• 23.05.2007 09:48

  • von Inga Stracke

Inga on tour: Monaco, der Glamour-Grand-Prix

'Motorsport-Total.com'-Boxengassenreporterin Inga Stracke über das glamouröste Rennen des Jahres und die heißesten Promi-Locations im Fürstentum

(Motorsport-Total.com) - Hallo liebe Formel-1-Fans!
Glanz und Glamour, Moneten und Monaco - das fünfte Saisonrennen des Formel-1-Zirkus' findet im Spieler-Paradies der Millionäre statt."Rien ne va plus", heißt es an den Tischen der Casinos. Eine schnelle Runde auf dem schwierigen Stadtkurs hinzubekommen, grenzt auch fast an ein Glücksspiel.

Titel-Bild zur News: Inga Stracke

Inga in Monte Carlo, hinten ist der Hafen zu sehen, an dem die Strecke vorbeiläuft

"Formel 1 in Monaco ist wie Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer". Eigenwilliger, aber auch treffender als Nelson Piquet kann man das Rennen in dem kleinen Fürstentum an der Côte d'Azur kaum charakterisieren.#w1#

Der Große Preis von Monaco ist einzigartig im Formel-1-Kalender: Für viele Fahrer ist das Rennen aber auch ein Einsatz vor der eigenen Haustür - und eine Art Hassliebe. Es polarisiert, grau gibt es nicht, nur schwarz oder weiß.

Hafen von Monte Carlo

Blick auf den Hafen von Monte Carlo mit seinen zahlreichen Yachten Zoom

Ralf Schumacher findet es absolut nicht mehr zeitgemäß. Ex-Sauber-Pilot Heinz Harald Frentzen liebte diese, wie er sagt, größte Herausforderung der gesamten Saison. Michael Schumacher verriet noch vergangenes Jahr: "Ich fahre prinzipiell gerne in Monaco, natürlich immer mit dem Gedanken an die Sicherheit im Hinterkopf. Aber generell macht es mir eigentlich Spaß in Monaco zu fahren."

Wahlmonegasse Jacques Villeneuve meinte: "Es ist keine gute Strecke, um darauf Rennen zu fahren, weil du nicht überholen kannst. Da kommt es ganz auf die Qualifikation an. Das Auto ist aber sehr schwer abzustimmen, weil die Strecke nicht eben ist".

Monaco-Hotelbesitzer (Hotel Columbus - sehenswert!) David Coulthard nimmts derweil mit Humor: "Ich lebe in Monaco, klar denke ich an den Grand Prix, wenn ich zum Beispiel losfahre, um neues Toilettenpapier zu kaufen, und ich genau durch die gleichen Kurven fahre".

Und auch nachdem er aus Monaco in die Schweiz gezogen ist, bleibt Nick Heidfeld Monaco verbunden: "Ein Fahrer sollte eigentlich keine Lieblingsstrecke haben, aber ich muss zugeben, dass Monte Carlo meine ist. Monaco stellt wie kein anderer Kurs ganz besondere Anforderungen an den Fahrer."

Franck Montagny und Tiago Monteiro

In den Straßen von Monte Carlo kann sich der Verkehr auch mal stauen Zoom

"Die Leitplanken sind sehr dicht an der Strecke, und es gibt nur wenige Auslaufzonen. Das heißt, dass man absolut präzise fahren muss - und das in jeder einzelnen Runde. Weil alles so nah an einem dran ist, spürt man dort erst richtig die Geschwindigkeit." Fakt ist: Monaco ist ein Spektakel. Ein Fest der Reichen und Schönen. Sehen und Gesehen werden ist oberstes Gebot.

Und geboten bekommen die Zuschauer einiges: Auf den normalerweise belebten Verkehrsstraßen und durch den Hafen von Monte Carlo dröhnen die Autos, vorbei am Hotel de Paris, dem berühmten Casino, entlang der Uferstraße, durch enge Kurven und den Tunnel. Es ist der einzige verbliebene wahre Straßenkurs der Formel 1 - packende Atmosphäre garantiert. Mal sehen wie es nächstes Jahr in Singapur wird?

Das Fahrerlager am Hafen ist fast frei für die Fans zugänglich. Ein logistischer Albtraum ist es allerdings für die Teams. Die Renntrucks stehen in einer mehrstöckigen Parkgarage auf dem Felsen rund 15 Minuten von der Boxengasse entfernt. Mit der neuen Boxenanlage ist es jetzt zwar einfacher, aber ideale Arbeitsbedingungen sind es für die Jungs trotzdem nicht.

