• 15.12.2003 13:21

  • von Marcus Kollmann

Insider: FIA muss bei Kundenmotoren aktiv werden

Damit die Privat-Teams auch weiterhin in der Formel 1 antreten können, ist eine Revolution im Bereich Kundenmotoren erforderlich

(Motorsport-Total.com) - Für viele Formel-1-Fans lautet die interessanteste Frage vor dem Beginn der Saison 2004 nicht unbedingt, ob es Ferrari und Michael Schumacher angesichts der starken Konkurrenz noch einmal gelingt die Weltmeistertitel zu verteidigen, oder ob Bridgestone der Konkurrenz auch bei warmen Bedingungen etwas entgegenzusetzen haben wird, sondern ob der Verbleib der finanziell schwächer aufgestellten Teams, wie Jordan und Minardi, auch längerfristig in der Königsklasse gesichert werden kann.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Motor

Auf dem Kundenmotorensektor hat sich bisher nicht viel getan

Zu einem nicht unbedeutenden Teil dürfte dies vor allem von Fortschritten im Bereich Kundenmotoren abhängen. In dieser Richtung gab es zwar bereits einen Vorstoß durch FIA-Präsident Max Mosley, doch in den letzten Monaten stellte sich dann heraus, dass Zehnzylinder in der angestrebten Preisregion von 10 Millionen US-Dollar momentan ein Wunschtraum anstatt die Realität sind.

Sehr zum Leidwesen der kleineren und ohne direkte Hersteller-Unterstützung um das Überleben kämpfenden Teams, denn die finanziellen Einsparungen auf der Motorenseite hätte man zu Investitionen in anderen Bereichen nutzen können. Neben dem eigenen Rennstall beliefern derzeit nur Ferrari und Ford-Cosworth andere Rennställe mit Motoren. Dass sich an dieser Situation aber kurzfristig etwas ändert, ist momentan nicht abzusehen.

FIA könnte Hersteller zur Ausrüstung eines anderen Teams verpflichten

"Wenn man ein zweites Team mit Kundenmotoren ausrüsten will, so muss es sich um eine absolut unabhängige Abteilung handeln, die nichts mit dem eigenen Team zu tun haben kann. Es müssen zwei voneinander getrennte Motorenabteilungen sein", so ein Insider gegenüber 'F1Total.com'. Daraus könnte man schließen, dass die meisten Hersteller der Aufwand schreckt, den man zusätzlich betreiben müsste, um die "Konkurrenz" mit Aggregaten beliefern zu können.

In der Praxis gibt es aber noch ein anderes, viel gravierenderes Problem. So erklärten verschiedene Hersteller zwar bereits auf Anfrage, dass sie notfalls auch andere Teams ausrüsten werden, doch wer sie dazu veranlassen soll, ist bisher ebenfalls nicht geregelt. Laut unserem Gesprächspartner ist hier die FIA gefragt, denn nur diese kann entsprechend reagieren, sollte es die Situation erfordern. Eine klare Regelung, wonach jeder Hersteller verpflichtet wird noch ein anderes Team mit Zehnzylindern ausrüsten zu können, ist gefragt.

Preiswertere Kundenmotoren weiterhin Fehlanzeige

Fakt ist, dass es im Bereich Kundenmotoren nicht wirklich einen Wettbewerb wie alle vierzehn Tage auf der Rennstrecke gibt. Daraus resultiert unweigerlich, dass die Motoren anbietenden Hersteller die Preise auch hoch halten können.

Auf absehbare Zeit wird diesbezüglich wohl aber alles beim Alten bleiben. Momentan deutet jedenfalls nichts darauf hin, dass es bald zu einer Revolution im Bereich Kundenmotoren kommen wird. Bis es bezahlbare Zehnzylinder jenseits des gegenwärtig üblichen Rahmens von 20 bis 30 Millionen US-Dollar pro Saison geben wird, erscheint es derzeit jedenfalls noch ein langer Weg.