• 26.07.2006 17:28

  • von Inga Stracke

Inga on Tour: Stadionatmosphäre am Ring

'F1Total.com'-Reporterin Inga Stracke über die "Heimkehr" nach Deutschland und die lange Tradition des Rennens auf dem Hockenheimring

(Motorsport-Total.com) - Hallo liebe Motorsportfans! Formel 1 in Hockenheim - das sind tausende Benzinbegeisterte auf den Campingplätzen, Kilometer lange Staus auf den Autobahnen um den Ring, Party, Party, Party, sowie GoKart-Fahren. Das gibt es immer am Samstag beim "Kleinen Red Bull Preis". Nicht zuletzt bedeutet Hockenheim für uns, die wir die nicht-motorsportliche Außenwelt mit Informationen versorgen - und nicht nur für uns - jede Menge Stress. Der eine oder andere Bekannte und Freund fragt gerne mal kurz vorher nach einem Ticket. Apropos, Eintrittskarten gibt es käuflich erwerbbar auch noch an der Tageskasse...

Titel-Bild zur News: Ortstafel in Hockenheim

Hockenheim begrüßt auch 2006 die Formel-1-Fans

Da steht er nun bevor, der 54. Große Preis von Deutschland in der Formel 1. Zum 30. Mal übrigens in Hockenheim. Ein Mal wurde er auf der Berliner Avus ausgefahren, 23 Auflagen erlebte der Nürburgring.#w1#

Ein Heim-Grand-Prix für die deutschen Fahrer, allen voran für Michael Schumacher. "Hockenheim ist wie eh und je extrem emotional, nach Hause zu kommen, vor eigenem Publikum zu fahren, die Unterstützung, die uns dort entgegenkommt, ist schon extrem", sagt der rechtzeitig für einen packenden langen Endspurt um die WM-Krone wiedererstarkte Rekordweltmeister aus Kerpen.

Hockenheimring

Der Stadioncharakter blieb auch nach dem Umbau erhalten Zoom

"Das Wissen, dass es mein Heim-Grand-Prix ist, erhöht natürlich den Druck, aber auf eine schöne Art, denn es motiviert einen sehr, wenn man die Fans dort sieht, die Begeisterung und auch die Unterstützung, die sie mir in Hockenheim entgegenbringen", so Schumacher vor dem "Gänsehaut-Erlebnis".

Doch was muss er fahrtechnisch beachten? Hockenheim ist eine weitere Strecke, die hohen Abtrieb verlangt. Weil der Belag ziemlich glatt ist, können relativ weiche Gummimischungen verwendet werden. Charakteristisch für die Strecke sind langsame und mittelschnelle Kurven, was ein gut ausbalanciertes Auto mit viel Traktion erfordert. Sie bestimmen über die Fahrzeugabstimmung. Zudem gibt es auch eine gute Überholmöglichkeit in der Spitzkehre nach der langen 'Parabolica'-Vollgaspassage - Voraussetzung: Der Fahrer steuert ein Auto mit hoher Bremsstabilität.

Geschichte/ Buntes

Zum fünften Mal rast die Formel 1 über den neuen Kurs. Vorbei sind die Zeiten der langen Geraden unter Schatten spendenden Bäumen im Hardtwald. Für 62 Millionen Euro wurde der Kurs komplett umgebaut, 40.000 zusätzliche Zuschauerplätze geschaffen, Überholmöglichkeiten eingebaut und Lärmschutzwälle errichtet. 17 Kurven hat der neue Kurs, er wurde von 6,815 km auf 4,574 km verkürzt - damit blieben 2,136 km der alten Strecke erhalten.

Statt früher nur 45 werden jetzt 67 Runden gedreht. Die Zuschauer können die Boliden nicht nur viel öfter live sehen, sondern zudem noch auf neun Videowänden das Renngeschehen verfolgen. Für die TV-Bilder hat 'RTL' mehr als 275 Mitarbeiter vor Ort. Die Firma 'CAM-Security' schickt ein 180-köpfiges Sicherheitsteam an den Hockenheimring.

Blick von der neuen Mercedes-Tribüne

Die langen Geraden mussten weichen - Hockenheims Gesicht änderte sich Zoom

Angefangen hat alles vor 74 Jahren, als die Stadtväter in Karlsruhe das Wildparkrennen zum Saisonschluss 1929 untersagten. Hockenheims Bürgermeister besorgte beim zuständigen Forstamt die Erlaubnis, im Hardtwald ein Rennen zu veranstalten. Zwei Forstwege und ein kurzes Stück Kreisstraße gaben den Streckenverlauf vor, Baubeginn war im Frühjahr 1932. Innerhalb von neun Wochen - hundert Arbeiter schufteten im Schichtbetrieb - entstand eine Rennstrecke.

Die damaligen Baukosten beliefen sich auf 54.000 Reichsmark, asphaltiert werden konnte der Parcours aus Kostengründen vorerst nicht. Chemische Bindemittel wurden vor dem Start versprüht, um gefährliche Staubwolken zu verhindern. Zum Eröffnungsrennen am 29. Mai 1932 kamen 60.000 Zuschauer!

Noch vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurde die Anlage mehrmals umgebaut und auch geteert. 1938 wurde der Kurs für weitere 250.000 Reichsmark komplett modifiziert und erhielt den Namen "Kurpfalzring". Den Krieg überstand er nicht, da eine Panzereinheit die Strecke zu Ausbildungszwecken missbrauchte. Der Belag hielt der Belastung nicht stand.

Nach dem Krieg wurde die Strecke wieder renoviert und in Hockenheimring umbenannt. Am 11. Mai 1947 pilgerten 200.000 Fans zum Eröffnungsrennen. Sieger: Hans Stuck. Anfang der 60er wurden rufe nach einem neuen Kurs laut. Im Mai 1966 war dann das Großprojekt um den neuen Hockenheimring mit dem heutigen 'Motodrom' fertig gestellt. Bereits 1970 wurde der Grand Prix von Deutschland ausgetragen - die Piloten hatten den Nürburgring boykottiert.