Juan-Pablo Montoya

Immer im Blick: Formel-1-Boliden und im Hintergrund der Hafen Zoom

Die Boxengasseneinfahrt ist im Wesentlichen an derselben Stelle geblieben. Das neue Boxengebäude ist zweistöckig angelegt. Unten sind die Garagen, darüber Büros. Die im Bereich der früheren Boxengasse befindlichen Bäume wurden dem Umbau nicht geopfert. Daher wachsen nun teilweise Äste durch die neuen Gebäude. Die Kontrollstände der Teams sind an ihrem alten Platz an der Start- und Ziel-Geraden geblieben. Von dort aus gibt es nun keinen Sichtkontakt mehr zu den Boxenstopps - auch nicht gerade ideal!

Die Organisation des jährlichen Hauptereignisses in Monaco beschäftigt zirka 3.000 Leute. Der Aufbau von insgesamt 32 Kilometer Leitplanken und 13.000 Quadratmetern Zäunen dauert 25 Tage.

Gemeinsam mit den 24 Stunden von Le Mans, den Indianapolis 500 und der Monte Carlo Rallye ist der Monaco-Grand-Prix eines der vier bekanntesten Motorsport-Ereignisse der Welt. "Ich bin froh, dass sie es sind", mit diesen Worten beglückwünschte der verstorbene Fürst Rainier in jedem Jahr den Sieger - jetzt ist es sein Sohn Fürst Albert, der die Trophäe überreicht.

Tipps - eine Runde in Monaco - mit den "Pit Stops" des Jet-Set

Will man dem internationalen Jet-Set und den Fahrern einmal ganz nahe sein, empfiehlt es sich, eine Reise nach Monaco zu machen. Nur dort ist man so hautnah am Geschehen.

Wer sich abends "auf die Piste" begibt, kann an den verschiedenen Bars Formel-1-Piloten, Ingenieure und Mechaniker treffen. Beginnen wir die Runde im Fahrerlager: direkt hinter dem Zaun ist das "Stars'n'Bars", von Katie und Didier - die Sportbar liegt im Arkadengang direkt am Fahrerlager. Dort gibt es prima Burger und Chicken Wings. Drinnen ist es zwar meist super heiß und stickig, aber man kann auch jede Menge Formel-1-Andenken bewundern - und nicht nur die, auch andere Sportler haben sich hier verewigt.

Grimaldi-Palast

Der Grimaldi-Palast ist eine der Sehenswürdigkeiten des Klein-Staats Zoom

Zum "Stars'n'Bars" gehört auch eine Diskothek im Obergeschoss - hier geht es ab Mitternacht hoch her bis in die frühen Morgenstunden, manche Sponsoren mieten sich die Diskothek am Grand-Prix-Wochenende für ihre Parties: Vor einigen Jahren traten die No Angels auf, sogar Eddie Jordan spielte mit seiner Band.

In der gleichnamigen weltberühmten Haarnadelkurve ist das das ehemalige "Café Rascasse" jetzt: "Café Grand Prix". Hier steht nachts das Partyvolk in Scharen mitten auf der Rennstrecke, dazu gibt es Live-Musik. Bei der Getränkeauswahl sollte man allerdings vorsichtig sein - ein Bier gibt es für sechs Euro, ein Whisky-Cola dagegen kostet schon stolze elf Euro. Wenn die Nachtschwärmer dann im Morgengrauen nach Hause gezogen sind, kommt das Kehr-Kommando samt Wasserdüse, die Straßen sollen ja blitzblank sein. Dann werden die Leitplanken zugemacht und schon können die Boliden wieder um das Café herumrasen.

In Sichtweite: der Yacht-Hafen. Hier ankert alles, vom kleinen Motorbötchen bis hin zum eleganten Mittelmeer-Kreuzer. Beliebter Sport unter den Formel 1 Leuten: nicht "Bar-Hopping", sondern "Boat-Hopping". Von einer Yacht zur nächsten, von einer Party zur nächsten, hier ein bisschen Kaviar und ein Glas Champagner, nebenan einen Kaffee zum Wachbleiben und weiter am Pier entlang zur nächsten Yacht, einen Cocktail trinken und zu heißer Diskomusik auf dem Oberdeck das Tanzbein schwingen.

Yachten im Hafen von Monte Carlo

Eine Yacht im Hafen von Monte Carlo kann sich nicht jeder leisten... Zoom

Gerhard Berger hat seine Yacht in Fontvielle, Eddie Irvine auch, er vermietet sie an Formel-1-Sponsoren zum Grand Prix, Jenson Button entspannte sich in der Vergangenheit auf seiner "Little Missy" im Hafen von Monaco, David Coulthard auf seiner "Braveheart" (stilecht mit schottischer Flagge als Fußmatte).

Folgt man dem Grand-Prix-Kurs durch die St. Devote hinauf zum Casino, kann man dort vor allem abends einen Auflauf beobachten der sich aus folgenden "Zutaten" zusammensetzt: alte und neue, aber vor allem sehr, sehr teure schöne Autos, schöne Frauen, viele Fans und jede Menge blitzende Fotoapparate.

