• 30.03.2006 19:55

  • von Marco Helgert

In Melbourne bewahrt man die Ruhe

Von einem Finanzierungsloch ab 2007 wegen des Wegfalls der Tabakgelder geht in Australien niemand aus - sinkende Ticketverkäufe beunruhigen stärker

(Motorsport-Total.com) - Alle Zeichen deuten darauf hin, dass auch der Australien-Grand-Prix in Melbourne schweren Zeiten entgegensteuert. Geliebt wurde das Rennen vom Renntross und den Medien immer, doch jährlich musste Geld zugeschossen werden, weil das Event zu wenig Gewinn abwarf. Ab 2007 wird sich die Lage unter Umständen noch verschlimmern, denn das dann gültige Tabakwerbeverbot wirft bereits Schatten voraus.

Titel-Bild zur News: Eingang zum Paddock

Die Verantwortlichen in Melbourne blicken noch sorgenfrei in die Zukunft

Sollte es nötig werden, dass die Formel-1-Teams für Ausfälle der Tabakwerbung eine Abfindung erhalten, so stünden die Organisatoren in Melbourne vor einem Dilemma. Fast zwölf Millionen Euro kämen dann zum jährlichen Schuldenberg hinzu. Von der Regierung des Bundesstaates Victoria kassierte man bereits eine Ablehnung, Steuergelder gibt es nicht.#w1#

Dies bestätigte Steve Bracks, Premierminister von Victoria, erneut. Für ihn ist das Rennen auch nicht in unmittelbarer Gefahr, denn es könnten durchaus andere Sponsoren einspringen. "Es war doch mehrere Jahre bekannt, dass die Sponsoren ersetzt werden müssen", erklärte er. Zudem sei Australien in Bezug auf die Tabakwerbung keine Ausnahme.

"Dies passierte auch schon in anderen Ländern, daher haben wir da keine Sorgen oder Ängste", fuhr Bracks fort. Sorglos schritt auch Ron Walker, Chef des Organisationskomitees, durch das Fahrerlager. Der Vertrag mit Bernie Ecclestone sei wasserdicht, Melbourne würde bis 2010 im Kalender verbleiben. Zudem sei das Wegfallen der Ausnahmeregelungen keineswegs so überraschend, wie nun häufig dargestellt.

"Im Jahr 2000 bat Max Mosley (FIA-Präsident; Anm. d. Red) die australische Regierung darum, die Ausnahmeregelung Ende 2006 abzuschaffen. Er wollte die Teams ermutigen, sich bis dahin neue Sponsoren zu angeln", so Walker gegenüber 'autosport.com'. "Es gab drei Ausnahmen, für die Formel 1, die MotoGP und Golf, alle fallen nun weg. In diesem Land darf man nicht mehr in Restaurants rauchen, auch nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln. Es gibt keinen Weg, dass sich diese Regierung wieder umentscheidet."

Probleme, wenn auch geringerer Art, treffen die Veranstalter schon 2006. Die Commonwealth-Spiele, die auch für die Verschiebung des Australien-Grand-Prix' verantwortlich sind, haben die Ticketverkäufe negativ beeinflusst. "Man muss zugeben, dass die Ticketverkäufe für die Tribünen gesunken sind. Hauptsächlich geschah das durch die Commonwealth Games, die inmitten unserer Hauptverkaufszeit stattfanden", erklärte der CEO der 'Australian Grand Prix Corporation', Tim Bamford, in der Zeitung 'The Australian'.

Nach diesen Informationen sollen die Verkäufe für die Tribünenplätze um 14 Prozent gesunken sein, die anvisierten 350.000 Zuschauer für das gesamte Wochenende sollen kaum erreichbar sein. Ron Walker hat hierzu andere Informationen. Er geht davon aus, das 2.500 Sitzplätze frei bleiben. "Was gar nichts ist, wenn man darüber nachdenkt", so Walker, der weiter von bis zu 380.000 Fans ausgeht.