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Olivier Panis wird in seiner Karriere nur noch drei Grands Prix bestreiten
Frage: "Warst du über das Angebot von Toyota froh?"
Panis: "Ich bin glücklich, dass ich das Angebot, als dritter Fahrer bei Toyota zu bleiben, angenommen habe. Die Position ist gut abgerundet. Ich werde der Ersatzfahrer des Teams sein, aber auch beim Testprogramm intensiv mitwirken und obendrein mit den jungen Piloten der Nachwuchsakademie arbeiten. Ich wollte unbedingt bei Toyota bleiben, weil es noch ein junges Team ist, das aber alle Zutaten hat, um in Zukunft erfolgreich zu sein. Ich finde, das Team ist eine gute Umgebung und ich habe großen Respekt vor allen Angestellten."
Über Toyota: "Eines Tages wird dieses Team sehr gut sein"
Frage: "Ist die langfristige Herausforderung bei Toyota etwas, das dich reizt?"
Panis: "Toyota hat eine langfristige Herausforderung angenommen und ich würde gerne als Teil von Toyota dabei sein, wenn wir in Zukunft erfolgreich sind. Eines Tages, da bin ich mir sicher, wird dieses Team sehr gut sein. Toyota hat mich gebeten, für zwei weitere Jahre an Bord zu bleiben, und wir haben uns über ein sehr starkes Programm unterhalten, welches dem Team zu einer Position verhelfen soll, von der aus Podestplätze möglich sind. Ich genieße es immer noch, denselben Job auszuüben wie 2000 für McLaren, aber jetzt aus anderen Gründen. Damals wollte ich mir selbst helfen, wieder ein Renncockpit zu finden, während ich jetzt die Fortschritte des Teams unterstützen möchte."
Frage: "Wie sieht dein Engagement für die Toyota-Fahrerakademie aus?"
Panis: "Ich werde großen Einfluss auf die Toyota-Fahrerakademie, die 'TDA', haben. Nächstes Jahr werde ich wahrscheinlich bei drei oder vier 'TDA'-Rennen sein, um mir anzuschauen, wie die Teams arbeiten und um die körperliche Vorbereitung zu überprüfen. Danach werden wir darüber nachdenken, wie ich noch mehr helfen kann. Ich werde den jungen Piloten meine Erfahrung zur Verfügung stellen, damit sie den Motorsport besser verstehen können."
Frage: "Hast du außerhalb des Fahrens irgendwelche anderen Interessen, Geschäfte zum Beispiel?"
Panis: "Ich liebe die Formel 1 und eine Person, die ich sehr respektiere, ist Bernie Ecclestone. Was er mit der Formel 1 gemacht hat, ist unglaublich. Man soll niemals nie sagen, aber im Moment habe ich keine Pläne, auf die geschäftliche Seite der Formel 1 zu wechseln."
Panis freut sich auf mehr Zeit mit seiner Familie
Frage: "Freust du dich schon auf mehr Zeit mit deiner Familie?"
Panis: "Die eine Sache, auf die ich mich am meisten freue, ist, mehr Zeit für die Familie zu haben, ja. Der Formel-1-Terminkalender mit 18 Grands Prix und Testfahrten dazwischen ist extrem hart. Ich habe drei Kinder im Alter von zehn, sechs und zwei Jahren, und so langsam mache ich mir darüber auch mehr Gedanken. Anne, meine Frau, hat mich nie zum Aufhören gedrängt, auch nicht nach meinem Unfall in Kanada 1997, bei dem ich mir meine Beine gebrochen habe. Wir haben nicht einmal darüber gesprochen. Trotzdem glaube ich, dass sie jetzt glücklich ist. Manche Leute sind überrascht, weil sie sagen, dass ich noch schnell und fit und motiviert bin, was ich selber auch weiß, aber irgendwann muss man eben eine Entscheidung treffen. Am Freitag in Monza habe ich Jean Alesi und Eddie Irvine getroffen und sie haben gesagt 'Willkommen im Club'."