Ein Stückchen weiter ist links die "Tip Top-Bar" zu finden. Hier waren früher selbst am Grand-Prix-Wochenende (vor allem Donnerstagabend) sogar viele der Piloten zu finden. Daneben ist der Italiener Rampoldi, wo-Juan Pablo Montoya in Grand-Prix-freien Wochen gerne seine Pasta verspeiste.

Der Hafen von Monte Carlo

...doch wer eine hat, kann die traumhafte Atmosphäre genießen Zoom

Zum nächsten "Pit Stop" muss man den Kurs allerdings verlassen: anstatt unterhalb der Löws rechts in den Tunnel abzubiegen geht's links, Richtung Grimaldi Forum. Auf der linken Straßenseite sind einige Restaurants, ein Autohändler in dessen Schaufenster blitzblank polierte Luxuskarossen stehen und das "Sass-Cafe". Vicky Leandros habe ich hier schon gesehen, meist ist es aber so voll, dass man gar niemanden sieht...

Weiter auf unserer "Runde" kommt man rechter Hand am Grimaldi Forum vorbei, hier war in den vergangenen Jahren während des Grand-Prix-Wochenendes immer Sonia Irvines sensationelle aber auch elitäre und sündhaft teure "Amber Lounge": Wer hier einen Tisch ergattern (und sich leisten) kann, verbringt den Abend mit Formel-1-Bossen, Piloten, Stars, Sternchen und VIPs! Dieses Jahr ist die Amber Lounge umgezogen, ans "Beach Plaza Hotel", in dem übrigens auch viele Formel-1-Teammitglieder wohnen.

So, wir kommen zum finalen "Pit Stop": Wer Monaco wirklich vollends als Glitter- und Glamour-Grand-Prix erleben will, der kommt nicht ums "Jimmy'z" herum. Mit eigenem Garten, Springbrunnen und mehreren Bars sieht es dennoch für solch einen Nobelort eigentlich recht "normal" aus.

Vitantonio Liuzzi

In Monte Carlo zeigt sich, wer gesehen werden möchte Zoom

Wer rein will, braucht Geduld und Connections, lange Schlangen am Eingang, eigentlich kommt man nur mit Tischreservierung rein, aber oft klappt es auch so. Das Warten lohnt sich für die, die mit der Prominenz wirklich auf Tuchfühlung gehen wollen. In welcher Diskothek kann man schon neben Boris Becker, Heidi Klum und Alberto Tomba tanzen, trifft an der Bar Naomi Campbell und sitzt neben David Coulthard und seinen Freunden auf dem Sofa?

Einen Haken hat dieser exklusive Spaß allerdings - wenn Sie ins "Jimmy'z" gehen, sollten Sie vorher im Kasino gewonnen haben - denn hier müssen Sie nicht nur tief, sondern ganz tief in die Tasche greifen. Ein Drink kostet mindestens 75 Euro, egal ob Mineralwasser oder Gin Tonic. Die Welt der Schönen und Reichen hat eben ihren Preis.

Jacques Villeneuve

Ein Bild, das deutlich macht, wie verrückt dieser Grand Prix doch ist... Zoom

Den hat sie auch beim absoluten Formel-1-Partyhighlight der gesamten Saison: der Amber Lounge. Sonia Irvine, Schwester von Eddie Irvine, hat es geschafft, seit einigen Jahren am Monaco-Grand-Prix-Wochenende DAS Society Highlight auf die Beine zu stellen! 500 Euro kostet die Eintrittskarte, man kann auch ganze Tische buchen. Drinnen kann man dann aber Geldbeutel und Kreditkarte stecken lassen, es gibt keine weiteren Kosten, Champagner vom feinsten, aus Magnum Flaschen, 12 Jahre alter Whiskey, Cocktails, was man will - tanzen neben den Formel-1-Piloten, an der Bar stehen neben Prinz Albert und Promis aus der Film- und Musikbranche. Ich habe in der Amber Lounge schon mehr Promis gesehen als auf der Startaufstellung zum Grand Prix. Wer mehr wissen will: www.amber-lounge.com.

Wem das alles viel zu viel Trubel ist, der muss in Monte Carlo einfach ein paar Treppen steigen. Mein Geheimtipp: rauf in die Altstadt rund um den Palast. Hier fühlt man sich wie in einem italienischen Fischer-Dörfchen. Ruhe fernab vom Formel-1-Geschehen, enge verwinkelte Gassen, immer wieder atemberaubende Ausblicke hinunter auf Monte Carlo, das Mittelmeer und auf Fontvielle, und dazu jede Menge kleine, wunderbare Restaurants - von Creperie über Pizzerias bis hin zu edlen Fischlokalen - und das alles zu noch - relativ - vernünftigen Preisen.

So, jetzt muss ich aber Koffer packen, damit ich für alles bereit bin...

Bis dann,

Inga Stracke