• 22.06.2006 14:27

  • von Inga Stracke

Inga on Tour: "Montréal ist mein Lieblings-Grand-Prix"

'F1Total.com'-Reporterin Inga Stracke beschreibt, warum sich die Formel 1 in Montréal wohl fühlt und was den Charme der kanadischen Metropole ausmacht

(Motorsport-Total.com) - Hallo, liebe Formel-1-Fans! Ich liebe diesen Grand Prix! In Montréal sind die Arbeitswege kurz, die Boxen groß und die Strecke ist in Stadtnähe. Es ist immer viel los und die Stadt bietet am Feierabend jede Menge Spaß, leckeres Essen und ein tolles Flair - ganz getreu der frankophilen Devise: Savoir vivre! Eines kann man in Montréal aber nie wissen: wie das Wetter wird. Wegen des unberechenbaren Juni-Klimas gilt Montréal schon als zweites Spa-Francorchamps. Aus eigener Erfahrung kann ich diesbezüglich sagen: Ich habe mir schon mal vor dem Rennwochenende am Pool auf dem Dach meines Hotels einen Sonnenbrand geholt - und zwei Tage später musste ich mir flugs einen flauschigen Rollkragenpulli kaufen, weil es richtig kalt war...

Titel-Bild zur News: Skyline von Montréal

Montréal bietet für die Formel 1 eine wirklich beeindruckende Inselkulisse auf

Dennoch, wie schon erwähnt: Montréal ist mein erklärter Lieblings-Grand-Prix. Die Stadt ist traumhaft, amerikanische Großzügigkeit vermischt mit internationalem, französisch-europäischem Lebensgefühl. Zur Folge hat diese Mischung auch superleckeres Essen. Wer die Gelegenheit hat, sollte es nicht versäumen, einen Abstecher in die Altstadt zu machen oder auf den Mont Real hinaufzufahren - gehen geht freilich auch für alle Motorsportenthusiasten, die gut per pedes sind -, um die Stadt von oben zu bewundern.#w1#

Eichhörnchen sind ein ständiger Begleiter

Dort oben hüpfen unglaublich viele und nicht minder unglaublich riesige Eichhörnchen herum. An das Eindringen panoramasüchtiger Touristen haben sie sich aber nicht nur gewöhnt, nein, sie sind so zutraulich, dass sie fast schon für Fotos posieren.

Diskothek in Montréal

Montréal versteht sich als multikulturelle Metropole mit viel Lebensgefühl Zoom

Traumhaft ist auch der Cirque du Soleil. Gründer Guy la Liberté stammt aus Montréal und hat hier ein kleines Museum zum Zirkus gebaut. Als Formel-1-Fan lässt er es sich natürlich nicht nehmen, zum Grand Prix die Formel 1 alljährlich zu einer beeindruckenden Party einzuladen. Sein Haus an einem privaten See außerhalb der Stadt ist ein Traum mit eigenem Küchenpersonal - und das wirft den Gästen sogar um 4:00 Uhr morgens noch ein Steak auf den Grill, wenn diese meinen, ihren Hunger zu nachtschlafender Zeit stillen zu müssen. Die Partygesellschaft ist herrlich interessant, ein toller Mix aus Artisten, Lebens- und anderen Künstlern aus allen möglichen Ländern. Man hat das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen, eine Welt, die so anders ist die Formel 1 - eine der Phantasie, Kreativität und Lebensfreude.

Lebensfreude wird in ganz Montréal groß geschrieben. Es ist eine Stadt zum Wohlfühlen. Zum Einkaufen ist die Sainte Catherine Street absolut empfehlenswert. Abends sind die Bar 'Thursday's' im 'Hôtel de la Montagne' oder bei schönem Wetter die 'Rooftop-Bar' auf dem Dach des gleichen Hotels ein Tipp. Seit 2002 gibt es auch das 'Newtown', Restaurant/Bar/Diskothek in der Crescent Street. Besitzer ist, Jacques Villeneuve, dessen Name ins Englische übersetzt "new town" (neue Stadt) bedeutet. Der Laden ist klasse: Bar mit kleinen "Fusion-Snacks" im Erdgeschoss, feines Restaurant im ersten Stock, Bar mit Balkon im zweiten und Disco mit flauschigen Couchecken im Keller.

