Interview: Die Bedeutung des T-Cars am Freitag
Oliver Knighton, Cheftestingenieur von MF1 Racing, über die Bedeutung des T-Cars an den Grand-Prix-Freitagen und seine Aufgaben innerhalb des Teams
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Oliver, welche Aufgaben schiebt das Team an einem Grand-Prix-Freitag auf das T-Car und den dritten Fahrer ab?"
Oliver Knighton: "Die an einem Rennwochenende zur Verfügung stehenden Reifenoptionen zu testen ist eine der wichtigsten Aufgaben des dritten Autos. Die drei Autos dürfen während des Wochenendes maximal sieben Reifensätze verwenden, aber das dritte Auto kann all diese schon am Freitag herunterfahren, was sehr akkurate Vergleichswerte ermöglicht. Die Resultate werden dann an die Rennautos weitergeleitet. Dies minimiert die Anzahl der Reifensätze, die die Rennautos im Training verwenden müssen, so dass sie mehr für das Qualifying und das Rennen haben."

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Der Einsatz des T-Cars am Freitag bringt für das Wochenende wertvolle Daten
"Man darf im T-Car den Motor wechseln. Während die Rennautos im Training mit reduzierter Leistung und begrenzten Kilometern auskommen müssen, um die Belastung zu reduzieren, kann das T-Car mit höheren Leistungseinstellungen mehr Kilometer zurücklegen. Diese Fahrten helfen kombiniert mit den höheren Leistungseinstellungen beim Setup für das Rennen, was Parameter wie Flügeljustierung und Getriebeübersetzung angeht. Das T-Car verfügt auch schon über Entwicklungskomponenten, bevor diese an die Rennautos montiert werden, um damit repräsentative Informationen unter den Bedingungen eines Rennwochenendes sammeln zu können."#w1#
Knighton ist quasi der Renningenieur des Testfahrers
Frage: "Welche Rolle spielst du als Renningenieur in diesem Prozess?"
Knighton: "Vor den Trainingssitzungen muss ich kontrollieren, ob das Auto in der richtigen Spezifikation aufgebaut ist und ich muss das zu fahrende Programm festlegen. Während der Trainings rede ich mit dem Fahrer und entscheide über notwendige Änderungen des Setups oder des Programms. Ich stelle auch sicher, dass alle Testelemente vorbereitet sind und wie geplant erprobt werden."
Frage: "Werdet ihr nächste Woche in Monaco das T-Car anders einsetzen als sonst?"
Knighton: "Die Testelemente für Monaco werden wahrscheinlich auch bei anderen Rennen eingesetzt. Dies wird sich in unserem Programm widerspiegeln."
Frage: "Nach einem Freitagstraining fliegst du immer zurück in die Fabrik nach Silverstone. Was machst du dann nach deiner Ankunft und wie lange dauert das?"
Knighton: "Die Zeit, die ich während der Reise in die Fabrik verbringe, wird für eine tiefergehende Analyse der gesammelten Fahrdaten aufgebracht. Ich komme normalerweise am frühen Samstagmorgen in Silverstone an - und dann sind die meisten Analysen schon erledigt und die meisten Berichte fertig geschrieben. Alle außergewöhnlichen Faktoren werden dann noch genauer analysiert, bevor etwaige relevante Informationen per E-Mail an die Rennstrecke geschickt werden."
Frage: "Spielst du nach dem Erledigen deiner Aufgaben in der Fabrik noch eine Rolle für das Rennwochenende des Teams?"
Knighton: "Während eines solchen Wochenendes habe ich von der Fabrik aus Zugang zum Computernetzwerk an der Strecke, wodurch ich die Daten in Echtzeit abrufen kann. Dabei kann ich das weitere Programm des Wochenendes analysieren und die Jungs vor Ort auf etwaige relevante Informationen aufmerksam machen. Die Pläne für die Tests in der darauf folgenden Woche können ebenfalls anhand der Erkenntnisse eines Rennwochenendes angepasst werden - und alle Änderungen werden so rasch wie möglich umgesetzt."
T-Car-Zuweisung alterniert zwischen Albers und Monteiro
Frage: "Ab Samstag ist das T-Car dann für einen der beiden Rennfahrer abgestimmt. Wie entscheidet ihr, wer das T-Car bekommt?"
Knighton: "Die Zuweisung des T-Cars wechselt von Rennen zu Rennen zwischen den Fahrern. Sollte einmal der andere Fahrer das T-Car benötigen, dann können Pedale, der Sitz, die Gurte und andere Elemente aber schnell ausgetauscht werden."
Frage: "Abgesehen von der Tatsache, dass es das dritte Auto ist: In welcher Form tragen das T-Car und du zur Rennleistung und zur Weiterentwicklung bei?"
Knighton: "Sobald das T-Car am Freitag sein Programm absolviert hat, wird es für einen möglichen Renneinsatz neu aufgebaut. Weil die Einsatzmöglichkeiten des T-Cars am Sonntag limitiert sind, helfen die T-Car-Mechaniker den Rennmechanikern dabei, die Rennautos zwischen dem Freien Samstagstraining und dem Qualifying vorzubereiten."
"Da ich in einem kleinen Team arbeite, gibt es immer genug für mich zu tun! Abgesehen vom T-Car bin ich der Testingenieur des Teams und kümmere mich um die Organisation der Tests, die MF1 durchführt. Sicherzustellen, dass für die nächsten Tests alles vorbereitet wird, liegt in meinem Verantwortungsbereich, was auch die Herstellung der zu testenden Komponenten und die Ausarbeitung des genauen Testprogramms beinhaltet. Meine weiteren Aufgaben sind zum Beispiel das Schreiben des Softwarecodes für Simulationen, die Definition der Dokumente zum Aufbau der Autospezifikationen und die Zusammenarbeit mit dem Zeichenbüro und der Produktion, um nur einige zu nennen. Dadurch, dass ich in so vielen verschiedenen Bereichen involviert bin, ist meine Arbeit sehr interessant."