Frage: "Der Grand Prix von Italien war nicht einfach für dich. Bitte erzähl uns doch, wie das Wochenende verlaufen ist!"
Panis: "Es war ein schwieriger Grand Prix und ich hatte das Wochenende über eine ganze Reihe an Problemen. Am Freitag spürte ich merkwürdige Vibrationen im Heck und es gab auch Schwierigkeiten mit dem Bremspedal. Leider konnten wir die Ursache dafür nicht herausfinden, aber ich musste trotzdem die Setup-Arbeiten und die Reifentests durchführen. Am Samstagmorgen standen die Dinge dann besser, aber noch immer nicht hundertprozentig nach meinem Geschmack. Kurz vor dem Vor-Qualifying mussten wir auch noch das Getriebe auswechseln, also fühlte ich mich im Qualifying nicht absolut wohl im Auto. Angesichts dessen war ich mit dem 13. Startplatz halbwegs zufrieden, zumal wir relativ viel Sprit an Bord hatten."
Frage: "Am Sonntagmorgen hat es stark geregnet. War es schwierig, vor dem Rennen die richtige Reifenwahl zu treffen?"
Panis: "Nach dem Regen in der Früh war die Strecke am Start noch feucht, aber sie trocknete schnell ab und das Team hat richtigerweise entschieden, mit Slicks ins Rennen zu gehen. Die Michelin-Reifen funktionieren bei abtrocknenden Bedingungen sehr gut, daher war ich optimistisch für die Startphase. Bedauerlicherweise sind die Dinge dann aber ganz anders gekommen."
Kollision mit Pizzonia schon in der zweiten Kurve
Frage: "Was ist in der ersten Runde passiert?"
Panis: "Der Start war an und für sich gar nicht schlecht und ich war beim Anbremsen der ersten Schikane schon Zwölfter. Wie immer in Monza lag das Feld ganz eng beisammen und es war kaum Platz für irgendwelche Manöver. Vor der zweiten Schikane fuhr ich Rad an Rad mit Antonio Pizzonia, aber da untersteuerte mein Auto auf einmal und wir berührten uns. Dabei wurde meine Frontpartie beschädigt und ich drehte mich ins Kiesbett, aus dem ich mich nicht mehr befreien konnte. Es war schade für alle im Team, aber irgendwie symptomatisch für mein Monza-Wochenende."
Frage: "Jetzt geht es nach China, zu einem neuen Formel-1-Rennen. Was kommt dir bei dem Gedanken in den Kopf?"
Panis: "Ich freue mich wirklich auf den chinesischen Grand Prix. In ein neues Land zu kommen und neue Kulturen kennen zu lernen, ist immer aufregend. Eine brandneue Strecke lernen zu müssen, ist eine Herausforderung, speziell für einen Fahrer wie mich, der schon elf Jahre in der Formel 1 ist. Das Design der Strecke sieht sehr gut aus und die Stadt wird die Leute umhauen. Ich bin nach Melbourne für zwei PR-Tage mit Toyota in Shanghai gewesen. Ich war nicht an der Strecke, aber in der Stadt. Es war unglaublich und ich freue mich schon darauf, nächste Woche wieder hinzufahren."
Frage: "Was erwartest du dir vom Rennen in Shanghai?"
Panis: "Wir testen diese Woche in Silverstone und bereiten uns dort auf China und Japan vor. Silverstone ist eine High-Speed-Strecke, genau wie Shanghai und Suzuka, daher hoffe ich, dass wir sinnvolle Arbeiten erledigen können. Der Shanghai-Kurs ist eine totale Unbekannte, vor allem hinsichtlich der Reifen, aber ich denke, man kann einige Parallelen mit Bahrain ziehen. Das war auch eine brandneue Strecke, daher werden der Verschleiß und die Performance vielleicht ähnlich sein. Wir werden eng mit Michelin zusammenarbeiten, um die konkurrenzfähigsten Mischungen herauszufiltern. Während des Freitagstrainings haben wir logischerweise viel zu tun, aber natürlich müssen gleichzeitig alle Fahrer die Strecke erst lernen."