Hübsche Mädchen in Villeneuves 'Newtown'

Neidlos muss ich auch meinen männlichen Kollegen zustimmen: Die Bedienungen und Girls an der Bar sind ausnahmslos sehr hübsch. Auffallend: Keine ist besonders groß. Ob das mit einer handverlesenen Auswahl des Besitzers Jacques Villeneuve zu tun hat? Ein Riese ist er ja auch nicht gerade...

Wohnhaus in Montréal

Ein Hauch von Hundertwasser: Ungewöhnliche Wohnanlage in Montréal Zoom

Naja, aber der frischgebackene Ehemann (Wer hätte das gedacht?) und werdende Papa wird diese Aufgabe jetzt wohl abgeben. Ich könnte mir vorstellen, dass es hierfür sicher etliche Bewerbungen auch aus der Riege meiner Kollegen gäbe...

Die Mechaniker der diversen Teams trifft man hier abends überall an. Vor allem 'SuperSexe', 'Chez Parez' und 'Wandas' sind seit Jahren ihre Stammläden. Das sind keine normalen Bars, sondern Montreal-typische Stripclubs. Das Ganze hat hier aber nichts anrüchiges, sondern gehört einfach dazu. Im Minutentakt kommen hier die Girls (kein Witz: oftmals Studentinnen, die sich so ihr Studium finanzieren) auf die Bühne, entledigen sich der Bekleidung bis sie im Evaskostüm tanzen und von der nächsten abgelöst werden. Und das nicht nur abends, nein, hier gibt es am Wochenende morgens Brunch!

Ich bevorzuge da eher meinen Lieblingsladen: das 'Kanda' - ein kleines japanisches Restaurant, in dem es freitagabends All-you-can-eat-Sushi für 25 kanadische Dollar (umgerechnet knapp 18 Euro) gibt. Sensationell! Gleich neben meinem Hotel ist das 'Eggspectation', in dem es von morgens bis abends Frühstück gibt und - wie der Name verspricht - Eier in allen Variationen. Lecker: die frisch gepressten Fruchtsäfte oder der Joghurt mit warmem Honig.

Strecke ist nach Gilles Villeneuve benannt

Der Kurs selbst trägt den Namen des 1982 tödlich verunglückten Gilles Villeneuve, der noch immer der populärste Rennfahrer Kanadas ist. Die Île de Notre-Dame bietet zuschauerfreundliche Anlagen, zumal die Piste aus der Innenstadt per U-Bahn erreichbar ist. Überhaupt gehört diese Grand-Prix-Strecke zu den schönsten der Welt; der 4,361 Kilometer lange Kurs liegt inmitten des Sankt-Lorenz-Stroms und führt idyllisch durch ein Parkgelände.

Straßenverkehr in Montréal

Selbst in einer frankophilen Stadt wie Montréal geht es nicht ohne Verkehr Zoom

Weniger idyllisch sind die Leitplanken, die zu beiden Straßenseiten so nah am Asphalt sind, dass sie schon fast an Monaco erinnern. Die Insel war 1967 Schauplatz der Weltausstellung, und als Montréal 1976 Gastgeber der Olympischen Spiele war, fanden hier die Ruderwettbewerbe statt. Auf der benachbarten Île Sainte-Hélène befindet sich ein groß angelegter Vergnügungspark. Seit nunmehr 25 Jahren wird hier der Grand Prix von Kanada ausgetragen, und die Mitglieder aller Teams üben sich in ihren freien Minuten an der ehemaligen Olympiaruderstrecke im Wettfischen. Früher gab es hier auch immer ein Bootsrennen, in dem die einzelnen Formel-1-Teams mit selbstgebauten schwimmenden Boliden gegeneinander antraten. Immer ein Riesenspaß, denn die meisten landeten früher oder später im Wasser - aus eigener Schuld oder versenkt von der Konkurrenz...

Mit mehr als sechs Unfällen im Schnitt pro Grand Prix seit 1996 gilt Montréal als Crash-Rekordkurs! Montréal ist halb permanente Rennstrecke, halb Straßenkurs, eine Mischung aus schnellen und langsamen Kurven. Dort sind wenig Abtrieb und viel Motorleistung für Höchstgeschwindigkeit auf der Geraden gefragt. Wegen des auffälligen Stop-and-Go-Charakters des 'Circuit Gilles Villeneuve' sind die Bremsen besonders gefordert; extreme Bremskühlung ist angesagt. Schnelle Geraden entlang an Leitplanken fordern viel von den Autos. Montréal ist aber bei Teams und Fahrern sehr beliebt.

Eure Inga Stracke von der Strecke!